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Fassadensanierung

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FASSADE 3/2017

Verlagssonderveröffentlichung

Objekttafel

Objekt:

Port House (Antwerpen/Belgien)

Bauherr:

Hafenbehörde Antwerpen (Belgien)

Architekten:

Zaha Hadid Architects / ZHA (London/GB)

Bauleitung:

Bureau Bouwtechniek (Antwerpen/Belgien)

Restaurationsberatung:

Origin (Brüssel/Belgien)

Fassadenkonstruktion:

Groven+ (Lüttich/Belgien)

Fassadensysteme:

Schüco International KG (Bielefeld)

Fertigstellung:

2016

der neue Erweiterungsbau wie der Bug eines

Schiffes in Richtung des Flusses Scheldt und

verbindet damit das Gebäude mit dem Fluss,

an dem Antwerpen gegründet worden war.

Auch das Innere des neuen Gebäudes erin-

nert in seiner Dynamik an einen Schiffsbau:

durch die verglaste Panoramafassade wer-

den in den farblich weiß gehaltenen Räumen

vielfältige Blickbezüge zu Hafen, Stadt und

Fluss hergestellt.

Wellenartige Bewegung an der

Fassade

Umgeben von Wasser, besteht die Fassade

der neuen Erweiterung aus einer verglasten

Oberfläche, die sich in ihrer Optik wellenar-

tig zu bewegen scheint und die wechselnden

Schattierungen und Farben des Stadthim-

mels reflektiert. Die gemeinsam von Archi-

tekten, Fassadenplanern und Schüco entwi-

ckelte Sonderkonstruktion – bestehend aus

dreieckigen Segmenten – ermöglicht die For-

mung scheinbar reibungsloser Kurven mit

flachen Glasplatten und bewirkt auch den

graduellen Übergang von flacher Fassade

am Südende des Gebäudes zu einer wellen-

artigen Fassade im Norden. Die meisten der

dreieckigen Segmente sind transparent, ei-

nige opak. Diese präzise abgestimmte Mi-

schung sorgt für ausreichend Sonnenlicht

innerhalb des Gebäudes und kontrolliert

gleichzeitig die Sonneneinstrahlung. Eben-

so bewirkt der Wechsel von transparenten

und opaken Fassadenelementen eine Bre-

chung des Gebäudevolumens des neuen Er-

weiterungsbaus und bietet Panoramablicke

auf den Fluss Scheldt, die Stadt und den Ha-

fen. Die raue, wellenartige Erscheinungsform

der Fassadenfläche wird hervorgerufen durch

flache Fassadengelenke im Süden, die nach

Norden hin zunehmend dreidimensionaler

werden. Die neue Erweiterung erscheint als

ein transparentes Volumen, das seine Ober-

fläche mit der wechselnden Intensität des Ta-

geslichts verändert. Wie die raue Wasserober-

fläche des umgebenden Hafens spiegelt die

Fassade die sich ständig verändernden Licht-

bedingungen wieder.

Verbindung zum Erweiterungsbau

durch Betonbrücke

Der Innenhof der Feuerwache wurde mit ei-

nem Glasdach geschlossen und zum Em­

pfangsbereich für das neue Port Haus um-

funktioniert. Von diesem zentralen Atrium

aus erschließen sich den Besuchern ein öf-

fentlicher Lesesaal und eine Bibliothek in-

nerhalb der ehemaligen Halle für Löschfahr-

zeuge, die sorgfältig restauriert und trans-

formiert wurde. Panoramalifte ermöglichen

direkten Zugang zum neuen Erweiterungs-

bau mittels einer externen Betonbrücke zwi-

schen Bestandsgebäude und Erweiterung

und bieten Ausblicke auf die Stadt und den

Hafen. Die Anforderung der Hafenbehör-

de an Büroräume mit hohem Kommunikati-

onswert wird durch entsprechende Bereiche

wie einem Restaurant, Besprechungsräumen

und einem Auditorium, die alle im Zentrum

der oberen Geschosse des Bestandsgebäudes

und in den unteren Geschossen des Neu-

baus gelegen sind, erfüllt.

Energieeffizientes und nachhaltiges

Gebäude

In Zusammenarbeit mit der Energiebera-

tungsfirma Ingenium entwickelten Zaha

Hadid Architects ein nachhaltiges und ener-

gieeffizientes Design, das mit der Bewer-

tung „sehr gut” durch das Umweltzertifikat

BREEAM ausgezeichnet wurde. Trotz der

Herausforderungen bei der Integration eines

Neubaus in ein denkmalgeschütztes beste-

hendes Gebäude konnten durch die Imple-

mentierung effektiver Strategien hohe Stan-

dards in puncto nachhaltigem Entwerfen er-

reicht werden. Ein Erdwärmesystem pumpt

Wasser aus 80 Metern Bodentiefe an über

100 Orte innerhalb des Gebäudes und sorgt

so für Wärme und Kühlung. Im Bestandsge-

bäude benutzt dieses System Kühlbalken,

im Neubau Kühldecken. Die Uferlage er-

möglichte außerdem eine nachhaltige Kon-

struktionsweise, da Material und Gebäu-

dekomponenten per Wasserweg direkt zur

Baustelle transportiert werden konnten.

Diamant oder Schiff – Stadt und Hafenbehörde sehen das neue Port House als Symbol für die

Tradition des Diamantenhandels und der Schifffahrt.

Das neue Port House ist baukörperliches

Bindeglied zwischen Stadt und Hafen – auch

im Inneren wird über Blickachsen diese

Verbindung hergestellt.