

Technik
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RTS-Magazin 10/2017
Visuelle Eigenschaften von Bauteilen inner-
halb der Fassade sind häufig Gegenstand
von Streitigkeiten zwischen Auftraggeber
und Fassadenbauer. Farbabweichungen vom
vereinbarten Soll-Zustand gefährden den
Baufortschritt und können den Austausch
von bereits eingebauten Bauteilen rechtfer-
tigen oder zumindest eine Minderung des
Werklohns nach sich ziehen.
Bei Raffstoreanlagen ist der Farbton der
Lamellen nicht selten auch Gegenstand der-
artiger Streitigkeiten. Jedenfalls spätestens
dann, wenn bei der Bemusterung unter-
schiedliche Farbtöne zwischen Aluminium-
Lamellen und angrenzenden Bauteilen aus
dem gleichen Werkstoff festgestellt werden.
Unrealistische Erwartungen
bei der gewünschten Optik
Die Vorstellung, dass durch Vorgabe eines
Standard-RAL-Tons bei zwei Produkten aus
Aluminium mit einer industriell beschichte-
ten Oberfläche ein einheitlicher Farbton mög-
lich sein sollte, mag zunächst gar nicht abwe-
gig erscheinen. Schließlich geht es dabei nicht
um eloxierte Oberflächen oder gar um hand-
werklich hergestellte Leistungen wie Malerar-
beiten, die aufgrund ihrer Natur und Eigenart
eine absolut gleichmäßige Bearbeitung der
Oberfläche nicht zulassen. Soweit jedenfalls
die Theorie. In der Praxis ist das Ergebnis häu-
fig enttäuschend, wenn bei Aluminium-Pro-
dukten mit verfahrenstechnisch unterschied-
lichen Beschichtungssystemen die gleiche
Optik hergestellt werden soll. Am Ende des
Tages muss sich die gewünschte Farbgleich-
heit technisch erst realisieren lassen.
Was wird häufig beanstandet?
Erfahrungsgemäß sind die häufigsten Strei-
tigkeiten bei pulverbeschichteten Alumini-
umprodukten vorzufinden, die in gleichem
RAL-Ton beschichtet werden sollen. Dies
ist in aller Regel auf veredlerspezifische Ein-
flüsse zurückzuführen, wenn die Produkte
von unterschiedlichen Veredlern beschichtet
werden müssen. Nicht selten wird aber auch
der Farbunterschied zwischen Raffstore-
lamellen und angrenzenden im Strangpress-
verfahren hergestellten Aluminiumprofilen
beanstandet, obwohl es sich hier um zwei
verschiedene paar Schuhe handelt.
Warum lässt sich ein Farb-
unterschied nicht vermeiden?
Ein Farbtonunterschied zwischen einem
bandbeschichteten Bauteil (Raffstorelamelle)
und einem stückbeschichteten bzw. pulver-
beschichteten Bauteil aus stranggepresstem
Aluminium lässt sich verfahrens- und her-
stellungsbedingt aus den unten genannten
Gründen nicht ausschließen:
s 6ERFAHRENSBEDINGT HANDELT ES SICH UM
unterschiedliche Applikationen und
Lackformulierung.
s $IE $ICKE DER "ESCHICHTUNG IST BEI DER
Sonnenschutzlamelle verfahrensbedingt
wesentlich geringer als bei dem strang-
gepressten Bauteil aus Aluminium.
s 3ELBST BEIM GLEICHEN "ESCHICHTUNGSVER
-
fahren, was technisch nicht möglich ist,
wären Farbabweichungen aufgrund un-
terschiedlicher
Chargen/Lieferanten/
Hersteller nicht auszuschließen.
s $IE 'EOMETRIE DER 2AFFSTORELAMELLEN
(gebogen) verursacht unterschiedliche
Lichtreflektionen und Farbabweichun-
gen gegenüber einem flachen strang-
gepressten Bauteil. Bei perforierten La-
mellen wird der Effekt der reflektions-
bedingten Farbabweichung zusätzlich
begünstigt.
s !N DIE 3ICHTFLËCHEN DER ANGRENZENDEN
Bauteile aus stranggepresstem Alumi-
nium werden höhere Anforderungen
gestellt als an die Raffstorelamellen
selbst. Die Beschichtung der Raffstore-
lamelle darf demnach optisch etwas
schlechter ausfallen als die des benach-
barten Strangpressprofils.
s 3ICHTFLËCHEN VON 3TRANGPRESS 0ROFILEN
sind gemäß VFF Merkblatt AL.02 Flä-
chen mit hoher Anforderung hinsicht-
lich der Oberflächenbeschichtung und
-beschaffenheit. Bei Sichtflächen der
Raffstorelamellen (Ober- und Unter-
seite der Lamelle) handelt es sich ge-
mäß Richtlinie zur Beurteilung der Pro-
dukteigenschaften von Raffstoren/Au-
ßenjalousien um Flächen mit lediglich
üblicher bzw. mittlerer Anforderung.
Vor diesem Hintergrund ist ein direkter
Vergleich zwischen den beiden Produkten
nach den anerkannten Regeln der Technik
kaum möglich.
Die Herstellungsverfahren
im Einzelnen
Beim Coil Coating bzw. Bandbeschichtung
(Raffstorelamelle) werden die Aluminium-
Lamellen-Bänder im sogenannten Coil-
Coating-Verfahren gemäß ECCA (European
Coil Coating Association) oberflächen-
veredelt. Bei der Bandbeschichtung durch-
läuft das Aluminiumband in einer kontinu-
ierlich arbeitenden Anlage nacheinander
alle Oberflächenbehandlungsstufen. Der
Auftrag des Flüssiglacks erfolgt über Wal-
zen. Die Dicke der Beschichtung beträgt
bei der Bandbeschichtung 25 bis 28 μm und
ist damit wesentlich geringer als bei der
Stückbeschichtung. Nach der Vorbehand-
lung wird die Grundierung beidseitig auf-
gebracht und eingebrannt. Bandbeschichte-
tes Aluminium hat denVorteil, dass es nach
der Beschichtung noch verformt werden
kann (Raffstorelamelle).
Im Gegensatz zur Coil Coating Be-
schichtung handelt es sich bei der Stück-
beschichtung bzw. Pulverbeschichtung
(Strangpressprofil) um eine Stücklackie-
Bandbeschichtet ist nicht
gleich pulverbeschichtet
Die Kontrolle des Farbtons anhand einer zertifizierten GL-Einzelkarte aus dem RAL 841 GL Farbregister.
KD Fassadenplanung (2)