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Vorgehängte Hinterlüftete fassaden

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FASSADE 6/2018

Prof. Dr. Alfred Stein

ist Gutachter, Vor-

sitzender des Nor-

menausschusses

DIN 18516 sowie öffentlich bestellter und verei-

digter Sachverständiger der IHK Koblenz für Belä-

ge und Bekleidungen aus Beton- und Naturwerk-

stein, Standsicherheit von Grabmalanlagen und

Denkmälern.

Jochen Burbach ist

weltweiter Leiter

der fischer Fassa-

densysteme ACT.

Innerhalb der Unternehmensgruppe fischer bietet

die strategische Geschäftseinheit ACT (Advanced

Curtain wall Technique) Architekten und Planern

ein innovatives, hochwertiges, aufeinander ab-

gestimmtes Komplettsystem zur Befestigung von

hinterlüfteten Fassaden aus einer Hand.

Vorsicht am „Drehort“

Die Steckdornbefestigung ist unsichtbar

und somit optisch der Dornbefestigung um

einiges voraus. Jedoch ist sie nur für Natur-

stein mit Biegezugfestigkeit von mindes-

tens 1,5 N/mm² zulässig. Der Mindestab-

stand beträgt 50 mm zum Plattenrand und

die Bohrlochtiefe im Plattenrand mindes-

tens 80 mm. Zur Montage wird ein Sack-

loch mit einem Durchmesser von mindes-

tens 12 mm auf der Rückseite der Fassa-

denplatte gebohrt. In dieses wird zunächst

ein Gewindestab eingelassen und später der

Dorn durchgefädelt. Durch das Anziehen

der Mutter wird die Befestigung in ihrer La-

ge fixiert. Bei einem zu hohen Drehmoment

kann sich der Naturstein hierbei spalten,

weswegen die DIN 18516-3

[1]

das Drehmo-

ment auf 6 Nm bei Naturstein mit einer Bie-

gezugfestigkeit kleiner 5 N/mm² begrenzt.

Der Dorndurchmesser muss in diesem Fall

mindestens 6 mm betragen. Die Tragfähig-

keit einer Steckdornbefestigung wird nicht

versuchstechnisch ermittelt. Vereinfachend

darf angenommen werden, dass sie doppelt

so hoch ist wie bei einer Dornbefestigung.

Eine Steckdornbefestigung mit gespaltener

Platte ist auf Bild 3 zu sehen.

Auf die Umsetzung kommt es an

Eine sichere Fassadenbefestigung hängt

nicht allein vom Anker und seiner Eig-

nung für Werkstück und Baustoff ab, son-

dern auch von der Anwendung und der Art

der Montage. Dies verdeutlicht ein Beispiel

in Fankfurt/Main

[5]

, bei dem Hinterschnitt-

anker zur Montage von Naturwerkstein-

fassaden eingesetzt wurden. Betroffen war

die Verbindung von Leibung und Fassaden-

platte aus Granit mit einer Winkelschiene

aus Aluminium und Befestigung mit Hin-

terschnittankern. Für diese Anwendung

werden im Normalfall zwei einzelne In-

nenwinkel eingesetzt. Die vom ausführen-

Bild 3:

Steckdorn­

befestigung

mit gespaltener

Platte.

Foto © Alfred Stein

Bild 4: Leibungsbefestigung mit Winkelschiene und

Hinterschnitt-Befestigung.

Literatur

[1] DIN 18516-3:2018-03 Außenwandbeklei-

dungen, hinterlüftet – Teil 3: Naturwerk-

stein – Anforderungen, Bemessung

[2] Europäisch Technische Zulassung ETA-

11/0145 Spezialanker zur rückseitigen Be-

festigung von Fassadenplatten aus ausge-

wählten Naturwerksteinen nach EN 1469

[3] DIN 18516-1:2010-06 Außenwandbeklei-

dungen, hinterlüftet – Teil 1: Anforderun-

gen, Prüfungsgrundsätze

[4] Deutscher Naturwerkstein-Verband e.V.

(Hrsg.): BTI 1.5 Bautechnische Informati-

onen Naturwerkstein – Fassadenbeklei-

dung. Würzburg 2016

[5] Hofmann, J. G.: Lastfall „Temperatur“ im

Fassadenbau, in: Fassade 6/2016,

S. 14-15

[6] Prof. Dr. Alfred Stein: Schadensfreie Befes-

tigung. Naturwerkstein an hinterlüfteten

Fassaden zwängungsfrei montieren, in:

Bauschaden 04/05 2018, S. 30-33

Foto © Alfred Stein

den Unternehmen verwendete durchgän-

gige Winkelschiene ohne Langlöcher zur

Dehnung entsprach nicht den Anforderun-

gen der Zulassung und der DIN 18516-1

[3]

als technisch zwängungsfreie Konstruktion.

Bild 4 zeigt das Beispiel einer Leibungsbe-

festigung mit Winkelschiene und Hinter-

schnitt-Befestigung.

Winkelschienen finden sich als Verbindung

in keinem Regelwerk und sind ungewöhn-

lich. Unter Berücksichtigung der Nachgie-

bigkeit der Winkelschiene kann die Zwän-

gungskraft in der Leibung näherungsweise

auf 11 kN angesetzt werden. Nachvollzieh-

bar wird dies in der Rechnung im Beitrag

[6]

.

Im Beitrag

[5]

wird die als Zwängung ausge-

wiesene Last aber mit 70 kN zu hoch ange-

setzt. Dies liegt daran, dass die Nachgiebig-

keit der Winkelschiene aus Aluminium nicht

berücksichtigt wurde. Bei der gängigen Ver-

bindung von Leibung und Fassadenplatte

mit einzelnen Leibungsinnenwinkeln be-

trägt die hieraus resultierende Zwängungs-

last etwa 0,4 kN, wie die Rechnung im Bei-

trag

[6]

belegt, und ist somit technisch quasi

zwängungsfrei.