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glas+rahmen

07.17

verbände

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verbände

5 fragen

1. Was versteht man unter Klimalasten?

Durch den hermetischen Abschluss von Isoliervergla-

sungen ist das Gas-Luft-Gemenge, angereichert durch Ar-

gon oder Krypton, unveränderlich. Äußere Einflüsse än-

dern nun den Druckzustand im Scheibenzwischenraum.

Allein schon die Temperatureinwirkung kann bei nächtli-

cher Kälte Unterdruck und bei sommerlicher Hitze Über-

druck im SZR erzeugen. Diesen Druckzuständen muss

das Glas mit der ihm eigenen Biegezugspannung entge-

genwirken. Eine weitere Klimalast entsteht durch baro-

metrische Druckunterschiede, die sich typischerweise

über Hochdruck und Tiefdruck in der Wetterprognose

erklären lassen. Je nach Wetterlage bewirkt der Druckun-

terschied zum Innenraum Sog- oder Druckkräfte.

Der atmosphärische Druckunterschied ist eine wei-

tere Klimalast, die sich aufgrund unterschiedlicher Hö-

hen ergibt. Bei Isolierverglasungen entsteht dieser at-

mosphärische Druckunterschied durch den Transport

der MIGs über Höhenmeter oder bei großen Differen-

zen zwischen Produktionsort und Einbauort. So ist es

durchaus üblich, dass MIGs, die über Gebirge angelie-

fert werden, den Druckunterschied nicht aushalten und

daran zerbersten. Diese ganzen Klimalasten können sich

im ungünstigen Fall überlagern. Je nach Produktions-

ort, Tagestemperatur, Hochdruck und Transport addie-

ren sich die Lasten, sodass ein Unter- oder Überdruck

entsteht, der die Biegefestigkeit einer der Glasscheiben

überschreiten kann. Zusätzlich können auch Windlas-

ten, Anprallasten oder Schneelasten einwirken.

2. Wie akut sind Klimalasten wirklich?

Der durch Klimalasten bewirkte Schaden muss nicht di-

rekt an neu produzierten Isolierverglasungen entstehen.

Die unterschiedlichsten Einwirkungen und Klimakom-

binationen können über einen längeren Zeitraum auf

die Isolierverglasung einwirken. Die Isolierglasschei-

be wird mit dem Versuch der Verformung auf die ein-

wirkenden Drucklasten reagieren. Möglich ist dabei die

Biegung der Glasscheibe oder im anderen Fall die Ver-

formung des Randverbunds mit Wirkung auf die Ver-

klebung. Bei Überlastung wird das Glas brechen oder

der Randverbund undicht. Sobald eines dieser Szenarien

eintritt, kann Druck unmittelbar ausgeglichen werden.

Letztendlich bedeutet dies für Isolierglasscheiben, dass

sie ständig die Klimalasten über den kompletten Zeit-

raum der Nutzungsdauer aufnehmen müssen.

3. Wie kann man Glasbruch aufgrund von

Klimalasten erkennen?

An Klimalasten zerborstene Glasscheiben besitzen ein

typisches Bruchbild. Der höchste Spannungszustand be-

findet sich in der Mitte der gebogenen Glasplatte. Der

Riss läuft parallel zur längeren Kante und verläuft auf

alle Ecken der Glasscheibe, das Bruchzentrum ist nicht

erkennbar. Je höher die Bruchenergie, desto mehr ver-

zweigt sich der Bruch. Angefügt ist eine Skizze zum

Bruchbild von Klimalasten aus dem Buch Glasbruch

von Ekkehard Wagner, der ein Verzeichnis zahlreicher

Bruchursachen gelistet und beschrieben hat.

Klimalasten

Glasschäden durch Klimalasten weisen meist ein typisches

Bruchbild auf. Isolierglasscheiben sind ständig dieser

Lasteintragung ausgesetzt, umso überraschender ist es, dass

einige dann plötzlich doch an diesen Lasten versagen.

Typisches Klimalast­

bruchbild: Der Riss ver­

läuft parallel zur länge­

ren Kante und auf alle

Ecken der Glasscheibe.

Je höher die Bruchener­

gie, desto mehr ver­

zweigt sich der Bruch.

Fotos: © Wagner