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technik
praxis
hafteten Kitt in Holzfenstern festgelegt. Erste Messun-
gen beim Austausch von asbestbehaftetem Kitt in einem
Holzfenster wurden bereits durchgeführt. In diesem Fall
stand uns der stellvertretende Bundesinnungsmeister
und Landesinnungsmeister von Bayern, Thomas Strobl,
zur Seite. Er stellte seinen Betrieb und seine Mitarbeiter
für die Messreihe der BG-Bau zur Verfügung. Die ent-
sprechenden Ergebnisse erwarten wir für Mitte Oktober.
Wir sind zuversichtlich, noch in diesem Jahr eine aner-
kannte Erleichterung für unsere Betriebe auf diesemGe-
biet zu erreichen. Klar ist jetzt schon, dass das Entfernen
von asbestbehaftetem Kitt durch Fräsen oder Schleifen
der Vergangenheit angehört.
g+r:
I
st die erarbeitete Verfahrensweise auf andere Rah-
menmaterialien übertragbar? Und wie ist die Vorgehens-
weise beim Entfernen von asbesthaltigem Kitt aus Holz-
fenstern?
fimpeler:
Anerkannte Verfahren für Tätigkeiten mit
geringer Exposition gemäß TRGS 519 Nr. 2.9 beschrän-
ken sich immer auf genau definierte Anwendungsberei-
che. In unserem Fall ist es aufgrund des großen Altbe-
standes in Deutschland im ersten Schritt das Holzfens-
ter. In Kürze werden wir den Anwendungsbereich auf
das Metallfenster und die feststehende Verglasung aus-
weiten, wobei man davon ausgehen kann, dass sich am
Arbeitsverfahren selbst nichts ändern wird, sondern nur
an dem zu bearbeitenden Gegenstand.
Das Verfahren für Holzfenster beschränkt sich auf den
Ausbau von Verglasungen mit asbesthaltigem Kitt im
Glasfalz aus Holzrahmen mit und ohne Leisten. Einge-
setzt werden dürfen nur Handwerkzeuge zum Aushau-
en und Schneiden. Der Kitt kann erwärmt werden, um
die Plastizität zu erhöhen. Uns ist natürlich bewusst, dass
es auch Kitte gibt, bei denen das Anwärmen nicht mög-
lich ist oder keine Vorteile bringt. Ausgenommen sind
selbstredend Bitumen- und Teer-stämmige Kitte, die
bekanntlich beim Erwärmen Giftstoffe freisetzen. Für
die Arbeiten dürfen keine fräsenden, oszillierenden und
schleifenden Werkzeuge verwendet werden, da dadurch
zu viele Asbestfasern freigesetzt werden, die umfangrei-
che Sicherungsmaßnahmen erfordern. Der Ausbau von
Kitt und Gläsern kann im eingebauten und ausgebauten
Zustand der Holzrahmen erfolgen.
„Wir sind zuversicht-
lich, noch in diesem
Jahr eine anerkannte
Erleichterung für
unsere Betriebe auf
diesem Gebiet zu
erreichen.“
„Asbesthaltiger Kitt
darf nur von
Betrieben bearbeitet
werden, die über
entsprechend
qualifiziertes Fach-
personal verfügen.“
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g+r:
Reicht es, nach vorgegebenen Arbeitsanweisungen
zu arbeiten, oder bedarf es speziell geschulter Mitarbeiter?
fimpeler:
Asbestfasern sind krebserregend. Daher be-
darf es im Umgang mit Asbest nicht nur vorbeugender
Arbeitsmaßnahmen, sondern auch qualifizierter Mitar-
beiter. Asbesthaltiger Kitt darf nur von Betrieben bear-
beitet werden, die über entsprechend qualifiziertes Fach-
personal verfügen, die einen Sachkundelehrgang (Asbest-
schein) nach TRGS 519 absolviert und bestanden haben.
Dieser qualifizierte Personenkreis darf im Anschluss die
Mitarbeiter fachgerecht einweisen, die zukünftig im Be-
trieb mit asbestbehaftetem Kitt in Berührung kommen.
Derzeit sind wir dabei, mit der BG Bau einen auf das Gla-
serhandwerk zugeschnitten Lehrgang nach TRGS 19 An-
lage 4 zu entwickeln, der uns in die Lage versetzt, zügig
alle interessierten Glaser-Mitgliedsbetriebe zu qualifizie-
ren. Realistisch ist ein Startschuss im ersten Quartal 2018.
g+r:
In Anbetracht der Kürze der Zeit seit Aufkommen
der Thematik Asbest im Fensterkitt hat das Glaserhand-
werk bereits einiges auf den Weg gebracht. Wird das The-
ma in den anderen Gewerken ebenso zügig angegangen?
fimpeler:
Mit dem nationalen Asbest-Dialog in Berlin
hat die Thematik bei allen betroffenen Gewerken rasant
an Fahrt aufgenommen. Wer hier noch die Parole aus-
gibt, nur nicht hochkochen lassen, sondern klein reden,
handelt ganz klar fahrlässig. Wir haben rechtzeitig er-
kannt, wie brisant diese Thematik ist und entsprechend
gehandelt. Natürlich haben auch die Aktivitäten von
Franz Geissdörfer, Obermeister der Innung München-
Oberbayern, der in Zusammenhang mit einem Auftrag
das Thema Asbest im Kitt sehr ernst nahm und an ent-
sprechenden Stellen Fragen formulierte, dazu beigetra-
gen, dass wir uns dieses Themas so zügig angenommen
haben. Hier kann man zum jetzigen Zeitpunkt nur sa-
gen: Gott sei Dank. Denn wie uns unlängst erst von der
BG Bau bestätigt wurde, ist der Ansturm auf „verträgli-
che Lösungen“ durch andere Gewerke so extrem gewor-
den, dass wir jetzt nicht dort stehen würden, wo wir jetzt
stehen, wären wir später gestartet. Am Ende ist dies ein
Vorteil für unsere Mitgliedsbetriebe, denn sie können
sich am Markt bereits als qualifizierte Fachbetriebe in
Sachen Asbest positionieren, während sich andere Ge-
werke noch in der Umsetzungsphase befinden.
Hermann Fimpeler
Foto: © Vössing