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Technik

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RTS-Magazin 8/2018

Eigentlich ist es ein selbstgemachtes Di-

lemma: Die Gebäudehülle wird immer

dichter. Dadurch kann einerseits die Son-

nenwärme nicht ideal genutzt werden und

andererseits läuft die Auskühlung eines Ge-

bäudes auch nur suboptimal. Das Start-up

Unternehmen I[n]solation präsentiert nun

eine mögliche Lösung aus der Zwickmühle:

eine Art schaltbarer Wärmedämmung.

Häuser sind wichtiger Bestandteil der

menschlichen Geschichte. Sie spiegeln das

energetische Niveau der Gesellschaft äu-

ßerst genau wieder. Mit Hilfe eines Zeit-

strahls könnte man sehr anschaulich ma-

chen, wie unsere Häuser sich mit der Er-

schließung neuer Energiequellen verändert

haben. Holz, Kohle, Öl, Gas und Strom –

der menschliche Wohnraum wurde immer

größer und komfortabler. Doch wie lange

reichen die fossilen Ressourcen noch aus?

Wie lange können wir uns diese großen,

hellen und komfortablen Häuser noch leis-

ten? Und wie geht es danach weiter?

Abhängig von fossilen

Brennstoffen

Unsere Abhängigkeit von fossilen Brenn-

stoffen sollte ein Ende finden, bevor sie es

muss. Diese Möglichkeit besteht, denn es

gibt freie und saubere Energie, die allen zu-

gänglich ist und in der unsere Häuser regel-

recht baden – die Sonnenenergie. Die Um-

wandlung dieser Energie in Wärme passiert

– wie ein Jeder unter der Sonne buchstäb-

SchaltbareWärmedämmung

soll aus der Zwickmühle führen

D

ie Idee der Dämmung mittels ge-

schichteter Folien hatte Sergej Kvas-

nin. Die Redaktion vom RTS-Magazin

hatte noch ein paar Fragen an den Erfin-

der. 

RTS: Herr Kvasnin, verste-

hen wir das richtig: Die Fo-

lien funktionieren ähnlich

einem Raffstore oder einer

Jalousie zwischen den Glä-

sern eines Fensters?

Sergej Kvasnin: Meine Kon-

struktion kann man als eine

Erweiterung für den äuße-

ren Sonnenschutz zwischen

den Rollladen und dem

Fenster oder für den inne-

ren Sonnenschutz im Volu-

men zwischen einem Glas

und der Wandebene nut-

zen. Die Konstruktion kann natürlich auch

zwischen den Gläsern in einer Art Kasten-

fenster platziert werden.

RTS: Lassen diese Folien denn auch noch

Tageslicht durch? Oder muss ich im Hoch-

sommer zur Mittagszeit, weil die Sonne

drückt und damit die Folien zur Dämmung

unten sind, das elektrische Licht einschal-

ten?

Sergej Kvasnin: Die Folien sind undurch-

sichtig und den Lichteinfall können Sie

durch die Aufrollhöhe regulieren.

RTS: Warum wird mit meh-

reren hintereinanderlie-

genden Folien gearbeitet

und nicht gleich mit Folie

in verschiedenen Stärken

gearbeitet?

Sergej Kvasnin: Als

wärmeisolierender Stoff

dient in dem Fall die Luft.

Die

Wärmeleitfähigkeit

des Kunststoffs der Folien

beträgt etwa das zehnfa-

che der Luft. Mit der I[n]

solation

Konstruktion

wird einfach die bereits

vorhandene Luft genutzt.

Die Folien teilen diese in

die Schichten, wodurch die Konvention

minimiert wird, ähnlich wie bei der Mehr-

fachverglasung. Zusätzlich unterbinden

die wärmereflektierenden Folien auch eine

andere Art der Wärmeübertragung – die

Wärmestrahlung. Und dies bei nahezu 100

Prozent.

RTS: Wie kamen Sie auf die Idee, mittels

Folien für Dämmung zu sorgen? Hatten Sie

auch andere Dämm-Mittel vorher in Be-

tracht gezogen?

Sergej Kvasnin: Alle normalen Wärme-

dämmungen tragen ihren Isolierstoff Luft

mit ihren starren Strukturen immer mit.

Nicht aber die I[n]solaton. Revolutionär

ist die Transformierbarkeit der Konstruk-

tion. Mit z. B. elf Folien in einem Abstand

von 10 Millimetern und einer Gesamt-

dicke von 100 Millimetern übersteigt der

Wärmedämmwert den von Styropor mit

gleicher Dicke um circa 30 bis 35 Prozent.

Aber wenn die Folien beim Aufrollen zu-

sammengedrückt werden, beträgt ihre Ge-

samtdicke gerade mal 11 x 0,012=0,132

Millimeter, also dünner als der Mantel-

stoff eines Rollos. Die Folien eignen sich

sehr für die Auftragung der wärmereflek-

tierenden Beschichtung und sind relativ

robust. Im Grunde genommen sieht man

dies auch an den überall eingesetzten Ret-

tungsdecken. Darüber hinaus sind die Fo-

lien im Unterschied zu anderen Dämm-

stoffen auch biegsam. Dies führt dazu,

dass sie problemlos aufgerollt werden

können. Diese quasi unsichtbar verstau-

bare Konstruktion ist im klaren Vorteil ge-

genüber dem sperrigen und platzrauben-

den Styropor und Co.

RTS: Vielen Dank für die Erläuterungen.

Sergej Kvasnin ist der Erfinder

des Systems.

Die Einsatzmöglichkeiten der Folien-Dämmung.

Grafik/Fotos (3): © Insolation