Technik
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RTS-Magazin 12/2018
verändertes Tageslicht zu Mensch, Tier und
Pflanzen in den Innenraum gelangt. Die-
sem fehlt ein beträchtlicher Teil seiner bio-
logischen Wirkung. Je komplexer Vergla-
sungen werden, umso geringer und qua-
litativ schlechter ist deren Lichtausbeute.
Johann Gerstmann: „Unterm Strich ist
die Energiebilanz von Sonnenschutzglä-
sern und Fenstern mit Sonnenschutzfolien
ziemlich dürftig. Beide reduzieren perma-
nent den Eintrag von Sonne und Licht. Das
reduziert zwar den Kühlenergiebedarf, stei-
gert jedoch den Energiebedarf fürs Heizen
und Beleuchten. Hinzu kommen noch die
visuellen und nicht visuellen Auswirkungen
für Bewohner und Nutzer.“
Traditionelle
Sonnenschutztechnik
Ob wir an sonnigen Tagen unsere Gebäude
vor Überwärmung schützen möchten oder
die Wärme der Sonne nutzen wollen, hängt
von der Jahreszeit ab. Dem Tagesgang fol-
gend, werden Ost-, Süd- und Westfassa-
den nicht gleichzeitig besonnt – eine per-
manente Verschattung widerspricht daher
der Dynamik des Klimas. Optimal konzi-
pierter Sonnenschutz ist variabel und folgt
dieser Dynamik. Nur so wird das natürli-
che Licht bestmöglich genutzt, die Ein-
strahlung im Sommer um bis zu 95 Prozent
reduziert und die Sonnenenergie fürs Hei-
zen in der kalten Jahreszeit genutzt. „Fens-
ter sind die effektivsten „Solarpaneele“,
solange sie nicht mit Sonnenschutzbe-
schichtungen ausgerüstet werden“, so Jo-
hann Gerstmann.
Die direkte Nutzung von erneuerbarer
Sonnenenergie und der natürlichen Res-
source Tageslicht durch variable Beschat-
tungen wie Raffstore, Markisen und Lä-
den bedeutet, dass diese Sonnenschutz-
technik die effizienteste grüne Technologie
der Haustechnik darstellt. Die Anschaffung
smarter Lösungen amortisiert sich auf-
grund der minimalen Betriebskosten und
des geringen Wartungsaufwandes in weni-
gen Jahren, wenn man sie mit den Kosten
einer aktiven Kühlung sowie eines höheren
Heiz- und Beleuchtungsbedarfs vergleicht.
Johann Gerstmann abschließend: „Som-
mertauglichkeit von Gebäuden ist auch in
Zeiten der Klimaerwärmung mit passiven
Technologien möglich. Es bedarf allerdings
einer ganzheitlichen Betrachtung und einer
integralen Planung.“
Vor allem in der Stadt plädiert der Ex-
perte für Verdunstungsflächen wie Brunnen
und Wasserflächen und die Begrünung von
Fassaden und Dächern. Begrünte Stadt-
landschaften halten die Umgebungstempe-
ratur im Vergleich zu nicht begrünten Ge-
bieten um bis zu 5 Grad Celsius niedriger.
Dynamischer, variabler Sonnenschutz ist
– ganzheitlich betrachtet – die beste Maß-
nahme gegen übermäßigen Eintrag von
Wärme in Gebäude: Die Raumtempera-
tur kann bis zu 10 Grad unter der Außen-
temperatur gehalten werden, solange die
Nachtauskühlung gelingt.
www.bvst.atDie Anschaffung smarter Lösungen amortisiert sich aufgrund der minimalen Betriebskosten und des
geringen Wartungsaufwandes in wenigen Jahren.
Beim wichtigen Schutz gegen Überwärmung darf die ausreichende Versorgung mit natürlichem Tageslicht
nicht in den Hintergrund geraten.