RTS Magazin 6/2017

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Neulich bekam ich eine Mail von einem Leser, der seinem Unmut darüber Luft
gemacht hat, dass Sonnenschutzprodukte zunehmend als Lifestyle-Produkte
vermarktet werden. Er war der Meinung, dass diese lediglich ihren Zweck erfüllen
müssen. Das kann man durchaus so sehen, allerdings bescheren auch Sonnenhüte
ihren Trägern Schatten. Ich wage zu vermuten, dass sich in der heutigen Zeit die
technisch oft erklärungsbedürftigen Produkte mit dem Argument „Das macht Schat-
ten“ schlecht verkaufen lassen dürften. Vor allem, wenn es für den Verbraucher ein
verhältnismäßig teurer Spaß werden soll, durch den zum einen natürlich der eigent-
liche Preis des Produktes, zum anderen aber
das zur Verfügung gestellte Know-how des
Fachmanns angemessen honoriert werden
soll.
Müssen die Produkte aus dem Bereich
Rollladen, Tore und Sonnenschutz deshalb ei-
nen Life-Style-Charakter versprühen? Ja, weil
das dem Zeitgeist entspricht. Und diesen lenkt
unsere Branche sicher nicht, aber auch sie un-
terliegt ihm wie alle anderen auch. Meines Er-
achtens ist das kein Fluch, sondern zeigt eher,
wie gut es in unserer Branche läuft. Da sowohl
qualitativ, technisch als auch in puncto Ener-
gieeffizienz in der obersten Liga gespielt wird,
ist nun Platz für „Lebensstil schaffen“. Ich
würde mal behaupten, dass sich das nicht jede
Branche erlauben kann.
Schließlich gibt es ja auch ziemlich viele
Liftstyle-Produkte, die zwar „ein einzigartiges
Leben“ suggerieren, aber im Praxistest weit
hinter den an sie gestellten Erwartungen zu-
rückbleiben. Als Kaffee-Junkie habe ich mir mal einen als absolut Lifestyle-relevant
geltenden Vollautomaten angesehen. Bei dem stolzen Preis hätte ich eine wirklich
tolle Qualität erwartet. Und was habe ich vorgefunden? Eigentlich nur Plastik. Und
meine werte Kollegin, die so ein tolles Stück ihr Eigen nennt, kann mir bestätigen:
Das Ding ist irgendwie immer kaputt. Und das ein oder andere Smartphone, was un-
gefähr das Dreifache von seinen Kollegen kostet, sieht zwar super aus und hat nette
Funktionen – dafür ist aber nach dem ersten Sturz das Display hinüber. Autos dürfen
auf dieser Liste natürlich auch nicht fehlen. Die sind dann zwar nicht unbedingt stän-
dig in der Reparatur, ruinieren aber dafür die Umwelt. Ziemlich pauschal würde ich
sagen, dass Lifestyle-Food-Produkte ohne jeglichen Sinn sind. Es gibt kaum jeman-
den in meinem Umfeld, der seinen Joghurt noch ohne das Beimischen irgendwelcher
merkwürdigen Samen isst. Ehrlich gesagt sehen die alle nicht mehr oder weniger gut
und vital aus als vorher.
Ich finde, dass sich die Produkte unserer Branche imVergleich dazu durchaus se-
hen lassen können. Sie entsprechen dem Zeitgeist, indem sie Design und Funktion
miteinander verbinden. So tragen sie neben ihrem guten Aussehen maßgeblich dazu
bei, natürliche Ressourcen zu schonen. Und sie bieten neben ihrem eigentlichen
Zweck Komfort. Sie vermitteln Lebensgefühl, ohne bei der Technik oder der Quali-
tät Abstriche zu machen und bringen dabei auch noch wirklichen Nutzen. Alles in
allem also eine richtig runde Sache. Besonders positiv finde ich daran, dass das auch
unseren Gewerken gut tut, insbesondere bezüglich der Gewinnung von Nachwuchs.
Junge Leute wollen besonders sein, früher wie heute. Nur ist die Definition von be-
sonders heute anders und dabei kommt neben „etwas können“ Lifestyle definitiv vor.
Mit einer fachmännischen Umsetzung werden in unserer Branche Werte geschaffen
und nicht nur Mittel zum Zweck montiert. Und das ist etwas Besonderes – das kann
nämlich nicht jeder.
Beste Grüße
Maren Meyerling
Über das Besondere
Editorial
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