Previous Page  46 / 70 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 46 / 70 Next Page
Page Background

Markt

44

RTS-Magazin 6/2017

Ein Projekt der TU Graz und der österrei-

chischen Energieagentur belegt: Zukunfts-

orientiertes Bauen funktioniert nicht ohne

zeitgemäßen Sonnenschutz – unabhängig

von der gewählten Bauweise.

In dieser Studie wurde die Sommer-

tauglichkeit verschiedener Bauweisen un-

tersucht. Wechselndes Nutzungsverhalten

wurde ebenso miteinbezogen wie verschie-

dene Kühlstrategien, Gebäudeausrich-

tung, gängige Grundrisse, unterschiedliche

Raumkonfigurationen und -größen sowie

übliche Fensterflächenanteile. Am Ende

war klar: Ganz egal, ob das neue Heim als

Massiv- oder Leichtbau errichtet wird, das

richtige Lüftungs- und Beschattungskon-

zept macht letztendlich den wesentlichen

Unterschied. Johann Gerstmann, Sprecher

des Bundesverbandes Sonnenschutztech-

nik: „Diese Studie zeigt vor allem eines ein-

deutig: Alte Ansätze sind nicht auf das neue

und zukunftsorientierte Bauen und Sanie-

ren übertragbar.“ Und ohne die richtige

Kombination von Beschattung und Lüftung

verzichtet man auf jede Menge Wohnkom-

fort bei gleichzeitig höherem Energieauf-

wand.

Immer wärmer

Laut Zentralanstalt für Meteorologie und

Geodynamik (ZAMG) lag das Jahr 2016 um

ein Grad über dem vieljährigen Mittel und

Studie belegt: Sonnenschutz ist Pflicht

ist das viertwärmste Jahr der letzten 250

Jahre. Die drei wärmsten Jahre der Messge-

schichte stammen alle aus der jüngerenVer-

gangenheit: 2014, 2015, 1994. 2016 brachte

zehn überdurchschnittlich warme und nur

zwei zu kühle Monate, die höchste Tempe-

ratur des Jahres betrug 36 Grad. „Die Ten-

denz zu ständig steigenden Temperaturen,

der von Experten prognostizierte Klima-

wandel, aber auch die modernen Gebäude

mit geringem Heizwärmebedarf stellen uns

vor große Herausforderungen. Diese kön-

nen durch sinnvolle Planungen relativ ein-

fach gelöst werden – allerdings müssen sie

von Anfang an mitgedacht werden“, so Jo-

hann Gerstmann.

Bauweise nicht entscheidend

Gemeinsam mit dem beratenden Planer

steht am Beginn meistens die Entschei-

dung, ob das neue Heim aus Mauerwerk,

Ziegel, Beton oder doch aus Holz sein soll.

Alle diese Bauweisen und dazugehörigen

Baustoffe weisen jeweils ihre ganz spezi-

fischen Vor- und Nachteile auf. Wie jedoch

die Ergebnisse der Studie belegen, ist der

Einfluss der verschiedenen Bauweisen auf

die durchschnittlichen Temperaturen im

Haus nicht so deutlich ausgeprägt, wie es

allgemein angenommen wird. Der haupt-

sächlich wahrnehmbare Effekt, der auf die

Speichermasse zurückzuführen ist, ist die

geänderte Trägheit und damit die Reak-

tionszeit des Gebäudes auf Temperatur-

schwankungen: Gebäude in massiver Bau-

weise überschritten in der Studie das in der

Norm vorgesehene 27-Grad-Kriterium für

den Tag seltener, führen aber zu höheren

Nachttemperaturen. Andererseits sind Ge-

bäude mit leichter Bauweise in der Lage,

rascher auf nächtliche oder wetterbedingte

Abkühlungen zu reagieren.

Verschattung macht den

Unterschied

Die wirksamsten präventiven Maßnahmen

gegen sommerliche Überwärmung sind

gutes Beschatten und wirksames Nach-

lüften. Denn laut der Studie ergeben sich

die niedrigsten Raumtemperaturen – un-

abhängig von der Bauweise – durch eine

konsequente, am besten automatisch ge-

steuerte temporäre Beschattung. Die Som-

mertauglichkeit kann zwar auch über den

Luftwechsel erreicht werden – allerdings

nur in der simulierten Theorie. In der Praxis

stellen nämlich auch Privatsphäre, Tropen-

nächte, Lärm, Insekten und Sicherheitsbe-

dürfnisse wesentliche Kriterien dar – sowie

technische Gründe, denn ein hoher Luft-

wechsel bedeutet nicht automatisch, dass

er auch kühlwirksam ist. Johann Gerst-

mann dazu: „Zeitgerechte Beschattung

am Tag und kühlwirksamer Luftwechsel in

BVST/Griesser AST

Eine neue Studie belegt: Sonnenschutz ist bei jeder Bauweise Pflicht.