

Technik
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RTS-Magazin 10/2017
rung. Bei der Pulverbeschichtung werden
die Werkstücke mit Pulverlack beschichtet.
Die für die Pulverbeschichtung verwen-
deten Pulverlacke bestehen aus trockenen
Partikeln. Farbe, Effekt, Glanz und Struktur
der Pulverbeschichtung werden nicht durch
das Pulverbeschichten, sondern durch die
Auswahl des passenden Pulverlacks be-
stimmt. Mit diesem Verfahren können in
der Regel alle RAL-, NCS-, Pantone- und
sämtliche andere Sonderfarben pulverbe-
schichtet werden.
Unterschiedliche Verbände –
unterschiedliche Regelwerke
Bei den Verbänden hinter den beiden Be-
schichtungsverfahren handelt es sich um
unterschiedliche Organisationen mit un-
terschiedlichen Interessen. Hinter der Coil
Coating-Industrie steht die ECCA Gruppe
(European Coil Coating Association). Für
die industrielle Beschichtung von Alumi-
nium mit Pulverlack sind die Richtlinien
der GSB International maßgeblich. Jeder
Verband hat seine eigenen Qualitätsrichtli-
nien für das eigene Herstellungsverfahren.
Ein Blick in die Richtlinie „VFF Merkblatt
AL.02“ des Verbands Fenster + Fassade,
welche für die visuelle Beurteilung von pul-
verbeschichteten Aluminiumoberflächen
(Stranggepresstes Aluminium) maßgeblich
ist, lässt den Unterschied deutlich erken-
nen. Hier wird nämlich ausdrücklich da-
rauf hingewiesen, dass in dieser Richtlinie
bandbeschichtete Oberflächen (Coil-Coa-
ting) nicht erfasst sind.
Auch hier wird schnell offensichtlich,
dass ein Vergleich zwischen den beiden
Produkten defacto zu keinem Ergebnis
führt. Eine gemeinsam erarbeitete Richtli-
nie hinsichtlich der Oberflächenbeschaf-
fenheit wird es auch in Zukunft von den
beiden Verbänden vermutlich eher nicht
geben.
Welche Regelwerke im
Zweifelsfalle heranziehen?
Einige Hersteller haben bereits aus Eigen-
interesse – da bei ihren Produkten beide
Beschichtungsverfahren zum Einsatz kom-
men – auf diese Lücke im Regelwerk re-
agiert und ihre eigenen Richtlinien veröf-
fentlicht. Für die Raffstorelamelle und sons-
tige Einzelteile einer Sonnenschutzanlage
gelten die Vorgaben der „Richtlinie zur Be-
urteilung der Produkteigenschaften von
Raffstoren/Außenjalousien“. Diese wird
vom ITRS (Industrieverband Technische
Textilien – Rollladen – Sonnenschutz e.V.)
herausgegeben.
In dieser Richtlinie wird unter Ziffer
3.2.7 „Glanzunterschiede“ im Hinblick auf
Farbunterschiede folgendermaßen hinge-
wiesen:
s u5RSACHEN SIND OFT HERSTELLUNGS UND
materialbedingt und dann nicht zu be-
anstanden. Beispiel: Raffstorelamellen
werden aus bandbeschichtetem Alu-
minium hergestellt, die Führungsschie-
nen sind aus Aluminium stranggepresst
mit Pulver- oder Nasslackbeschichtung.
Vergleiche können nur bei gleichem
Herstellungsverfahren vorgenommen
werden.“
Unter Ziffer 3.2.8 „Farbabweichungen“
werden ergänzend folgende Beispiele auf-
gezählt:
s u"EI "ANDLACKIERUNGEN GIBT ES KEINE
RAL-Farbtöne, diese sind nur angenä-
hert (Bleche, rollgeformte Teile wie La-
mellen oder Blenden).“
s u$IE "AUTEILFORMGEBUNG Z " DER ,A
-
mellen) führt zu unterschiedlichen Far-
beindrücken.“
s u$IESE 0UNKTE STELLEN AUS DEN IN DIE
-
sem Abschnitt genannten Gründen den
Stand der Technik dar.“
Empfehlungen des Autors
Ein Farbtonunterschied zwischen band-
beschichteten Raffstorelamellen und an-
grenzenden Bauteilen aus stranggepressten
Profilen oder aus Aluminium-Blech stellt
keinen Widerspruch zu den anerkannten
Regeln der Technik dar und kann nicht be-
anstandet werden. RAL-Farbtöne können
bei bandbeschichteten Produkten zudem
nur annähend hergestellt werden.
Alle Beteiligten sollten daher im Vor-
feld, bevor der Soll-Zustand bei den Farben
vereinbart wird, die gewünschten Oberflä-
chen gründlich überprüfen. Eine Auseinan-
dersetzung mit der Thematik erst nach der
Auftragsvergabe sollte naturgemäß mög-
lichst vermieden werden.
Zur Vermeidung von inakzeptablen
Farbunterschieden und Metamerie emp-
fiehlt sich, die Kombination von gleichen
Farbtönen, die unter unterschiedlichen Ap-
plikationsbedingungen beschichtet werden
bzw. die von unterschiedlichen Lieferan-
ten oder aus verschiedenen Produktserien
stammen, generell zu vermeiden.
Dipl.-Ing. Karan Djalaei
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Zum Autor
Karan Djalaei ist
Gründer des auf
Fassadentechnik
spezialisierten
Büros KD
Fassadenplanung. Er berät als Fassadenplaner
private Investoren, Projektentwickler,
Architekten, Generalunternehmer und
die öffentliche Hand in allen Fragen rund
um die Gebäudehülle. Ein Lehrauftrag für
Fassadentechnologie an der TH Köln und
Fachveröffentlichungen und -vorträge gehören
zu seiner nebenberuflichen Tätigkeit.