glas+rahmen
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technik
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technik
unternehmen
bernward freericks
ist froh darüber,
dass er seinen Betrieb in kompetente Hän-
de übergeben konnte. Der 74-jährige Gla-
sermeister, der das 1927 gegründete Unter-
nehmen in zweiter Generation 50 Jahre lang
geführt hat, bleibt der Firma zwar als Ver-
mieter und Berater verbunden, zieht sich an-
sonsten aber in den Ruhestand zurück. Der
Käufer Oliver Fellenberg ist seit 20 Jahren in
der Glasindustrie tätig. Als Technischer Lei-
ter bei einem Hersteller von Spezialgläsern
hat er reichlich Erfahrung mit der Herstel-
lung von hochwertigen Glasprodukten ge-
sammelt. Nun will der 45-Jährige als neuer
Besitzer und Chef die traditionsreiche Gla-
serei am Hammer Hellweg 25 in die Zukunft
führen. Dabei setzt er nicht auf schlagartige
Veränderungen, sondern auf eine bedach-
te Weiterentwicklung des Betriebes. Aktuell
kommen 75 Prozent seiner Aufträge von Ge-
schäftskunden und etwa 25 Prozent von pri-
vaten Auftraggebern.
Marktlücken im Visier
Neben dem gesamten Spektrum der hand-
werklichen Glasveredlung hat sich das Un-
ternehmen in der Vergangenheit internati-
onal mit gebogenen und gewölbten Gläsern
einen Namen gemacht. Rund 25 Prozent des
Gesamtumsatzes kommen aus diesem Ge-
schäftsfeld. Die Referenzliste der Objekte mit
gebogenen Gläsern aus Hamm ist lang und
exklusiv. ImGebäude des Bundesgerichtshofs
findet man sie ebenso wie in der Frankfur-
ter Kreditanstalt für Wiederaufbau und im
Hotel „Bayerischer Hof “ in München. Die
Kernkompetenz des Glasbiegens will Oliver
Fellenberg weiter ausbauen. Dabei hat er ne-
ben den großen Gläsern für Architekturan-
wendungen auch kleinere Formate für die In-
dustrie im Blick. Aus dem Bereich der techni-
schen Gläser weiß er, dass dort häufig gebo-
gene Scheiben benötigt werden. Fellenberg:
„Das ist eine Marktnische, die wir bedienen
wollen.“ Für die verschiedensten Biegearbei-
ten stehen ihm im Unternehmen fünf Glas-
öfen in verschiedenen Größen zur Verfügung.
Ebenfalls forcieren will er die Bereiche Glas-
duschen und Glasinterieur sowie den Innen-
ausbau und den Ladenbau. Auch Terrassen-
dächer sollen künftig zum Portfolio zählen
und vorwiegend regional vermarktet werden.
„Wir können Glas aus dem Effeff“
Mit Blick auf das aktuelle Leistungsangebot
der F&F Glastechnik GmbH & Co. KG er-
klärt Oliver Fellenberg: „Wir sind kein reiner
Handwerksbetrieb. Bei Vorprodukten, die
wir an die Industrie liefern, haben die Ar-
beiten eher einen industriellen Charakter.“
Die Leistungskraft seines Unternehmens
trägt der neue Chef offensiv nach außen. Der
Firmenslogan lautet „Wir können Glas aus
dem Effeff.“ im Gespräch mit Glas+Rahmen
ergänzt er ihn um den Zusatz „von 1 bis X
Stück".
jürgen vössing
www.ff-glastechnik.deFreericks übergibt an Fellenberg
Aus der Traditionsglaserei Freericks im westfälischen
Hamm wurde zum 1. August 2018 die F&F Glastechnik
GmbH & Co. KG. Der neue Eigentümer Oliver Fellenberg
will die Kernkompetenz des Glasbiegens ausbauen.
Bernward Freericks (l.) und Oiver Fellenberg vor
dem Firmengebäude am Hellweg 25 in Hamm.
GLAS JANSEN
AKTION GEGEN FAHRVERBOTE
Die Firma Glas Jansen in Aachen setzt die
Forderung der Deutschen Umwelthilfe (DUH)
in die Tat um und fährt die Organisation und
ihre Mitglieder nicht mehr für Aufträge oder
bei Notfällen an. Damit will das Unterneh-
men deutlich machen, was ein Fahrverbot
für Diesel-Transporter des Handwerks bedeu-
ten würde. „Die Deutsche Umwelthilfe setzt
sich für das Fahrverbot von Dieselfahrzeugen
in Deutschland ein. An sich ist die Reduzie-
rung von CO2 und NOx eine gute Sache“, so
Glasermeister Sascha Jansen, „doch wird da-
bei vergessen bzw. nicht gesehen, dass viele,
wenn nicht sogar alle Handwerksbetriebe wie
wir auf Dieselfahrzeuge angewiesen sind.“
Trete das Dieselfahrverbot in Kraft, heiße
das gleichzeitig, dass handwerkliche Betrie-
be nur mit Sondergenehmigungen in die je-
weilige Umweltzonen fahren dürften – wenn
überhaupt. Kunden könnten dann vergeb-
lich auf ihren Handwerker warten, heißt es in
der Pressemitteilung des Unternehmens. Dass
Glas Jansen der DUH-Forderung des Fahr-
verbots entspreche, stelle somit eine direk-
te und logische Reaktion dar. Indem sich der
Betrieb weigere, die DUH sowie deren Mit-
glieder als Kunden anzufahren, tue er noch
etwas Gutes. Er schone die Umwelt, heißt es
weiter. Mit der nach Einschätzung des Unter-
nehmens paradox anmutenden Maßnahme
denke Glas Jansen die Forderung konsequent
weiter und zeige, dass es in den betroffe-
nen Gebieten eben keine handwerkliche Hil-
fe mehr gebe. Alternativ würden die Preise
für die Dienstleistung teurer, da die zusätzli-
chen Kosten für Neuwagen etc. auf die Kun-
den umgelegt werden müssten. Die Glaserei
wolle weder provozieren noch sei sie gegen
die DUH. Vielmehr wolle man mit der Aktion
ein Zeichen setzen und zum Nachdenken an-
regen: „Das heißt nicht, dass wir gegen den
Umweltschutz sind. Nur sollte er so umgesetzt
werden, dass es möglich ist – mit Köpfchen“,
kommentiert Jansen.
Die Glas Jansen UG zählt nach eigenen Aussa-
gen zu den größeren Handwerksbetrieben im
Raum Aachen und betreut deutschlandweit
private und gewerbliche Kunden.
www.glaserei-jansen.deFoto: © Vössing