glas+rahmen
05.17
verbände
50
verbände aus den innungen
g+r:
Wie war die Ausbildung von Sachverständigen im
Glaserhandwerk in der Vergangenheit organisiert?
fimpeler:
Eine sachlich geordnete, organisierte, bun-
desweit identische Organisation der SV-Ausbildung lag
nicht vor. Die entsprechenden Handwerkskammern mel-
deten den einzelnen Landesinnungsverbänden die Kan-
didaten und Bewerber, die durch eine Sachverständigen-
kommission - sofern eingerichtet - nach der bestande-
nen juristischen Grundlagenausbildung geprüft wurden.
g+r:
Warum wurde eine Neuorganisation der Ausbil-
dung vorgenommen, und was wurde verändert?
pauly:
Die Differenz in der Qualität der seinerzeit von
Jungsachverständigen erstellten Gutachten war teilweise
grenzwertig. Es wurden, aus Unwissenheit und aufgrund
mangelnden Fachwissens, fachlich und juristisch fehler-
hafte Gutachten erstellt. Die Ausarbeitung eines Konzepts
zur einheitlichen Ausbildung und Sachkundeprüfung für
angehende Sachverständige im Glaser- und Glasvered-
lerhandwerk erfolgt durch die Arbeitsgemeinschaft für
Sachverständige im Glaser- und Glasveredlerhandwerk.
Als Geschäftsstelle (zentrale Anlauf- und Prüfstelle) ist
die Gesellschaft für berufliche Förderung des Glaserhand-
werks mbH (GbF) in Rheinbach festgelegt worden. Die
GbF organisiert und koordiniert die einheitliche Ausbil-
dung und Sachkundeprüfung für angehende Sachverstän-
dige im Glaserhandwerk. Sie soll die Befähigung ange-
hender Sachverständiger in einer breit gefächerten, um-
fassenden und hochqualitativen Ausbildung stärken und
zu bundesweit einheitlichen Prüfungsstandards bei Sach-
kundeprüfungen für angehende Sachverständige des Gla-
ser- und Glasveredlerhandwerks führen.
g+r:
Welche Vorteile versprechen Sie sich von der Neu-
strukturierung?
fimpeler:
Gleiche Ausbildungs- und Prüfinhalte, die
auf die Anforderungen der fachlichen Eignung abge-
stimmt sind, werden in sechs Tagesseminare gegliedert
und von verschiedenen sachverständigen Dozenten in
Theorie und Praxis vermittelt. Während der Seminar-
tage werden Hausarbeiten aufgegeben, die in Klausur
zwischen den Seminaren ausgearbeitet und auf elektro-
nischem Weg an die Dozenten zur Korrektur übermit-
telt werden. Durch die parallele Schaffung eines Sach-
verständigen–Netzwerkes in Form eines geschlossenen
Internetportals ist eine Diskussion über jetzt oder spä-
ter anstehende Fragen mit vielen anderen Sachverstän-
digen möglich. Auch wird auf Wunsch dem Anwärter
in der Ausbildungszeit ein Senior-Sachverständiger zur
Seite gestellt. Mit ihm kann er beispielsweise die Durch-
führung eines Ortstermins erleben und/oder anstehende
Fragen zu den Klausurhausaufgaben diskutieren. Dieser
Senior-SV soll vergleichbar die Rolle des akademischen
Doktorvaters übernehmen. Wichtig und von Anfang an
gelernt werden soll die Kommunikation und der Aus-
tausch von Fachwissen auf elektronischemWeg unterei-
nander, um das Zusammenhaltgefühl und das persönli-
che Fachwissen zu stärken.
g+r:
Sind Sie mit der neuen Struktur der Sachverständi-
gen-Ausbildung zufrieden, oder gibt es weiteren Verbes-
serungsbedarf?
pauly:
Die Ergebnisse der ersten beiden Prüfungen lie-
ßen noch in ihrer Qualität zu wünschen übrig. Der Sach-
verständigenrat entschied daher, dass die Ausbildung
vom zeitlichen Ablauf und der Dauer in den Lernein-
heiten intensiviert werden muss. Es wurden 50 Prozent
mehr Seminarzeit vor Ort eingerichtet. Zwischen den
Seminaren werden Hausaufgaben erteilt. Diese beinhal-
ten das Prüfen von juristischen Formulierungen und das
Kontrollieren sachlicher Inhalte von den Dozenten.
g+r:
Welche beruflichen Perspektiven eröffnen sich durch
die Ausbildung zum Sachverständigen?
fimpeler:
In erster Linie wird durch den Fortbildungs-
zwang als Sachverständiger und die sich ständig verän-
dernde Situation im Glaser- und Glasveredlerhandwerk
ein sehr hohes Niveau innerhalb des Standes der Technik
erreicht. Neue „intelligente“ bzw. veredelte Produkte er-
halten für das Handwerk und den Endverbraucher eine
Auf neues Niveau heben
Um eine hohe Qualität sicherzustellen, wurde die Sachverständigen-
Ausbildung im Glaserhandwerk auf neue Füsse gestellt.
Federführend ist nun der Glaserinnungsverband NRW. Im Interview
mit Glas+Rahmen erläutern Landesinnungsmeister Hermann
Fimpeler und sein Stellvertreter Udo Pauly, die beide als Prüfer tätig
sind, die aktuellen Rahmenbedingungen und die anvisierten Ziele.
„Der Bedarf an
Beratung und Auf
klärung durch neu
trale Dritte steigt
kontinuierlich.“
Hermann Fimpeler