

glas+rahmen
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titel
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Rund 60 Vertreter der Schloss- und Beschlag-
industrie sowie des Baubeschlagfachhandels
trafen sich am 23. November 2017 zur jährli-
chen „Ständigen Konferenz“ in Weimar und
diskutierten über aktuelle und zukünftige He-
rausforderungen der Branche. Auf dem nach
strengen kartellrechtlichen Compliance-Re-
geln durchgeführten Branchentreff bewertete
der Fachhandel die derzeitige Marktsituation
vergleichsweise zurückhaltend. Martin Mee-
senburg schätzte als Sprecher des Arbeitskrei-
ses Baubeschlag (AKB) im Zentralverband Hart-
warenhandel (ZHH) die Umsatzentwicklung
für das laufende Jahr 2017 leicht rückläufig
ein. Nicklas Schulte, Geschäftsführer des AKB,
machte die verhaltene Entwicklung des ers-
ten Halbjahres im Tür- und Fensterbeschlag-
bereich für diese vorsichtige Prognose ver-
antwortlich. Laut Schulte wird der Möbelbe-
schlag leicht gewinnen. Zukünftig werden die
Themen Smart Home, Online-Vertrieb und der
elektronische Austausch von Produktdaten
die Zusammenarbeit in der Wertschöpfungs-
kette maßgeblich beeinflussen. Karl Kristian
Woelm, Vorsitzender des Fachverbandes
Schloss- und Beschlagindustrie (FVSB), melde-
te hingegen für die Industrie leicht steigende
Umsätze. Die Hersteller profitieren dabei stär-
ker als der Handel von positiven Entwicklun-
gen auf ausländischen Märkten, während das
Inlandsgeschäft hinter den Erwartungen zu-
DREH- UND DREHKIPPBESCHLÄGE
RAL GÜTESICHERUNG AKTUALISIERT
Die Gütegemeinschaft Schlösser und Be-
schläge hat zum Ausklang des Jahres 2017
die bestehenden Güte- und Prüfbestim-
mungen für Dreh- und Drehippbeschlä-
ge ergänzt und überarbeitet. Die Neufas-
sung der Güte- und Prüfbestimmungen
RAL-GZ 607/3 berücksichtigt insbesondere
die Weiterentwicklung der neu erschiene-
nen Europäischen Norm DIN EN 13126-8 zu
den Anforderungen und Prüfverfahren für
Drehkipp-, Kippdreh- und Drehbeschläge.
Darin wurden unter anderem, analog zur
DIN EN 12400, drei Klassen für die Anzahl
an Prüfzyklen eingeführt. Kipp- und Dreh-
zyklen erfolgen nunmehr mit gleicher Zyk-
lenzahl. Der bisheri-
ge Prüfablauf wurde
durch den aus DIN
EN 1191:2012 bekann-
ten Prüfablauf kom-
plett ersetzt. Für das
Erreichen der End-
lagen bei der Prü-
fung wird aber in
der neuen Beschlag
norm im Gegensatz
zur EN 1191 unabhän-
gig von den jeweiligen Flügelmassen stets
die maximale Bezugsgeschwindigkeit ver-
wendet. Für Flügelmassen größer 130 Kilo-
gramm wurde ein neues optionales For-
mat für den Probekörper festgelegt. Zudem
wurde zur Angleichung an die DIN EN 13115
eine Erhöhung der Anforderung beim An-
nahmekriterium „max. Kraft zum Schlie-
ßen des Flügels“ vorgenommen. Die frei-
willigen Güte- und Prüfbestimmungen
RAL-GZ 607/3 gehen mit zusätzlichen Qua-
litätsanforderungen über die Festlegun-
gen der Europäischen Normen hinaus und
sollen weiterhin die besondere Güte der
Schutzbeschläge in den Vordergrund rü-
cken. Das RAL-Gütezeichen kann deshalb
nur von einem Hersteller erlangt werden,
der die dafür gestellten Qualitätsanforde-
rungen von der Konstruktion bis hin zur
Fertigung erfüllt. Besonderes Merkmal al-
ler RAL-zertifizierten Produkte ist eine ge-
genüber der Norm zusätzliche Eigen- und
Fremdüberwachung.
rück blieb. Holger Koch, stellvertretender Ge-
schäftsführer des FVSB, verwies auf die anhal-
tend guten konjunkturellen Rahmenbedingun-
gen und positiven Prognosen für den deutschen
Türen- und Fenstermarkt, betonte aber, dass
ausländische Wettbewerber weiterhin über-
proportional vom Marktwachstum profitieren
und steigende Vormaterialpreise die Branche
vor neue Herausforderungen stellen. Stephan
Schmidt, Geschäftsführer des Fachverbandes,
kritisierte die stetige Zunahme an bürokrati-
schen Anforderungen insbesondere an Baupro-
dukte: Bei der Kennzeichnungspflicht scheint
die Grenze der technischen Machbarkeit oder
der wirtschaftlichen Zumutbarkeit bereits er-
reicht zu sein; die Anwendung der Nickel-Gui-
deline für Schlüssel konnte durch intensive Ge-
spräche mit anderen Verbänden und einem Wi-
derspruch bei der Europäische Chemikalien-
agentur ECHA gerade noch verhindert werden.
Auch die Umstellung der Bauregelliste auf die
Verwaltungsvorschrift Technische Baubestim-
mungen und das europäische Normungswesen
werden Industrie und Fachhandel fordern, so
die einhellige Meinung in Weimar.
Abgerundet wurde das Tagungsprogramm durch
zwei Gastvorträge. Unter anderem erörterte Ul-
rich Schmidt-Kuhl, Mitglied der Geschäftslei-
tung der Heinze GmbH, die Fragestellung „Wie-
viel BIM braucht die Schloss- und Beschlagin-
dustrie?“
RÜCKBLICK AUF MARKTGESCHEHEN IN 2017
SCHLOSS- UND BESCHLAGHERSTELLER IN WEIMAR
Rund 60 Vertreter der
Schloss- und Beschlag
industrie sowie des
Baubeschlagfachhandels
trafen sich zur
„Ständigen Konferenz“
in Weimar.
Foto: © Gütegemeinschaft Schlösser und Beschläge
Foto: © FVSB