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FASSADE 3/2018

TECHNIK

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BIM in der Fassadentechnik

momentan noch hohen Investitionskosten

genannt, die für eine BIM-Einführung not-

wendig sind.

Bei der BIM-Einführung geht es hierbei

bzgl. der Kosten nicht allein um Fortbildun-

gen und Infrastruktur-Änderungen, son-

dern um einen fundamentalen Wandel aller

Arbeitsprozesse. Der Weg dahin dauert laut

Erfahrungen von BIM-Intensivnutzern gut

ein Jahr – während gleichzeitig weiterhin al-

le laufenden Projekte wie bisher bearbeitet

werden müssen.

Veränderung der Aufgaben

bei Bauprojekten

Die Aufgaben bei einer konsequenten BIM-

Nutzung ändern sich entsprechend dem

damit verbundenen fundamentalen Wan-

del aller Arbeitsprozesse. So hat der Bauherr

z. B. zu einem sehr frühen Zeitpunkt eine

komplette Baubeschreibung bis ins Detail

abstrakt zu formulieren. Das heißt, der Bau-

herr muss exakt vorher festlegen, wie genau

das zukünftige Gebäude z. B. hinsichtlich

der Büro-Anzahl, der Quadratmeter, der Be-

leuchtung, des Schallschutzes bis hin zum

letzten Schreibtisch aussehen soll.

Ziel beim BIM-Prozess ist die einheitliche,

durchgängige Beschreibung der Objektda-

ten in Bezug auf Detaillierung und Attri-

bute. Diese Anforderungen müssen an die

jeweiligen projektspezifischen Ziele ange-

passt und umgesetzt werden. Diese Zieldar-

stellungen müssen vomAuftraggeber in den

Auftraggeber Informationsanforderungen

(AIA) beschrieben werden. Diese sind damit

gleichzusetzen mit einem BIM-Lastenheft,

beschreiben die Anforderung des Auftrag-

gebers für den Auftragnehmer und dienen

als Grundlage für den BIM-Projektabwick-

lungsplan (BAP) im Projekt. Der BIM-Pro-

jektabwicklungsplan (BAP) ist damit gleich-

zusetzen mit einem BIM-Pflichtenheft und

regelt die vertraglichen Leistungen, Rollen,

Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten

sowie die Zusammenarbeit der Projektbe-

teiligten. Durch die BIM-Nutzung sollen

dann insbesondere die Planer die Möglich-

keiten des integralen Planes erkennen und

nutzen, so dass Ideen und Optimierungen

umgesetzt werden können. Über BIM wer-

den diese dann visualisiert. Der Bauherr soll

hierdurch die Abläufe besser nachvollziehen

und verstehen, was passiert, wenn er verän-

dernd eingreift und welche Konsequenzen

daraus resultieren.

BIM-Manager und

BIM-Koordinatoren erforderlich

Es ergibt sich aus der Logik, dass die BIM-

Planungsmethode damit für alle Beteilig-

ten gleichermaßen geschult, und eingeführt

sein muss, damit Absprachen und der Infor-

mationsaustausch möglich sind. Der neu-

en Funktion eines so genannten BIM-Ma-

nagers kommt hierbei bestimmt besondere

Bedeutung zu, wobei die faktischen Aufga-

ben und Verantwortlichkeiten des BIM-Ma-

nagers zurzeit noch nicht einheitlich ge-

regelt sind. Einig ist sich die Fachwelt da-

hingehend, dass der BIM-Manager den

Bauherrn dabei beraten soll – zum Beispiel

bei der Entscheidung, ob ein Projekt mit der

BIM-Methode angegangen werden sollte.

Darüber hinaus sollte der BIM-Manager da-

bei helfen, die Projektziele zu definieren.

Ergänzend gibt es dann noch den BIM-Ko-

ordinator, der anders als der BIM-Mana-

ger – dieser kann für das gesamte Projekt

und alle Modelle verantwortlich sein – auf

der Ebene eines einzelnen Fachgewerks die

Einhaltung der aufgestellten Anforderungen

und Regeln seines Fachmodells sicher stellt.

Da es aber keine allgemein gültigen Fest-

legungen zu den Aufgabenbereichen eines

BIM-Managers / BIM-Koordinators gibt, ist

es notwendig, zu Beginn des Projektes die

Aufgaben und Verantwortlichkeiten klar zu

regeln.

BIM-Arbeitsweise mit virtuellen

Modellen

Mit BIM entsteht mit Echtdaten zunächst

ein virtuelles Modell, das über einen View-

er von allen Projektbeteiligten jederzeit ein-

sehbar ist. Verschiedene Ideen und Ausfüh-

rungs-Varianten sollen mit diesem virtu-

ellen Modell durchgespielt und diskutiert

werden können. Die BIM-Planungsme-

thode bedeutet hierbei, dass ein 3D-Modell

– wie in der bisherigen Planung nicht un-

üblich – nun weiter mit Informationen an-

gereichert wird. Grundsätzlich setzt BIM da-

mit ein 3D-Modell voraus, ist dann aber im

weiteren Verlauf wesentlich mehr als nur

ein 3D-Modell. So entsteht ein Modell mit

Objekten, deren Informationen und Eigen-

schaften in einer Datenbank hinterlegt sind:

4D-Modell: Informationen zum Bauteil

(LOD – Level of Detail zum

Bauteil)

(LOI – Level of Information

zum Bauteil)

5D-Modell: Daten zu Kosten

6D-Modell: Daten zu Zeitabläufen

Die Vorteile gegenüber herkömmlichen

CAD-Modellen sollen hierbei bestmöglich

ausgeschöpft werden. Insbesondere regel-

Komplexe Fassaden werden immer häufiger mit BIM geplant.

Foto:

© FASSADE