

Markt
50
RTS-Magazin 4/2017
Webstuhl und Dampfmaschine markierten
den Beginn der Industriellen Revolution. Ih-
nen folgten Elektrizität und Fließband so-
wie Elektrotechnik und IT. Nun bewegen
wir uns mit großen Schritten in das Zeitalter
von Industrie 4.0, mit intelligenten Produk-
tionsstätten – den „smart factories“. Viele
Industrie-Unternehmen haben den hierfür
nötigen digitalen Wandel bereits eingeleitet.
Darunter auch der Markisenspezialist Mar-
kilux. Er setzt auf vernetzte und automati-
sierte Prozesse in Produktion, Logistik, Ver-
trieb und Marketing.
Die Transportwannen, in denen Werkar-
beiter die fertig konfektionierten Sonnen-
schutztücher früher zu den Montagestatio-
nen für Markisen rollten, stehen in der weit-
läufigen Produktionshalle heute meist still.
Denn die Tücher schweben beim Markisen-
hersteller Markilux nun fast lautlos über ein
Fördersystem unter der Hallendecke zu ih-
rem Bestimmungsort. Dort ruhen sie in einer
Art Paternoster, bis ein Monteur sie in die
vorgesehene Markise baut. Nach dem Zu-
schnitt, Kleben und Konfektionieren über-
nimmt schon seit einiger Zeit eine automati-
sche Steuerung den Tuchtransport. „Die An-
lage kann Fördern, Heben, Drehen, Kippen
und es gibt neun verschiedene Programme,
die sämtliche Vorgänge auf einer Förderstre-
cke von insgesamt 300 Metern steuern und
an sieben Terminals visualisieren können“,
beschreibt Michael Gerling, technischer Lei-
ter von Markilux, einige technische Details.
Arbeitsprozesse sind
automatisiert
„Dies ist nur ein Beispiel dafür, wie sich In-
dustrie 4.0 im Unternehmen abbildet“, er-
klärt Michael Gerling. Das Automatisie-
ren von Produktionsabläufen hat aber ei-
nen wichtigen Stellenwert. So funktioniert
auch der digital und per Laser gesteuerte
Zuschnitt der Markisentücher vollautoma-
tisch. Das Gleiche gilt für die Konfektions-
anlage der Transport- und Gelenksysteme
der Markisen. Eine automatisierte Logistik
sowie teilautomatisierte Verpackungspro-
zesse gehören ebenfalls zum veränderten
Produktionsalltag. „Wir sind diesen Weg vor
allem aus zwei Gründen gegangen: Zum ei-
nen wird es in Zukunft nicht leichter wer-
den, gute Fachkräfte zu finden und zum an-
deren müssen wir an unsere älteren Mitar-
beiter denken. Das heißt, die Produktion auf
ein altersgerechtes Arbeiten einzustellen“,
sagt Michael Gerling. Neben dem Automa-
tisieren von Arbeitsroutinen hat das Unter-
nehmen die Produktion in den vergangenen
Jahren mit Informations- und Telekommu-
nikationstechnik vernetzt, um zeit- und res-
sourcenschonend fertigen zu können. Schon
seit Jahren arbeitet man hier eng mit Hoch-
schulen zusammen. Industrie 4.0 ist zudem
in den „Kontinuierlichen Verbesserungspro-
zess“ des Unternehmens integriert. So ha-
ben 3D-Drucker, die man für das Prototy-
ping neuer Modelle einsetzt, die Entwick-
lung deutlich beschleunigt, was letztlich
auch wirtschaftlicher ist.
Neueste Technologie
Laut Klaus Wuchner, Leiter für Vertrieb und
Marketing, hat der Einsatz neuer Text- und
Bilddatenbanken sowie moderner Kunden-
informations- und Content-Management-
systeme auch das Arbeiten in der Sales- und
Marketing-Abteilung verändert. „Digitale
und automatisierte Systeme sind für Unter-
nehmen heute schlichtweg notwendig, um
mit dem rasanten Wandel Schritt zu halten.
Aber auch, um die immer komplexer wer-
denden Prozesse schnell anpassen und das
hohe Arbeitstempo stemmen zu können“,
erklärt er. Man ist ferner bestrebt, immer ein
wenig Vorsprung vor dem Wettbewerb zu
haben und investiert deshalb stetig in neu-
este Technik. Industrie 4.0. funktioniert je-
doch nur, wenn die zugrundeliegenden Pro-
zesse fehlerfrei und reibungslos funktionie-
ren. „Schon seit Jahren orientieren wir uns
für eine schlanke Produktion an Techniken
des Lean-Managements. Fließfertigung in
kleinen Arbeitsgruppen, das Einbinden der
Mitarbeiter in den Entwicklungsprozess und
permanente Qualitätskontrollen sind nur
einige Punkte die dabei zum Tragen kom-
men“, sagt Klaus Wuchner.
Fünf-Jahresschritte
Der digitale Wandel und die damit verbun-
denen neuen Produktions- und Arbeitswel-
ten bedeuten darüber hinaus, dass man von
den Mitarbeitern erwartet, sich lebenslang
weiterzubilden. Laut Klaus Wuchner wird
das E-Learning in den kommenden Jahren
hier immer wichtiger werden. Man muss die
Angst vor Neuem nehmen und zeigen, wel-
che Chancen zusätzliche Qualifikationen
mit sich bringen. Gut ausgebildete Fach-
kräfte zu finden, wird in Zukunft dennoch
anspruchsvoller und erfordert im Umkehr-
schluss, weitere Arbeitsroutinen zu automa-
tisieren. Klaus Wuchner und Michael Ger-
ling sind sich einig, an diesem Punkt auch in
den kommenden Jahren anzuknüpfen. „Wir
werden Produktion und Logistik, ebenso
wie andere Abteilungen für einen optima-
len Informationsfluss und für schlanke, ef-
fiziente Produktionsprozesse weiter digital
vernetzen. Außerdem die Arbeitsplätze für
unsere Mitarbeiter optimieren“, sagt Klaus
Wuchner. Industrie 4.0 ist bei Markilux an-
gekommen und wird in Fünf-Jahresschritten
weiter in das Unternehmen integriert. Man
muss Dinge einfach ausprobieren und das,
was gut funktioniert, konsequent ausbauen.
Nur so kann man wettbewerbsfähig bleiben
und die Zukunft erfolgreich gestalten.
www.markilux.comAuf demWeg in ein neues
Produktionszeitalter
Klaus Wuchner (l.) und Michael Gerling sehen Industrie 4.0 und den damit verbundenen digitalen Wandel
als notwendigen Prozess, um Schritt zu halten und wettbewerbsfähig zu bleiben.
Markilux