glas+rahmen
11.17
titel
22
g+r:
Herr Czirr, Sie koordinieren seit Sommer 2016 als
Leiter Gesamtkonstruktion die Aktivitäten der mechani-
schen und elektrischen Konstruktion sowie der Forschung
und Entwicklung. Was sind Ihre Ziele?
czirr:
Kunden wünschen immer kürzere Zyklen für
neue Produkte. Anwendungsfragen sollen noch zeitna-
her beantwortet werden. Dazu werden wir intern die Ab-
läufe optimieren und die Zusammenarbeit der einzel-
nen Bereiche weiter intensivieren, ohne Kompromisse
bei unseren hohen Qualitätsstandards einzugehen. Nur
so schaffen wir es, auch künftig demMarkt einen Schritt
voraus zu sein und gleichzeitig ein attraktives Preis-Leis-
tungsverhältnis sicherzustellen.
g+r:
Welche Anforderungen haben sich in den letzten
Jahren geändert?
czirr:
Der Markt verlangt immer höher automatisier-
te und leistungsfähigere Maschinen. Dadurch hat die
Bedeutung der Steuerungstechnik stetig zugenommen.
Schon heute bestimmt die Steuerung den größten Teil
des Leistungsvermögens einer Maschine. Befeuert durch
Trends wie Industrie 4.0, wird der Anteil weiter steigen.
Nicht minder wichtig ist die Elektrik. Sie ist das Ner-
vensystem der Maschine. Fast alle Abläufe werden über
sie gesteuert. Selbst bei einfachsten Kundenanpassungen
sind daher immer Mechanik und Elektrik betroffen. Das
forciert eine sehr enge Zusammenarbeit von der ersten
Konzeptidee bis zur Serienreife. Sobald feststeht, welche
Funktionen die Maschine beherrschen soll, entwickeln
wir das Steuerungskonzept.
g+r:
Wie trägt die Forschung und Entwicklung dazu bei,
technologischen Vorsprung zu sichern?
czirr:
Gerade bei Themen wie Energieeffizienz, Ergo-
nomie oder Leichtbaumaterialien lohnt sich der Blick
über den Tellerrand. Wir greifen neueste Entwicklungen
auf, etwa bei Verfahren und Materialien, und testen sie
unter der Fragestellung, welche Verbesserungen damit
möglich sind. Wir betreten bewusst Neuland, mit dem
Ziel, den Kundenanforderungen sogar voraus zu sein.
g+r:
Können Sie Beispiele nennen, wo Sie neue Maßstä-
be gesetzt haben?
czirr:
In die neue SBZ 122er-Reihe sind einige Innova-
tionen aus der F&E eingeflossen. Beispiele aus der Ergo-
nomie sind Schutzsysteme, die dem Bediener näheres
Arbeiten am Profil ermöglichen. Weitere Funktionen,
die den Nutzwert erhöhen und in Serienproduktionen
eingegangen sind, sind das schräge Maschinenbett, Li-
nearmotoren in der Aluminiumbearbeitung sowie neue
Energiekonzepte.
g+r:
Woher kommen die Anstöße für Neuentwicklungen
oder Anpassungen?
czirr:
Über den Vertrieb und die Anwendungstechnik
haben wir direkten Kundenkontakt. Ein Großteil unse-
res Tagesgeschäfts sind Kundenaufträge, also Anwen-
dungsfragen, für die wir Lösungen entwickeln. Wir ken-
nen unsere Maschinen aus dem Effeff, jedes Bauteil und
jede Schraube. Zudem führen wir regelmäßig Machbar-
keitsprüfungen von Anfragen unserer Kunden durch.
Daher wissen wir frühzeitig, wie unsere Kunden die Ma-
schinen einsetzen wollen und was sie damit erreichen
möchten. Daraus ergeben sich dann zahlreiche Anstö-
ße für Neu- und Weiterentwicklungen. Zudem führen
wir zusätzlich Marktanalysen durch und besuchen Kun-
den vor Ort. Dabei erkennen wir, wie die Kunden arbei-
ten, zum Beispiel, welche Profile mit welchen Werkzeu-
gen bearbeitet werden. Daraus leiten wir unseren Ent-
wicklungsplan ab.
g+r:
Wie gehen Sie vor, um die Wünsche Ihrer Kunden
bestmöglich umzusetzen?
czirr:
Die Kunden- und Marktanforderungen sam-
meln wir in einem Lastenheft. Danach prüfen wir, wie
sich die Idee in die Praxis umsetzen lässt. Jeder schaut:
Was ist mechanisch, was ist elektrisch möglich? Wo lie-
gen die Grenzen des Machbaren? Welche neuen An-
triebssysteme oder Materialien gibt es? In dieser Pha-
se fließen die Neuentwicklungen aus der Forschung und
Entwicklung ein. Dann legen wir die Leistungsgrenzen
der Maschine fest in Bezug auf Schnelligkeit, Anwen-
dungen, Werkzeuge, Achsen und Investitionskosten,
also sämtliche Merkmale, mit denen sich die Kunden-
oder Marktanforderungen am besten erfüllen lassen.
Immer kürzere Entwicklungszyklen
Die Spezialisten aus mechanischer und elektrischer Konstruktion so-
wie Forschung und Entwicklung bilden die Keimzelle für alle Produkte
des Maschinenbauers elumatec. Ihr Ziel: Kunden die beste Lösung zum
besten Preis zu bieten. Wie sie das schaffen, darüber sprach Glas+Rahmen
mit Sascha Czirr, Leiter Gesamtkonstruktion.
„Wir betreten be-
wusst Neuland, mit
dem Ziel, den Kun-
denanforderungen
sogar voraus zu sein.“
Sascha Czirr