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FACHBeItrAG

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FASSADe Spezial

Berechnung der zu erwartenden Resttragfä-

higkeit so gut wie unmöglich, und der In-

genieur ist auf die Ergebnisse der zerstören-

den Prüfung angewiesen. Dabei unterschei-

det man die folgenden Werte:

1. Resttragfähigkeit gegen „Durchschla-

gen“ unmittelbar nach Glasbruch

2. Prüfung der Resttragfähigkeit nach Glas-

bruch bei mittlerer Belastungsdauer

(über 30 min), entsprechend Norm-Ent-

wurf DIN 18008-6

Beide Werte wurden in separaten Tests er-

mittelt. Die Ergebnisse werden nachfolgend

vorgestellt.

Resttragfähigkeit gegen „Durchschla-

gen“ unmittelbar nach Glasbruch

Die Prüfungen wurden bei Intertek ATI Inc.

York, Pennsylvania/USA, durchgeführt, wo

man einen weichen, 100 kg schweren Sack

(entsprechend dem typischen Gewicht ei-

nes Arbeiters inklusive Werkzeug und Si-

cherungsvorrichtung) aus 1,2 m Höhe bei

50 ºC Umgebungstemperatur auf die Glas-

scheiben fallen ließ. Dieses Verfahren simu-

liert die potenzielle Belastung im Falle eines

Unfalls. Dazu wurden die Scheiben vor Be-

ginn der Prüfungen 1 h lang bei 50 °C kon-

ditioniert. Der Prüfaufbau war von isolie-

renden Platten umschlossen, um sicher-

zustellen, dass die Ergebnisse nicht durch

Temperaturänderungen verfälscht wurden.

Diese Platten wurden erst kurz vor Beginn

der Prüfung entfernt.

Bild 2 zeigt, wie das Laminat mit der Iono-

mer-Zwischenlage der statischen Belastung

durch das Fallgewicht widersteht. Der Sack

wurde nach 15 min entfernt, wobei die Zwi-

schenlage keinerlei Anrisse im Bereich der

Punkthalterungen zeigte. Im anschließen-

den Falltest wurde dieses Laminat nicht von

dem Fallgewicht durchschlagen, während

die Laminate mit Zwischenlagen aus EVA,

Standard- und steifem PVB (Bild 3) sofort

bei Auftreffen des Sackes versagten, ohne

das Durchschlagen verhindern zu können.

Resttragfähigkeit nach Glasbruch bei

mittlerer Belastungsdauer (über 30 min)

Der deutsche Norm-Entwurf DIN 18008-6

von Februar 2015 (Glas im Bauwesen – Be-

messungs- und Konstruktionsregeln – Teil

6: Zusatzanforderungen an zu Instandhal-

tungsmaßnahmen betretbare Verglasun-

gen und an durchsturzsichere Verglasun-

gen) stellt für Überkopfverglasungen, die für

Wartungs- und Reinigungsmaßnahmen be-

gehbar sind, verschärfte Anforderungen an

die Resttragfähigkeit nach Glasbruch. Bei

der Prüfung wird zunächst ein Fallgewicht

in Form eines 50 kg schweren Doppelrei-

fens aus 900 mm Höhe auf das Laminat fal-

len gelassen, damit die obere Glaslage zu

Bruch geht. Nachfolgend wird eine 200 mm

x 200 mm große Fläche mit einem Gewicht

von 100 kg belastet (Bild 4). Der Test gilt als

bestanden, wenn das Laminat mit der ge-

brochenen oberen Scheibe dabei mindes-

tens 30 min lang nicht aus seiner Halterung

reißt, nicht von dem Fallgewicht durchdrun-

gen wird und keine potenziell gefährlichen

Glasfragmente zu Boden fallen

[2]

. Die Prü-

fung der Resttragfähigkeit nach Glasbruch

an – für Vordächer typischen – punktgehal-

tenen, 1,5 m x 2,0 m großen Glasscheiben

erfolgte an der Universität der Bundeswehr

München. Mit jeder der vier unterschiedli-

chen Zwischenlagen – Ionomer (1,52 mm

sowie 0,89 mm), steifes PVB (1,52 mm) und

Standard-PVB (1,52 mm) – wurden dazu

neun Glasscheiben hergestellt (Glasaufbau:

2 x 6 mm ESG + jeweilige Folie). Immer drei

des gleichen Typs wurden dann bei –20 °C,

+21 °C und +50 °C geprüft, um herauszu-

finden, welches Laminat mit welcher Zwi-

schenlage die Anforderungen des Norm-

Entwurfs DIN 18008-6 erfüllt. Außerdem

sollte die maximale Belastbarkeit der La-

minate bestimmt werden, wobei die Ober-

grenze der Prüfapparatur bei 400 kg lag. Für

jede Prüftemperatur wurden die Lamina-

te mindestens 3 Stunden konditioniert. Die

Temperatur der Prüfkammer konnte zwi-

schen –25 °C und +25 °C geregelt werden.

Alle geprüften Laminate widerstanden

der Belastung durch das Fallgewicht ohne

Bruch. Darum mussten die oberen und un-

teren Scheiben jeweils manuell durch ei-

nen (mittig) angesetzten Hammerschlag

gebrochen werden. Anschließend wurden

die Laminate 30 min lang mit einem 100 kg

schweren Zementblock belastet. Um die

Bild 3: Laminat mit steifem PVB wird

durchschlagen.

Bild 2: Statische Belastung einer rahmenlos

punktgehaltenen Scheibe für ein Vordach.

Bild 4: Versuchsaufbau zur Messung der

Resttragfähigkeit nach Glasbruch.

Bild 5: Das Ionomer-Laminat mit 400 kg

Belastung bei 21 °C.

Bild 7: Das Laminat mit 1,52 mm dicker Iono-

mer-Zwischenlage versagte bei 300 kg/50 °C.

Bild 6: Das zerstörte PVB-Laminat nach

Belastung mit 100 kg bei 21 °C.