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I

n meinem Wohnort wurde in der für alle möglichen Aktivitäten genutzten Sport-

halle vor kurzem ein ganz besonderes Treffen für Senioren angeboten. Der Titel

der Veranstaltung, für die vielerorts geworben wurde, hat mich – und bestimmt noch

viele andere – durchweg positiv angesprochen: Geronto-Vortrag.

Wenn man das Wort „Geronto“ hört, denkt man meines Erachtens zuerst mal an

eine Sparte, mit der man bitte möglichst nichts zu tun haben möchte. Beispielsweise

mit der Geronto-Psychiatrie. Die Initiatoren hatten bei der Begriffswahl offensichtlich

kein glückliches Händchen, obwohl der Inhalt der Veranstaltung wirklich interessant

war. Hier drehte sich nämlich alles darum, wie

man im Alter möglichst lange in seinen eige-

nen vier Wänden bleiben kann: Die Haupt-

themen sollten Barrierefreiheit und altersge-

rechte Assistenzsysteme sein.

Da mich interessiert hat, inwieweit hier am

Puls der Zeit vorgetragen wird, habe ich mich

da mal eingeklinkt. Es trat ein dynamischer

Referent aufs Podium, der direkt richtig einzu-

schätzen schien, wer sich wirklich für die The-

matik interessiert und wer unter den Anwe-

senden an diesem Nachmittag lediglich Lan-

geweile hatte. Dementsprechend forderte er

die Interessierten nach einer kurzen Einfüh-

rung dazu auf, von ihren alltäglichen Proble-

men im Alter zu berichten.

Standardthemen, wie die Bewältigung von

Treppen oder das Einsteigen in die Dusche

etc., scheinen in meinem Dorf nicht aktuell zu

sein. So wurde sich umgehend den Assistenz-

systemen zugewandt. „Sicher haben Sie von

Ihren Kindern oder Enkeln schon etwas von Smart Home gehört“, mutmaßte der Re-

ferent. Verunsicherte Gesichter sahen ihn an, worauf er schnell erklärte: „Damit las-

sen sich elektronische Geräte steuern, bzw. alles geht automatisch. Und das kann im

Alter ein wirklicher Gewinn sein.“ Nach einem Monolog darüber, was Smart Home

alles kann, besann er sich wieder auf seine anwesende Zielgruppe. „Wer von Ihnen ist

sich nicht immer sicher, ob der Herd wirklich ausgeschaltet wurde?“, wollte er wis-

sen. „Manchmal stehe ich nachts nochmal auf, um danach zu sehen“, meldete sich

eine Dame aus der ersten Reihe mutig zu Wort. Der Referent nickte zufrieden: „Und

genau diese Probleme haben Sie bei der neuesten Generation elektronischer Assis-

tenten nicht mehr.“ Es folgte eine ausführliche Darstellung, was sich theoretisch alles

einstellen lässt und wie jemand informiert werden kann, sofern in der Seniorenwoh-

nung der Zukunft etwas Ungewöhnliches vor sich geht. „Also, ich würde mich da

schon irgendwie kontrolliert fühlen“, gab ein Herr aus einer der hintersten Reihen zu

bedenken. Bevor aus dem Gemurmel allgemeiner Zustimmung Unsicherheit entste-

hen konnte, schwenkte der Referent geschickt auf das Thema Komfort um.

„Mit so einer Installation können Sie sich viel Behaglichkeit nach Hause holen“,

erklärte er. „So wird beispielsweise die Raumtemperatur erhöht, wenn Sie aufgestan-

den sind. Und das ganz ohne Ihr Zutun“, warb er. Erfreulicherweise brachte eine Zu-

schauerfrage auch den Sonnenschutz in Spiel: „Können Rollläden automatisch run-

tergefahren werden, auch wenn ich nicht da bin?“ Selbstverständlich wurde das be-

jaht und entfachte prompt eine Diskussion über Sicherheit.

Zu guter Letzt kam übrigens doch noch das Thema Treppen und Duscheinstieg

auf den Tisch. Und zwar im Anschluss an den zum Ende platzierten Bereich der Steu-

erung via Sprachbefehl. Mit einem fröhlichen „Trag mich die Treppe hoch und stell

mich unter die Dusche“ auf den Lippen verließen die Senioren den Geronto-Vortrag,

der ziemlich eng am Puls der Zeit lag und gar nicht so schlimm war, wie die unglück-

liche Bezeichnung der wirklich gelungenenVeranstaltung anfangs vermuten ließ.

Beste Grüße

Maren Meyerling

m.meyerling@verlagsanstalt-handwerk.de

Neulich beimGeronto-Vortrag

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