glas+rahmen
01.18
titel
17
der autor
Christian Kehrer ist
Leiter der Überwa-
chungs- und Zertifi-
zierungsstelle des ift
Rosenheim. Des Wei-
teren ist der Diplom-
Ingenieur (FH) Ob-
mann des Deutschen
Spiegelausschusses für
Einbruchschutz und
arbeitet in diversen
Normenausschüssen
zur Beschlägen, Türen
und Toren mit. Darü-
ber hinaus hat Kehrer
einen Lehrauftrag an
der Hochschule Rosen-
heim inne.
nach wie vor liegt die belastung
durch Einbrü
che bundesweit auf einem sehr hohen Niveau. Demzufol
ge wurde bereits seit einigen Jahren bundesweit ein Kon
zept zum präventiven Einbruchschutz entwickelt. In die
sem System haben Hersteller von einbruchhemmenden
Fenstern, Türen oder Rollläden sowie die Hersteller von
Nachrüstprodukten und qualifizierte Montage- und Er
richterbetriebe die Möglichkeit, im Rahmen der krimi
nalpolizeilichen Beratung bei den rund 280 polizeilichen
Beratungsstellen gelistet zu werden. Voraussetzung dafür
ist, dass die Hersteller normkonforme und qualitätsge
sicherte Produkte herstellen und die Montage- oder Er
richterbetriebe eine definierte Qualifikation und Kennt
nis vorweisen können. Die Beratungsgespräche sind kos
tenlos, und in ihremRahmen werden die Hersteller- und/
oder Errichterlisten als „Empfehlung“ weitergegeben.
Aktuelle Kriminalstatistik
2016 konnte im Vergleich zu 2015 ein Rückgang von 9,5
Prozent bei den verübten und erfassten Einbruchdelikten
in Deutschland verzeichnet werden. Das ist erstmals eine
positive Entwicklung. Dennoch entspricht dies nach wie
vor einer besorgniserregenden Zahl von 151.265 verüb
ten Einbrüchen. Betrachtet man die Entwicklung in den
letzten Jahren, so ist man auf demNiveau von 2014 ange
kommen. Konkret bedeutet dies, dass alle 3,5 Minuten in
Deutschland einWohnungseinbruch verübt wird. Dabei
ist innerhalb Deutschlands die Belastung durch Einbrü
che sehr unterschiedlich verteilt. Hochburgen sind un
verändert die Bundesländer Nordrhein Westfalen, Ber
lin und Hamburg. Hier werden bezogen auf 100.000 Ein
wohner viermal so viele Einbrüche wie in Bayern verübt.
Noch immer werden ca. 90 Prozent der Fenster durch
„Aufhebeln“ überwunden. Der „Angriff “ auf die Vergla
sung liegt bei ca. zehn Prozent.
Seitens der Polizei wie auch in Teilen der Fachwelt
wird aktuell diskutiert, ob die Anforderungen an die ab
schließbaren Fenstergriffe von 100 Nm gegen „Abrei
ßen“ und „Abdrehen“ in der Praxis ausreichend sind.
Grund hierfür sind Informationen der Polizei, die bele
gen, dass Fenster mittels eines direkten Angriffs auf den
abschließbaren Fenstergriff z.B. durch einen Schrauben
zieher oder Rohr überwunden wurden. Zum jetzigen
Zeitpunkt ist noch nicht abschließend geklärt, ob es sich
bei den erfassten Fällen auch wirklich um sogenannte
„100 Nm“-Fenstergriffe gehandelt hat. In 2018 soll nach
derzeitigem Stand auch eine neue Ausgabe der „Kölner
Studie“ erscheinen. Es bleibt abzuwarten, ob hier neue
„Angriffsziele“ und „Einbruchmethoden“ sowie mögli
che neue „Modi Operandi“ zu entnehmen sind.
Stand der Normierung
Der aktuelle Stand der Normierung im Bereich der Ein
bruchhemmung und mechanischen Nachrüstung ist in
Tabelle 1 (S. 18) dargestellt. Bereits kurz nach dem Er
scheinen von DIN EN 1627ff. im September 2011 wurde in
der neu zusammengestellten Normengruppe WG7 (Wor
king Group 7) damit begonnen, sich mit einer Überarbei
tung der Normenreihe zum Einbruchschutz zu befassen.
Als erstes Arbeitsergebnis sind sogenannte „Amende
ments“ zu den drei Prüfnormen DIN EN 1628, DIN EN
1629 und DIN EN 1630 entstanden, die in Deutschland
im Juli 2015 veröffentlicht wurden. Ein ebenfalls erstell
tes „Amendement“ zur DIN EN 1627 wurde auf europä
ischer Ebene abgelehnt. Parallel wurde begonnen, die
komplette Normenreihe DIN EN 1627ff. zu überarbeiten.
Geplant ist aktuell, sogenannte „Work-Items“ („Projekt
vorschläge/Entwürfe“) im ersten Quartal 2018 zu bean
tragen. Folgende Erweiterungen und Änderungen sind
nach jetzigem Diskussionsstand zu erwarten:
- Einführung einer neuen Bewertungs-Schablone für die
Beurteilung von Festverglasungen,
- Aufnahme von mechatronischen Beschlägen zur Beurtei
lung von Bauteilen mit elektromechanischen Beschlägen,
Bild 1
Die Säulen des
präventiven
Einbruchschutzes
in Deutschland
Bild 2 Vergleich erfasster Einbruchsdelikte 2015 zu 2016
Herstellerverzeichnis
Errichterliste
Neue
Bauteile
mechanische
Nachrüstung
Mechanische
Errichterfirma
Geprüfter
Fachbetrieb
Produkt
zertifizierung
Produkt
zertifizierung
Schulung
Objektprüfung
Prüfung
Prüfung
Pflichtenkatalog
Prüfung
DIN EN
1627-1630
DIN 18104-1
DIN 18104-2
Zertifizierungs
programm
Kommission
Polizeilicher Kriminalprävenation (KPK)
2016
151.265
wie oft wird eingebrochen?
2015
167.136
Fensterhersteller | Erstausrüster | Nachrüster | Montagebetrieb | Wiederverkäufer
Quelle für Grafiken: ift Rosenheim
Foto: © Malex92 | istockphoto.com