

Technik
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RTS-Magazin 10/2017
Wenn sich ein weltweit führender Herstel-
ler für modular aufgebaute Positioniersys-
teme mit einem renommierten Experten
für den Antrieb und die Steuerung von
Rollläden, Sonnenschutz und Toren zu-
sammentut, denkt man an vieles – aber
wohl kaum an eine kleine Revolution im
Bereich barrierefreies Wohnen. Und den-
noch ist genau das das erklärte Ziel eines
ambitionierten Projekts zwischen der Bahr
Modultechnik GmbH und der Becker-An-
triebe GmbH.
Die beiden Unternehmen haben es sich
zur Aufgabe gemacht, die Lücke im Be-
reich Smart Home zu schließen und Barri-
erefreiheit im ursprünglichen Sinne – also
die Überwindung von Höhenunterschie-
den – in jeder Situation innerhalb kürzes-
ter Zeit und ohne großen Bauaufwand zu
realisieren. Für genau solche Fälle hat Dirk
Bahr, Mitgründer und Konstruktionsleiter
bei Bahr Modultechnik, jetzt ein spezielles
Liftsystem mit Laderampe entwickelt und
sich dabei Unterstützung von Becker ge-
holt. „Als Spezialist für Antriebe und Steue-
rungen bieten wir natürlich auch Systeme für
die zentrale Hausautomatisierung, die das
Leben im Alter oder bei körperlichen Ein-
schränkungen enorm erleichtern. Doch was
bringen mir solche Systeme, wenn ich nicht
mehr alleine in meine Wohnung komme?
Als Dirk Bahr uns mit seiner Idee um Hilfe
bat, waren wir deshalb sofort zur Stelle –
auch wenn Liftsysteme für uns natürlich ge-
nauso wie für ihn selbst zunächst Neuland
waren“, so Jens Hederer, der das Projekt bei
Becker maßgeblich betreute.
Intensiver Austausch
Ein Bedarf im Freundeskreis seines Sohnes
war für Dirk Bahr der Anlass, aktiv zu wer-
den. Aufgrund seiner schweren Behinderung
war dort ein im Rollstuhl sitzender junger
Mann permanent auf die Hilfe seines
Vaters angewiesen, um in das bezie-
hungsweise aus dem Haus zu gelan-
gen. Eine Treppe erschwerte den Zu-
gang, so dass der Vater seinen rund
80 Kilogramm schweren Sohn jedes
Mal die Stufen hoch bzw. runter tra-
gen musste. Für Dirk Bahr war des-
halb klar: Hier muss eine Lösung her.
Allerdings musste er genauso schnell
feststellen, dass es keine Lösung „von
der Stange“ gab, die auch nur ansatz-
weise den speziellen Anforderungen
entsprach. Also nutzte er sein fundier-
tes Know-how im Bereich Positionie-
rungssysteme und entwickelte kurzer-
hand selbst ein Liftsystem. Die Freude
und spürbare Erleichterung der befreundeten
Familie spornte ihn schließlich an, seine Ent-
wicklung weiter voranzutreiben und zu per-
fektionieren. Die entscheidende Frage war:
Wie schafft man es, dass der Lift möglichst
weich anfährt und stoppt, um gerade älteren
oder kranken Personen angstfreies Fahren zu
ermöglichen?
Mit Becker fand er schließlich genau den
richtigen Partner, um diese Herausforderung
zu lösen – und zwar durch einen modifizier-
ten Torantrieb inklusive Frequenzumrichter-
steuerung, der normalerweise dafür sorgt,
Industrietore schnell und schonend zu öff-
nen bzw. zu schließen. „Das Wichtigste für
uns war zu verstehen, was Dirk Bahr sich ge-
nau wünscht. Deshalb haben wir ihn einfach
eingeladen, um uns im persönlichen Ge-
spräch über seine Idee auszutauschen“, erin-
nert sich Jens Hederer. „Durch das gemein-
same Diskutieren und Tüfteln war dann
schnell klar, wie wir unsere Lösung – die ja
eigentlich für einen vollkommen anderen
Anwendungsbereich entwickelt wurde –
für seine spezifischen Anforderungen ad-
aptieren mussten, so dass bereits der Pro-
totyp nach minimalen Änderungen direkt
passte.“
Aus Vision wird Wirklichkeit
Für den gewünschten Fahrkomfort sorgt
neben dem adaptierten Torantrieb mit 112
Umdrehungen/Minute vor allem die zu-
gehörige
Frequenzumrichtersteuerung.
Diese ermöglicht ein sanftes Anfahren
und Stoppen des Liftes und schont auf
diese Weise auch die Mechanik. Neben
der Geschwindigkeit lassen sich darü-
ber hinaus ganz einfach verschiedene Si-
cherheitsaspekte regeln. So fährt der Lift
zum Beispiel nur los, wenn seine Tür ge-
schlossen ist. Einmal in Fahrt, überwindet
der Lift in der Standard-Ausführung mü-
helos einen Höhenunterschied bis 1,20 Me-
ter und trägt dabei ein maximales Gewicht
von 400 Kilogramm. Der besondere Vorteil
des Systems im Vergleich zu anderen An-
bietern: Es ist direkt verfügbar und lässt sich
schnell installieren, ohne groß in die Bausub-
stanz eingreifen zu müssen. „Wer auf Hilfe
angewiesen ist, kann es sich oft nicht leis-
ten, wochenlang auf einen Lift zu warten“,
so Dirk Bahr.Von seiner Lösung wird er des-
halb in Zukunft immer eine größere Anzahl
auf Lager haben, die dann bei Bedarf direkt
von einem Schlosser vor Ort montiert wer-
den kann. Auch in Mietwohnungen lässt sich
sein Liftsystem problemlos einbauen, denn
wird der Lift nicht mehr benötigt, ist er dank
seiner filigranen Konstruktion ebenso schnell
wieder ausgebaut.
Eines der ersten Modelle ist beim Ehe-
paar Feldner im Einsatz. Die beiden 76- und
78-Jährigen sind froh, endlich eine
einfache Lösung gefunden zu haben,
auch in Zukunft weiter ihr Leben in
den eigenen vier Wänden zu genie-
ßen. Um der großen Nachfrage ge-
recht zu werden, ist Dirk Bahr mo-
mentan auf der Suche nach Partnern,
denen er seine Lifte auch halbfertig
liefern kann. Dies hat denVorteil, dass
sie dann vor Ort an die individuel-
len Anforderungen angepasst wer-
den können. Und auch auf Becker will
Dirk Bahr weiter als starken Partner
setzen.
www.bahr-modultechnik.de www.becker-antriebe.deÜber Höhenunterschiede hinweg
Macht barrierefreies Wohnen auch ohne großen
Bauaufwand möglich: das innovative, neue Liftsystem.
In Fahrt kommt der Lift mit Hilfe eines adaptierten Torantriebes.
Becker-Antriebe
Bahr Modultechnik