glas+rahmen
07.17
technik
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Solides Wachstum
Die deutsche Schloss- und Beschlagbranche entwickelt sich positiv.
Dies wurde bei der Jahresmitgliederversammlung des Fach-
verbandes Schloss- und Beschlagindustrie am 22. Juni in Velbert
deutlich. Kritik gab es am trägen europäischen Normenwesen.
karl kristian woelm
ist der neue
Vorstandsvorsitzende des Fachverbandes
Schloss- und Beschlagindustrie. Der 47-Jäh-
rige ist geschäftsführender Gesellschafter
der Woelm GmbH in Heiligenhaus, die mit
ihren Traditionsmarken KWS und Helm ein
führendes Unternehmen im Bereich Baube-
schlag und Fördertechnik ist. Woelm, der
mit 28 von 30 Stimmen ein überzeugendes
Wahlergebnis erzielte, bezeichnete sich bei
der Jahresmitgliederversammlung des FVSB
als „Kind unserer Branche“.
2,4 Prozent Umsatzplus
Die besagte Branche steht derzeit grundso-
lide da. 2016 steigerte die Schloss- und Be-
schlagindustrie ihren Gesamtumsatz um
2,4 Prozent auf 7,6 Millionen Euro. Deutlich
mehr als die Hälfte davon wird im Inland
erwirtschaftet – obwohl es hier 2016 einen
leichten Rückgang um 0,4 Prozent gab. Dies
wurde allerdings im Auslandsgeschäft mehr
als kompensiert. So stieg der Umsatz in der
Eurozone um 2,6 Prozent auf 1,8 Milliarden
Euro und in den Ländern außerhalb der Eu-
rozone gar um 10,5 Prozent auf 1,6 Milliar-
den Euro, erläuterte FVSB-Geschäftsführer
Stephan Schmidt. Gerade bei den Bauzulie-
ferern sei das Wachstum überproportional
gewesen. Da die Rahmenbedingungen wei-
terhin positiv sind, blickt der FVSB, der die
Interessen von 69 Mitgliedsunternehmen
aus der Schloss- und Beschlagindustrie ver-
tritt, zuversichtlich in die Zukunft.
Das dem FVSB angegliederte Prüfinstitut
Velbert (PIV), das ein breites Leistungsspek-
trum rund um Prüfung, Zertifizierung und
Überwachung von Schlössern, Beschlägen,
Fenstern und Türen anbietet, meldet eben-
falls erfreuliche Zahlen: Der Umsatz stieg
2016 leicht von 1,41 auf 1,45 Millionen Euro.
Für das laufende Jahr wird ein Umsatzziel
von 1,5 Millionen Euro angepeilt.
Stillstand im europäischen
Normenwesen
Ein Ärgernis für den Verband und die von
ihm organisierten Unternehmen ist der Still-
stand im europäischen Normenwesen. Ge-
rade im Bereich Schloss und Beschlag sei-
en derzeit zahlreiche Normen verzögert bzw.
blockiert. Die Norm für Innentüren – EN
14351, Teil 2 – zum Beispiel werde um wei-
tere ein bis zwei Jahre auf sich warten lassen,
so Schmidt. Immerhin sei die Norm für Ein-
bruchhemmung nun verabschiedet – nach
zwölf Jahren! Über die Arbeitsgemeinschaft
der Verbände der europäischen Schloss- und
Beschlagindustrie will der FVSB hier Druck
aufbauen.
Sorgen machen der Branche drastische
Preissteigerungen bei Vormaterialien für
die Schloss- und Beschlagproduktion. So
stiegen die Preise seit Anfang 2016 für Ni-
ckel (+22,4%), Kupfer (+30,%) und Messing
(+36,1%) deutlich zweistellig an. Bei Zink
waren es sogar plus 85,9 Prozent. Bei Vor-
produkten aus Stahl lag die Teuerungsrate
zwischen 55 und knapp 73 Prozent.
Chancen im E-Commerce
Welches enorme Potenzial der elektronische
Handel (E-Commerce) gerade im B2B-Be-
reich bietet, machte Dr. Kai Hudetz vomKöl-
ner IFH Institut für Handelsforschung ein-
drucksvoll deutlich. Hudetz warnte davor,
sich allein auf das traditionelle Laden- und
Außendienst-Geschäftsmodell zu verlassen.
Seine Empfehlung: „Jedes Unternehmen
sollte sich als potenzieller digitaler Händler
positionieren.“
jochen smets
Fotos: © Smets
o.: Die Führungsspitze des FVSB: Vorstands
vorsitzender Karl Kristian Woelm (l.) und
Geschäftsführer Stephan Schmidt.
r.: Rund 50 Teilnehmer kamen zur FVSB-Ver-
sammlung nach Velbert.