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glas+rahmen

10.18

technik

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technik

betriebsführung

„keiner will mehr

als Handwerker ar-

beiten“, heißt es oft – sowohl unter Hand-

werkskollegen als auch in den Medien. „Das

ist bis zu einem gewissen Grad auch richtig“,

sagt Thomas Graber. Nur das Wort „keiner“

stimme in diesem Satz nicht. Denn natürlich

gebe es immer noch genügend Menschen,

die mit Freude und Begeisterung in Hand-

werksbetrieben arbeiten – etliche schon seit

vielen Jahren, aber auch viele, die gerade erst

am Beginn ihrer Karriere stehen. Doch ganz

von selbst kommen diese Menschen nach

seiner Einschätzung nicht (mehr) in die Be-

triebe der Branche. „Man muss schon etwas

tun dafür“, sagt Graber und ist ganz schnell

beim Thema Mitarbeitermanagement. „Ich

die Leute davon laufen.“

vertrauen

bedeutet für Graber, dass die

Mitarbeiter in Entscheidungen involviert und

über das Unternehmen informiert werden

müssen. „Ich berichte meinem Team immer

wieder, wie einzelne Projekte gelaufen sind,

damit sie sich selbst ein Bild vom Gesamter-

gebnis ihrer Leistung machen können.“

verbindlichkeit

ist mehr als die Ein-

haltung von Versprechen. „Verbindlichkeit

ist die Endstufe der Verbindung von Men-

schen – wenn aus einem Team so etwas wie

eine Familie wird.“

Auf die Frage, woherThomas Graber seine

neuen, motivierten Mitarbeiter bekommt,

erklärt er: „Die ziehe ich mir selbst.“ En-

Personalmangel? Selber schuld!

Unternehmenstrainer Thomas Graber ist Chef eines

Handwerksunternehmens Und sich sicher: wer heute

keine Mitarbeiter bekommt, ist selbst Schuld.

Thomas Graber ist Inhaber der

Graber GmbH, einem mittelständi-

schen Fachbetrieb für Dämmtech-

nik, Trockenbau und Innenausbau.

Darüber hinaus ist er Geschäfts-

führender Vorsitzender der Förder-

gemeinschaft Dämmtechnik und

Vorstandsmitglied der Bundesfach-

gruppe WKSB im Zentralverband

des Deutschen Handwerks. Als

Speaker und Trainer gibt er sein

Wissen und seine Erfahrungen in

Seminaren weiter. www.graber-

management-training.de

Die neue Datenschutzgrundverordnung der

Europäischen Union (DSGVO) kann Unter-

nehmen mit Firmenhandys durch ein ho-

hes Bußgeld hart treffen. Kunden haben

nun das Recht, Auskunft über ihre Da-

ten zu erhalten sowie deren Löschung zu

fordern. Da bisher Fotos und Kundenda-

ten beispielsweise in Whatsapp-Gruppen

und -Chats verteilt wurden, kann ein Be-

trieb nicht gewährleisten, alle Daten zu

löschen. Eine Alternative zu WhatsApp ist

die WerkerApp. Dabei handelt es sich um

eine digitale Lösung für Handwerker, Mon-

teure und Installateure, die die Berech-

nung, Mängelerfassung und Dokumentati-

NEUE DATENSCHUTZ-RICHTLINIEN

DIGITALES WERKZEUG HILFT

wähle ganz bewusst den Begriff Mitarbei-

ter- und nicht Personalmanagement“, be-

tont der Unternehmer. Schon das sei ein ers-

ter Schritt zur Wertschätzung, zum respekt-

vollen Umgang miteinander. Manchmal sei

es nur das Wording. Was für Graber ein ganz

entscheidender Erfolgsfaktor im Mitarbei-

termanagement ist, sindWerte. „Ich muss als

Unternehmer eine Ethik entwickeln, muss

diese selbst beherzigen und meinem Team

vorleben“, sagt er. Zu diesen Werten gehö-

ren für ihn Respekt, Vertrauen und Verbind-

lichkeit.

respekt

beinhaltet den wertschätzenden

Umgang auf Augenhöhe. Graber: „Wer im-

mer nur den Chef raushängen lässt und rum-

schreit, braucht sich nicht wundern, wenn

gagierte Nachwuchskräfte seien die eine,

Freunde und Bekannte von motivierten

Mitarbeitern die zweite Quelle. „Wenn einer

aus dem Team im Freundeskreis motiviert

und begeistert von seiner Arbeit spricht, ist

das doch für mich als Arbeitgeber die bes-

te Werbung“, sagt der Unternehmer. Einige

aus seinem Team seien schon seit fast 30 Jah-

ren dabei, manchmal arbeite die halbe Fa-

milie bei ihm. „Das schafft eine ganz enge

Bindung, und sowohl für meine Mitarbei-

ter als auch für mich ist das Team so etwas

wie eine Familie.“ Aber wie in jeder Familie

müsse man am guten Verhältnis unterein-

ander auch arbeiten. Und das gehe nur über

die drei Schlagworte Respekt, Vertrauen und

Verbindlichkeit, ist sich Graber sicher.

„Ich muss als Unter-

nehmer eine Ethik

entwickeln, muss

diese selbst beher-

zigen und meinem

Team vorleben.“

on von Baustellen per Smartphone ermög-

licht. Die erfassten Fotos und Informationen

bleiben laut Anbieter innerhalb von Wer-

kerApp und können auf Anfrage herausge-

geben oder gelöscht werden. Handwerks-

betriebe können sich einen WerkerApp-Ac-

count erstellen und ihre Mitarbeiter da-

zu einladen. WerkerApp belässt die Daten

innerhalb des Betriebes. Es kann jederzeit

nachverfolgt werden, welche Daten über-

mittelt wurden. „Die Dokumentation und

Kommunikation rund um die Baustelle er-

folgt in einem geschlossen System. Zugriffs-

rechte können nach Erfordernis gesetzt wer-

den”, beschreibt Frank Wiedemann. Der

Gründer der WerkerApp merkt jetzt schon

deutlich eine veränderte Nachfrage: „Seit

dem 25. Mai sind unsere Nutzerzahlen stark

gestiegen, und wir erhalten sehr viel positi-

ves Feedback.” Das Ziel für WerkerApp ist es,

nicht nur für die Monteure auf der Baustel-

le ein einfaches Werkzeug zu sein, sondern

auch den Meistern und Betriebsinhabern

den Aufwand mit Themen wie Datenschutz

und Serverstrukturen zu nehmen. Der Preis

für die Nutzung ist gestaffelt. In der Kate-

gorie von einem bis fünf Nutzer liegt er mo-

natlich bei 6,30 Euro (netto).

www.werkerapp.com

Foto: © Graber