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LIFT
journal 6/2017
Vor 125 Jahren wurde die Rolltreppe ge-
boren, die unsere Städte und unser Leben
verändert hat – Zeit zurückzublicken, auf
die Anfänge der Technik, die noch weiter
zurückliegen und auf dem Land zu suchen
sind: in Saugus im Nordosten der USA, der
Heimat von Nathan Ames, der als Erfinder
der Rolltreppe in die Geschichte eingehen
sollte.
Mit seinen dampfbetriebenen (!) „re-
volving stairs“, „umlaufenden Treppen“,
wollte Nathan Ames den Weg ins obere
Stockwerk erleichtern. Doch taugten sie
nicht für die Praxis, ebenso wenig wie
seine Doppeltreppe, bei der es auf einer
Seite aufwärts und auf der anderen gleich
wieder abwärts geht – eine Höllentreppe
für Wagemutige, auf die er gleichwohl am
9. August 1859 das US-Patent erhielt. So
blieben seine Entwürfe bloße Ideen, ebenso
wie die Ideen von Leamon Souder aus
Pennsylvania, der ebenfalls eine rollende
Treppe entwickelte und dafür 1889 das
erste von mehreren US-Patenten erhielt.
Vielleicht legten es die beiden Erfinder aber
gar nicht auf die Praxis an, kamen sie doch
aus Kleinstädten, die keine Rolltreppen
brauchten.
Als die Treppe noch ein Aufzug war
When the stairs were still an elevator
Viele größereWirkung hatte JesseW. Reno.
Der NewYorker Ingenieur erhielt 1892 das
US-Patent auf den „endless conveyor or
elevator“, den er 1895 auf dem Vergnü-
gungspark Coney Island installierte: ein
Förderband, das bis zu 3000 Personen in
der Stunde über eine 25-Grad-Schräge
2,10 m in die Höhe befördern konnte. Da-
mit hatte Reno den Rollsteig erfunden, der
noch vor den ersten Rolltreppen populär
wurde. Um 1900 herum fanden sich Reno-
Anlagen in größeren US-Kaufhäusern
und vielen U-Bahn-Stationen und Vor-
ortbahnhöfen New Yorks, das bereits auf
3,4 Millionen Einwohner kam. Doch auch
Großbritannien und Frankreich begeis-
terten sich für die Technik, die im Crystal
Palace, auf der PariserWeltausstellung 1900,
in Warenhäusern und Bahnstationen für
Furore sorgte.
Bald stiegen andere ins Geschäft ein, zum
Beispiel Piat, das 1898 Britanniens ersten
Rollsteig in Londons Nobelkaufhaus Har-
rods installierte: Die 12-Meter-Anlage mit
ihrem Förderband aus 224 Lederstücken
sollte die betuchten Besucher ins erste
OG hinauf transportieren – und zum Kauf
einer Anlage inspirieren. In Deutschland
wiederum installierte die Peniger Ma-
Richard Levine/Alamy
DARF ICH SIE MITNEHMEN? /
DO YOU NEED A LIFT?
The escalator, which has transformed
our cities and our lives, was born 125
years ago – it’s time to look back at the
beginnings of the technology, which are
evenmore remote and to be found in the
countryside: in Saugus in the north-east
of the USA, the home of Nathan Ames,
who was to go down in history as the
inventor of the escalator.
Nathan Ames wanted to make it easier to reach
upper floors with his steam-powered (!) “revolv-
ing stairs.” But they were unsuitable in practice,
just like his double steps, which went up on one
side and on the other downwards - a diabolical
stairway for the daring, for which he received
a US patent on 9 August 1859. Consequently,
the first designs remained mere ideas, just like
those of Leamon Souder from Pennsylvania,
who likewise developed revolving stairs and
received the first of several US patents for them
in 1889. ViBut perhaps the two inventors were
not even interested actual practice, since they
after all came from small towns which did not
need any escalators.
Jesse W. Reno was far more influential. In 1892,
the New York engineer received a US patent on
the“endless conveyor or elevator”that he installed
at the Coney Island amusement park: a conveyor
belt that could transport 3,000 people an hour up
a 25° degree incline to a height of 2.10 m. With
Kunden fahren auf der alten hölzernen
Rolltreppe im Flagship-Store von Macy‘s
am Herald Square in New York. Bei der
400 Millionen Dollar teuren Restaurierung
legte das Kaufhaus Macy‘s Wert darauf,
die ursprüngliche hölzerne Rolltreppe aus
den 1920er Jahren zu erhalten.
Shoppers ride the vintage wooden escala-
tors in the Macy‘s Herald Square flagship
store in New York on. Macy‘s retained the
original circa 1920 wooden escalators after
their $400 million renovation.