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FASSADE 2/2019

Branche

|

Interview

„Cyber-Attacken betreffen alle“

Im Gespräch mit Dr. Andreas Reinhold

FASSADE: Herr Dr. Reinhold, die Gefährdungs-

lage für Hacker-Angriffe hat sich nach Angaben

des Bundesamtes für Sicherheit in der Informati-

onstechnik (BSI) weiter verschärft – betrifft das

auch kleinere und mittlere Büros und Betriebe?

Dr. Reinhold: Leider ja! Es ist schon paradox:

Kleine und mittlere Firmen neigen dazu, die

Gefahr zu unterschätzen. Sie halten sich für

zu unbedeutend und sind durch ihre Sorg-

losigkeit noch stärker gefährdet. Wie das BSI

beobachtet, wurde jede dritte mittelständi-

sche Firma bereits Opfer von Cyber-Krimi-

nellen. Mehr als zehn Prozent davon sogar

mehrfach.

FASSADE: Und wie soll eine Versicherung vor

Internet-Angriffen schützen?

Dr. Reinhold: Wir können den Hackern zwar

nicht das Handwerk legen. Aber zusammen

mit unserem Kooperationspartner, Perseus

Technologie GmbH, können wir Firmen da-

bei unterstützen, es digitalen Eindringlingen

so schwer wie möglich zu machen. Schluss-

endlich stehen wir für die Folgekosten ei-

nes Cyber-Schadens ein. Denn die sind kein

Pappenstiel.

FASSADE: Wie teuer ist sowas denn?

Dr. Reinhold: Im Schnitt müssen kleine und

mittlere Betriebe nach Cyber-Attacken von

einem Schaden in der Größenordnung von

10000 Euro aufwärts bis zu mehreren 10000

Euro ausgehen.

FASSADE: Und sind Cyber-Versicherungen denn

auch für einen kleinen Betrieb erschwinglich?

Dr. Reinhold: Das richtet sich nach der Grö-

ßenordnung des Betriebes. Monatlich gerech-

net beginnt der Schutz bei uns für kleine Be-

triebe bei 20,73 Euro. Mit der Perseus-Club-

mitgliedschaft bekommt der Kunde nochmal

einen Rabatt von 10% auf die Versicherung.

Für die Clubmitgliedschaft sollten pro Monat

24,00 Euro zurückgelegt wer-

den, alles inklusive Steuern.

FASSADE: Sie haben zusam-

men mit Perseus den digitalen

Schutzschild auf den Markt

gebracht. Was steckt da drin?

Dr. Reinhold: Er umfasst drei

Komponenten: Prävention,

sowie Erste-Hilfe-Maßnah-

men und natürlich den Cy-

ber-Versicherungsschutz. Wir

warten also nicht ab, bis der

Betrieb lahmgelegt ist und

bezahlen dann die Rechnung.

Unser Augenmerk liegt auf

aktiver Schadensbegrenzung.

Damit ist unseren Kunden

am meisten geholfen. Wenn

erstmal alle Räder stillstehen,

weil ein Hacker Lösegeld ver-

langt, dann ist Gefahr imVerzug. Dann muss

gehandelt werden und zwar routiniert. Dazu

braucht es schnellen Zugriff auf Experten.

FASSADE: Sie setzen aber doch schon an bevor

etwas passiert?

Dr. Reinhold: Genau. Stellt ein Betrieb etwa

Auffälligkeiten in der IT oder auf seiner Web-

seite fest. Dann kann er sich an eine 24-Stun-

den-Hotline wenden, die eine Art Erste-Hilfe

am Telefon anbietet. In 70 Prozent der Fälle

ist das Problem damit behoben.

FASSADE: Und wenn nicht?

Dr. Reinhold: Wenn das nicht ausreicht, hel-

fen unsere Dienstleister vor Ort weiter.

FASSADE: Und wann und was zahlt die

Versicherung?

Dr. Reinhold: Der Cyber-Schutz zahlt un-

ter anderem die Kosten für die Fachleute,

die den Schaden beurteilen und beheben,

sogenannte Forensiker. Die

sind nicht gerade preiswert.

Die Versicherung deckt auch

Schäden ab, die durch Fahr-

lässigkeit zum Beispiel von

Mitarbeitern entstehen, etwa

beim Öffnen eines verseuch-

ten Anhangs in einer E-Mail.

Das sind sogenannte Vermö-

gensschäden, die decken wir

auch infolge von Datendieb-

stahl, -manipulation oder

Cyberspionage.

Ebenfalls

versichert sind die Kosten für

Rechtsberatung und Krisen-

management, um den guten

Ruf der Firma zu retten. Da-

rüber hinaus sind die Kos-

ten für einen Betriebsstill-

stand optional versicherbar.

Das Paket ist so vielseitig wie

das Bedrohungsszenario. Im

Kern deckt es sowohl die dem Betrieb selbst

entstandenen Schäden ab als auch eventuel-

le Schadenersatzansprüche Dritter, etwa von

Geschäftspartnern.

FASSADE: Wo drückt der Schuh denn noch?

Dr. Reinhold: Tja, die meisten denken bei

Hackerangriffen an den bösen Unbekannten

im Kapuzenpulli. Das ist leider auch so ein

Irrglaube. Viel häufiger stecken unachtsame

oder rachsüchtige Mitarbeiter und Ex-Mitar-

beiter dahinter.

FASSADE: Dagegen kann man wenig tun oder?

Dr. Reinhold: Ein gutes Betriebsklima ist

schon von Vorteil. Das A und O ist Aufklä-

rung und Sensibilisierung. Der Perseus Cy-

ber Security Club bietet Betrieben Mitarbei-

terschulungen an. Das ist ein entscheiden-

der Baustein. Club-Mitglieder erhalten einen

Beitragsnachlass auf die Versicherung und

umgekehrt.

Die Fragen stellte Rita Lansch.

Es erinnert an den Wettlauf der Autoknacker mit der Automobilindustrie: Die kriminelle Kreativität der

Hacker auf der einen Seite und die geballte Expertise der Cyber-Sicherheitsindustrie auf der anderen.

Mal haben die einen die Nase vorn, mal die anderen. Fakt ist, wenn etwas passiert, wird es schnell

ungemütlich und meist sehr teuer. Was also tun? Signal Iduna-Experte Dr. Andreas Reinhold erklärt im

Gespräch mit der FASSADE, wie Architekten, Planer und Handwerksbetriebe vorbeugen können.

Dr. Andreas Reinhold ist bei

der Signal Iduna Versiche-

rungsgruppe als Bereichs-

leiter unter anderem für

modernen Cyber-Versiche-

rungsschutz zuständig.

Foto:

© Signal Iduna