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Vorgehängte Hinterlüftete fassaden
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FASSADE 6/2018
den auch große Schieferformate gewählt.
Die Wahl fiel auf Rechteckschiefer der Grö-
ßen 60 x 30, 50 x 30, 50 x 20, 40 x 25, 40 x 20
und 30 x 15 Zentimeter. Für die Dynamische
Deckung werden die Schiefer in Läuferver-
bänden wild verlegt und erzeugen dabei ein
Deckbild, das einem exakt geschnittenen
Bruchsteinmauerwerk aus Schiefer ähnelt.
Bei einer Mindesthöhenüberdeckung von
4 Zentimeter entstanden Deckgebinde mit
den Höhen 26, 21, 16, 11 und 9 Zentime-
ter. Im Ergebnis verbindet diese besondere
Deckart die Tradition historischer Schiefer-
deckungen mit einer modernen geradlini-
gen Optik.
Objekttafel
Projekt:
Neubau Elobau (Probstzella)
Architekten:
F64-Architekten (Kempten)
Tragwerksplanung:
Merz Kley und Partner (Dornbirn)
Fassadenarbeiten:
Jakusa Bedachungen (Saalfeld)
Schiefer:
Rathscheck Schiefer (Mayen)
Fertigstellung:
Ende 2016
Fotos (2):
© Rathscheck Schiefer
Masse in Bewegung
Abwechslungsreiche Schieferfassade für einen Wirtschaftsbau
Die Produktionsstätte des Sensoren-Herstellers Elobau in Probstzella ist kürzlich mit einer
außergewöhnlichen Schieferfassade ausgestattet worden. Sie ist groß, dennoch voller
Bewegung, mit der dynamischen Rechteckdeckung aus Rathscheck Schiefer überaus
modern gestaltet und dazu hoch gedämmt.
Das familiengeführte Stiftungsunterneh-
men Elobau aus Leutkirch im Allgäu produ-
ziert mit rund 700 Mitarbeitern seit 2010 an
allen Standorten klimaneutral. Die Unter-
nehmensphilosophie spiegelt sich auch in
der neuen Produktionsstätte in Probstzel-
la wider – dort befindet sich der Werkzeug-
bau. DieVorgaben für die hochpräzisen Ma-
schinen in der 1150 Quadratmeter großen
Werkhalle: zulässige Temperaturschwan-
kungen in der Produktion ± 1°C. Um dieses
Ziel klimaneutral sicherzustellen, mussten
Wärmedämmung, Heiz- und Klimatechnik
und der Sonnenschutz exakt stimmen. Di-
cke Dämmpakete in der Fassade und auf
dem Flachdach, Dreifachverglasung mit au-
ßenliegenden Jalousien, Photovoltaik auf
dem Dach und auf den Freiflächen und ei-
ne Geothermie-Kollektoranlage zur Küh-
lung machen es möglich. Die ersten Erfah-
rungen mit dem Neubau bestätigen die in
der Planung simulierte Energiebilanz, dass
das Bauwerk mehr Energie produziert als es
selbst verbraucht.
Prägende Schieferfassade
Der hohe ethische Anspruch der Unterneh-
mensleitung fordert neben der klimaneutra-
len Produktionsstätte auch ein Bauwerk, das
die Menschen in den Mittelpunkt stellt. Na-
türliche Baustoffe waren daher erste Wahl.
Neben dem Schiefer an der Fassade sind es
vor allem moderne leistungsfähige Holz-
tragwerke, die das Werk prägen. Die 6,5
Meter hohe Schieferfassade erstreckt sich
über dem 3,5 Meter hohen, waagerechten
Fensterband. Sie besteht rundum aus ins-
gesamt 50 trapezförmigen Flächen. Die ein-
zelnen Fassadenabschnitte sind in unter-
schiedlichen Winkeln leicht vertikal gekippt.
Sie wirken dadurch felsenhaft, aber auch
dynamisch und lebhaft und nehmen dem
großen Gebäude die Mächtigkeit. Die tra-
pezförmigen Fassadenflächen bestehen aus
mehreren Basis-Segmenten, die sich rund
um das Gebäude unmerklich wiederholen.
Diese Basisflächen wurden von den Archi-
tekten F64 aus Kempten im Allgäu nicht
nur in ihrer Größe, Geometrie und Neigung
vorgegeben.
Geneigte Fassadenkonstruktionen
Auch die Beschieferung, die Größe der
Schiefer und die Höhen der Gebinde wur-
den geplant und bemustert. Die geneigten
Fassadenunterkonstruktionen wurden vom
Ingenieurbüro für Tragwerksplanung Merz
Kley und Partner aus Dornbirn bemes-
sen. Für die großen Fassadenflächen wur-
Mit Schiefer bekleideter Neubau einer Produktionshalle der Elobau in Probstzella.
Die trapezförmigen Fassadenabschnitte sind
in unterschiedlichen Winkeln leicht vertikal
gekippt.