glas+rahmen
12.18
technik
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im jahr 2003 tauchten
in Österreich
und der Schweiz erstmals gelbe Flecken auf
weißen Kunststofffenstern auf. Untersu-
chungen durch unabhängige Institute er-
gaben eine Veränderung der Oberfläche
durch eine chemische Reaktion, die auf Ab-
lagerungen vonMetallstäuben zurückzufüh-
ren war. Nach und nach breitete sich die-
ses Phänomen, von Süden kommend, auch
über Deutschland aus. Woher diese Stäube
stammten, war zunächst rätselhaft. Vermu-
tet wurden Metallabriebe bzw. Metallstäu-
be, etwa von Bremsscheiben. Weiter wurden
Emissionen von Industriegebieten als Ur-
sache vermutet und der Abrieb von Eisen-
bahnschienen, der bei Bremsmanövern von
Zügen entsteht. Flugrost auf Edelstahlgelän-
dern war bereits hinlänglich bekannt. Dass
bei der Oxidation eines Eisenstaubes, der
auf einem PVC-Profil zum Liegen kommt,
unter Einfluss von UV-Licht eine chemische
Zerstörung der PVC-Oberfläche geschieht,
die mit Hilfe von Metallzersetzung, Pollen
und UV-Licht zu einer Gelbverfärbung rund
um den Metallpunkt führt, war jedoch neu.
Wenn direktes UV-Licht eine Rolle spielt,
ist die Gelbverfärbung auf der Südseite der
Häuser logisch und nachvollziehbar. Warum
aber in einem Neubaugebiet oft nur ein ein-
zelnes Haus von diesem Phänomen betroffen
ist, blieb lange unbeantwortet.
Ungewollte Staubentwicklung
Erst als ein Techniker der PVC-Branche
auf die Idee kam, seinem neu angepflanz-
ten Rasen mit Rasendünger auf die Sprünge
zu helfen und in einem Gartencenter einen
„eisenhaltigen Rasendünger“ kaufte, ergab
sich plötzlich eine logische Erklärung. Beim
großzügigen Verteilen von eisenhaltigem
Rasendünger können Metallstäube punktu-
ell in großer Menge verteilt werden, was er-
klärt, warum häufig ein einzelnes Haus in ei-
greifen. Befindet sich in den Reinigungsmitteln
gar Ammoniak und/oder Benzylalkohol, ist eine
Zerstörung imMikrobereich fast zu erwarten. In
einem PVC-Reiniger haben diese Stoffe nichts
zu suchen. Speziell Benzylalkohol oxidiert mit
Sauerstoff zu Benzaldehyd, was laut Chemielexi-
kon mit Hart-PVC nun ganz und gar nicht ver-
träglich ist. Wer nun nicht ganz penibel vorgeht
und anstelle von 3 ml Reinigungskonzentrat ei-
nen kräftiger Spritzer in 2 statt in 5 Liter Wasser
gibt, erzeugt eine Überdosierung um den Fak-
tor 25 bis 30. Die chemischen Reinigungszusät-
ze sind somit um das 25 – 30 fache überdosiert.
Wird der geöffnete Fensterflügel mit überdo-
sierten, ammoniakhaltigen Reinigern geputzt
und anschließend geschlossen, werden zwischen
Flügelprofil und Blendrahmenanschlagdichtung
die chemischen Substanzen eingeschlossen und
können dort mit dem PVC reagieren. Kleine
Gelbes Ärgernis
Gelbe Flecken auf Kunststoffenster-Profilen oder gar grossflächige
gelbfärbungen beeinträchtigen das Erscheinungsbild der Fenster
erheblich. Der Sachverständige Jürgen Sieber ist der Problematik
nachgegangen und erklärt, wie diese Schäden entstehen.
o.: Oxidierender
Metallspan von einem
gelben Hof umgeben.
Die Kugelschreiber-
spitze macht die Grö
ßenordnung sichtbar.
l.: Typische Gelbver
färbung an einem
unte-ren Flügelprofil
eines Kunststofffensters.
Die Gelbverfärbung
endet seitlich an den
Schweißnähten.
nem Wohngebiet betroffen ist, und bei die-
sem verstärkt die Fenster in den unteren Eta-
gen. Werden die Metallstäube nicht entfernt,
können sie sich festsetzen und die beschrie-
benen Probleme verursachen.
Flächige Verfärbung und
linienförmige Erhebung
Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. So könnte
man meinen, aber weit gefehlt. Der Gelbver-
färbung durch Eisenstaub folgte wenige Jahre
später ein weiteres Problem, die großflächige
Gelbverfärbung der weißen Kunststofffprofile
ohne Einwirkung von Eisenstaub, häuftig in
Kombination mit linienförmigen Erhebun-
gen am PVC-Profil. Die Ursache: hochkon-
zentrierte Haushaltsreiniger. Während man
früher einen kräftigen Schuss Spülmittel in
eine undefinierte Menge Wasser gab, findet
man heute auf der Rückseite von Konzentra-
ten Dosieranweisungen, die in ihrer Genau-
igkeit aus einem Pharmazielabor stammen
könnten. Bei vielen Reinigungskonzentraten
lautet die Dosierung ungefähr wie folgt: 3 ml
Reinigungskonzentrat auf 5 Liter Wasser ver-
wenden, das heißt 3 Tropfen des Konzentrats
auf 5 Liter Wasser. Enthalten diese Reiniger
Zusätze wie Orangen-, Zitronen- oder Pfeffer-
minzgeschmack wird es spannend, denn diese
sauren Stoffe können die PVC-Oberfläche an-
Fotos: © Jürgen Sieber