Markt
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RTS-Magazin 6/2017
der Nacht schaffen gemeinsam behagliche
Nachtstunden mit Temperaturen unter 25
Grad Celsius.“
Im Sommer und Winter
Der solare Eintrag leistet bei üblicher Ge-
bäudeauslegung und -nutzung im Som-
mer den maßgeblichsten Beitrag zur Erwär-
mung. Zugleich ist er imWinter verantwort-
lich für geringeren Energieaufwand und
mehr Wohnkomfort. Die Beschattungsein-
richtungen sollten von Beginn an integra-
ler Bestandteil des Gebäudekonzepts sein,
der eine komplexe Dreifachanforderung zu
bewältigen hat: Energielenkung, Tageslicht-
nutzung und Blendschutz. „Hinzu kommt,
dass Wohngebäude heute tagsüber meist
nicht durchgehend bewohnt sind und nie-
mand in die Beschattung eingreifen kann.
Daher muss sich diese bei Bedarf automa-
tisch selbst aktivieren“, so Johann Gerst-
mann. Um dem breiten Anforderungsspek-
trum hinsichtlich Energie, Komfort und
Design gerecht zu werden, bietet die Son-
nenschutz-Industrie zahlreiche Lösungen
an. Johann Gerstmann: „Weder Glas noch
Speichermasse lösen das Problem der Über-
wärmung – dazu sind die diesbezüglichen
Ansprüche viel zu komplex!“ Und auch
nicht günstiger, denn sinnvolle bewegliche
Beschattung liegt laut Analyse des Bundes-
verbandes Sonnenschutztechnik üblicher-
weise bei 1,5 bis 2,5 Prozent der Gesamt-
kosten. Wird sie effektiv eingesetzt, reduzie-
ren sich im Gegenzug die Lebenszykluskos-
ten insgesamt um zwei Prozent, womit auch
eventuell anfallenden Kosten für die Nach-
rüstung und den Betrieb von mechanischer
Kühlung vorgebaut ist.
An morgen denken
Häuser, die derzeit errichtet und saniert
werden, müssen also bereits auf die neuen
klimatischen Verhältnisse hin ausgerichtet
sein, um behaglichen Komfort und wert-
volle Gesundheit sicherzustellen. Es gilt,
Die vorläufige Bilanz der Schloss- und Be-
schlagindustrie für das Jahr 2016 fällt po-
sitiv aus: Der Umsatz stieg um 2,4 Prozent
imVergleich zumVorjahr auf 7,6 Milliarden
Euro an. Das positive Ergebnis resultiert aus
der überaus erfreulichen Entwicklung im
Auslandsgeschäft, wo die Umsätze um 6,2
Prozent auf 3,3 Milliarden Euro gesteigert
werden konnten. Dadurch erhöhte sich die
Exportquote geringfügig auf 44,3 Prozent.
Der branchenweite Inlandsumsatz konnte
nach Steigerungen 2015 im vergangenen
Jahr nicht weiter zulegen und betrug erneut
4,2 Milliarden Euro.
Bauzulieferer
Nach vorläufigen Zahlen des Statistischen
Bundesamtes konnte die bauzuliefernde
Schloss- und Beschlagindustrie überpro-
portional zu diesem Gesamtergebnis bei-
tragen. Die amtliche Produktionsstatis-
tik weist seit nunmehr acht Quartalen in
Folge Zuwächse in diesem Segment aus.
Die jüngst veröffentlichten Zahlen zum
21,7-prozentigen Anstieg der in 2016 ge-
nehmigten Wohnungen lassen auch für das
laufende Jahr weitere Zuwächse in diesem
Bereich erwarten. Erfreulich ist auch die
Trendwende im Nichtwohnbau, wo nach
Jahren des Rückgangs und der Stagnation
Schloss- und Beschlagindustrie
auf Wachstumskurs
2016 die Baugenehmigungen mit einem
Plus von 14,6 Prozent ebenfalls kräftig zu-
legen konnten. „Gerade die dynamische
Entwicklung bei wohnähnlichen Betriebs-
gebäuden wie beispielsweise Büro- und
Verwaltungsgebäuden, aber auch Hotels
und Gaststätten, dürfte der Branche wei-
tere Impulse geben“, so Holger Koch, stell-
vertretender Geschäftsführer des Fach-
verbandes Schloss- und Beschlagindustrie
(FVSB) e.V.
Sicherheit zählt
Am Anfang des Jahres wurde auf der Bau
in München eindrucksvoll die Produktqua-
lität und Innovationskraft der deutschen
Schloss- und Beschlaghersteller bewiesen.
Alle Marktstudien und Prognose gehen
auch für 2017 von einem guten Jahr für die
Branche aus. Gesamtwirtschaftliche Risiken
dürfen dabei aber trotz aller positiven Si-
gnale nicht ignoriert werden. Für den Au-
ßenhandel sind mögliche Marktabschot-
tungen der USA, der Brexit oder die poli-
tische Entwicklung in der Türkei, zusätzli-
cheVariablen. Im Inlandsgeschäft dürfte der
Importdruck auf den Fenster- und Türen-
markt ebenfalls weiter zunehmen.
www.fvsb.deenergieintensive, umweltschädliche Klima-
anlagen und deren zusätzliche CO
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-Pro-
duktion zu vermeiden. Schlüsselfaktor da-
für ist nicht, wie häufig angenommen, die
speicherwirksame Masse, sondern ein küh-
lungswirksamer Luftwechsel und insbeson-
dere eine effektive Beschattung. Bedarfs-
gerechtes Licht- und Sonnenmanagement
verhindert nicht nur einen zu hohen Wär-
meintrag, sondern versorgt auch die Räume
mit ausreichend natürlichem Tageslicht und
gewährleistet den visuellen Kontakt zur
Außenwelt. Johann Gerstmann: „Als Son-
nenschutzexperten mischen wir uns nicht
in die Debatte schwere versus leichte Bau-
weise ein. Aber diese Studie belegt, dass
eine smarte Verschattung die wichtigste
Maßnahme im Sinne ganzheitlicher Nach-
haltigkeit darstellt. Sie ermöglicht uns im
Winter weniger zu heizen und vermeidet
im Sommer zusätzliche mechanische Küh-
lung.“
www.bvst.atHolger Koch: „Gerade die dynamische Entwicklung
bei wohnähnlichen Betriebsgebäuden wie
beispielsweise Büro- und Verwaltungsgebäuden,
aber auch Hotels und Gaststätten, dürfte der
Branche weitere Impulse geben.“
FVSB