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glas+rahmen

04.17

verbände

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verbände

4 fragen

Sandstrahlen von Glas

Die Sandstrahlung von Glasflächen gehört zu den abrasiven

Verfahren. Bei der Anwendung dieser Veredlungstechnik

an sicherheitsrelevanten Verglasungen ist Vorsicht geboten,

denn das Glas verliert durch die Behandlung an Festigkeit.

Die Sandstrahlung

(hier auf den In-

nenseiten der Iso-

liergäser in Kombi-

nation mit aufge-

klebten Antikglä-

sern) ist eine lang

bewährte Gestal-

tungstechnik, die

von Kunden akzep-

tiert wird und

im Glaserhandwerk

eine breite Basis

besitzt. Normativ

bewegt man sich

bei einem sandge-

strahlten Glas in

einem ungeregel-

ten Bereich.

seit ungefähr 50 jahren

ist die Technik der Sand-

strahlung ein gängiges Verfahren und ermöglicht die Ge-

staltung von Dekoren oder auch die großflächige Mattie-

rung von Glasflächen. Das abrasive Verfahren benötigt

einen relativ geringen Aufwand an Werkzeug und Ma-

terial und eröffnet eine Vielzahl von Gestaltungsmög-

lichkeiten, so zum Beispiel neben der Kontur oder der

flächigen Mattierung eine Tiefenstrahlung mit Schat-

tenkanten, das Ausschwemmen mit Farben oder auch

fließende Übergänge von absoluter Transparenz bis zur

vollständigen Mattierung. Möglich ist auch die Kom-

bination der Sandstrahlung mit anderen Gestaltungs-

techniken wie Glasmalerei, Fusing, UV-Klebung, Lasern

oder auch als Bestandteil einer musivischen Verglasung.

1. Welches sind die Vor- und Nachteile der

Sandstrahlung?

Zur Kenntlichmachung von ESG-Türen werden opa-

ke oder opale Folien aufgeklebt, um das Hineinlaufen

in eine transparente Glasfläche zu verhindern. Hierzu

besteht der Vorteil bei der Sandstrahlung, dass das si-

chere Brechen von ESG in kleine stumpfkantige klei-

ne Bruchstücke weiter möglich ist, während geklebte

Folien zur Schollenbildung führen und das Herabfal-

len großer zusammenhängender Glasstücke die Eigen-

schaften des Glasbruchs wesentlich verschlechtern. Die

Sandstrahlung ist generell empfindlich gegen Schmutz.

Insbesondere können Verunreinigungen an großflächi-

gen, sandgestrahlten Flächen leicht sichtbar werden, da

sich der Schmutz in der aufgerauten Glasoberfläche nur

ungleichmäßig entfernen lässt und so Helligkeitsunter-

schiede oder Flecken sichtbar werden. Ein beständiges

Einwirken von Wasser, kalkhaltigem Wasser oder die

oftmalige Reinigung mit verschiedensten Reinigungs-

mitteln ist für die empfindliche Sandstrahlfläche eben-

falls ungünstig, so zum Beispiel an Duschen oder an Au-

ßenverglasungen.

2. Wie wirkt die Sandstrahlung auf das Glas ein?

Durch die Oberflächenbearbeitung mittels Sandstrah-

lung verändern sich die Festigkeitseigenschaften von

Glas. Im einfachsten Fall verändert sich die Glasdicke

durch das Abtragen von Material. Das Glas hat dann

partiell die entsprechenden Eigenschaften von dünne-

rem Glas. Bei thermisch vorgespanntem Glas wird Ma-

terial im Bereich der Druckzone abgetragen, die maß-

geblich für die Werte der Biegezugspannung verant-

wortlich ist. Zum Beispiel kann man bei einer vollflä-

chigen Sandstrahlung den Angriff auf die Druckzone

daran erkennen, dass sich die ESG-Scheibe in der Zo-

ne der verringerten Biegezugspannung krümmt. Da die

Druckzone durch thermische Vorspannung in die Glas-

dicke einwirkt, kann bei einem geringen Oberflächenan-

griff trotzdem die Druckspannung weiter in ausreichen-

dem Maß vorhanden sein. Ergebnisse aus Prüfinstituten

an sandgestrahltem ESG ergaben hierzu immer noch

akzeptable Ergebnisse, jedoch stets unterhalb der ur-

sprünglich zu erreichenden Festigkeit. Eine Sandstrah-

lung an ESG kann jedoch auch zu Glasbruch führen, je

nach bearbeiteter Fläche und Tiefe. Bezüglich der Hand-

habung von entspannten oder thermisch vorgespann-

ten, gesandstrahlten Gläsern gibt es in der Verwendung,

auch ohne Norm und Glasberechnung, sehr gute Erfah-

rungswerte. Im Glaserhandwerk besteht die Meinung,

dass es sich um eine bewährte, dauerhaft beständige Ge-

staltungstechnik handelt und der Bedarf besteht, diese

Technologie weiter anwenden zu dürfen.

BILd: BIV