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glas+rahmen

09.18

technik

33

gen ausgesetzt. Aus meiner Sicht ist darum die Heraus-

forderung, Montagesysteme zu etablieren, die weitge-

hend alle planerischen Notwendigkeiten, risikobehafte-

te Fehlstellen, gleichbleibend hohe Montageausführung

und den Bauteilschutz in sich vereinen. Solche Systeme

würden viele der heutigen Reklamationen verhindern.

Der beim Einsatz von Montagezargen deutlich später

mögliche Einbau der Fenster wäre zudem weniger auf-

wändig, weil die Rahmenbedingungen am Gebäude ei-

nen einfacheren Transport und ein einfacheres Handling

der Elemente ermöglichten würden. Vereinzelt bieten

Systemgeber und Fensterhersteller schon zukunftswei-

sende Montagesysteme an. Meist kommen diese Syste-

me aber aus dem Bereich des Sonnenschutzes. Andere

stammen ursprünglich aus anderen Europäischen Staa-

ten. Sie sind regional orientiert und können unserer va-

riantenreich entwickelten Baukultur nur begrenzt oder

gar nicht angepasst werden.

Innovative Montagesysteme sollten Architekten und

Bauherren die Sicherheit geben, dass sich die höheren

Aufwändungen während der Ausführungs- und Nut-

zungsdauer bezahlt machen und sogar eine Kostenein-

sparung bei nachrangigen Leistungen am Fenster brin-

gen. Wenn man sich vor Augen hält, welcher Ausfüh-

rungsaufwand bei der Montage betrieben wird, wieviele

Schadensfälle daraus resultieren und welche Aufwän-

dungen im Nachgang, auch bei einem späteren Tausch

der Elemente, beispielsweise wegen energetischer Sa-

nierung oder der Beseitigung von Einbruchschäden, in

Kauf genommen werden, stellt sich die Überzeugung

ein, dass aktuell zu teuer montiert wird. Denn die heu-

tige Art der Montage beruht auf aktuellen Anforderun-

gen und ist in wesentlichen Bereichen nicht nachhaltig.

von der variablen Fenstermontage

profitieren alle Beteiligten

Man stelle sich vor, welche Erleichterungen es für alle

am Bau beteiligten Personen und Unternehmen brächte,

wenn Haustüren und Fenster nicht mehr dann eingebaut

werden müssten, wenn es der Bauablauf erfordert, son-

dern erst, wenn die angrenzenden Arbeiten, beispiels-

weise das Anputzen der Rahmen u.ä., bereits erfolgt ist.

Von dem späteren Einbau profitiert auch der Auftrag-

geber, denn was später eingebaut wird, kann auch im

Nachgang leichter entfernt bzw. ausgetauscht werden.

Berechnungen und Realstudien haben ergeben, dass

sich hier im Nachgang die Kosten um 30 bis 80 Pro-

zent senken lassen. Somit wären die Anschaffungskos-

ten entsprechender Montagesysteme mehrfach einge-

spart. Fensterbauer könnten sich durch den Einsatz sol-

cher Systeme vomWettbewerb abheben und Anwendern

nachhaltige Vorteile verschaffen, die sie mit einem güns-

tigeren Produkt nicht hätten. Bauelemente kann man

heute extrem kostenbewusst einkaufen. Günstig werden

sie für den Kunden aber erst dann, wenn die gesamte

Leistungskette (inkl. Montage) wirtschaftlich und tech-

nisch betrachtet wird. Und noch ein Vorteil: Wenn der

Lieferant dem Endkunden die Wahl überlassen könnte,

wie und wann die Fenster montiert werden, so könnten

auch Risiken, für die der Lieferant normalerweise haf-

ten oder Schutzvorkehrungen treffen muss, an den Kun-

den abgetreten werden. Die Elemente könnten dann the-

oretisch mit der Küche geliefert werden. Das hätte auch

den Vorteil, dass es keine saisonbedingten „Spitzen“ in

der Herstellung von Fenstern und bei der Montage mehr

gäbe. Ressourcen könnten gleichmäßig auf das Jahr ver-

teilt werden, was wiederum zu einer höheren Leistungs-

fähigkeit bei gleichen Kosten führen würde.

Akzeptanz wird wachsen

Wie bereits erwähnt, gibt es bereits Montagezargensys-

teme. Wenn auch keines davon multifunktional einsetz-

bar ist, so stellt sich doch die Frage, warum diese Systeme

noch so selten Verwendung finden. Meines Erachtens

liegt ein Grund darin, dass viele Fachunternehmer ein-

fach nicht wissen, dass es solche Systeme im Markt gibt.

Und die, die es wissen, sehen nur die Kosten und nicht

die Vorteile für sich und ihre Kunden. Doch wer Monta-

gesysteme einsetzt, stellt schnell fest, dass sich viele Pro-

bleme in und um die Herstellung von Fenstern, Haus-

türen und anderen Bauelementen sowie bei der Monta-

ge gar nicht erst stellen. Durch den Einsatz von Monta-

gesystemen wird nach meiner Einschätzung ein höchst

effizientes Alleinstellungsmerkmal geschaffen, und der

Kunde entscheidet gezielt nicht mehr nach Einkaufskon-

ditionen, sondern nach wirtschaftlichen Vorteilen über

die gesamte Gebrauchsdauer der Produkte. Die Aktzep-

tanz braucht Zeit. Mit dem Leidensdruck der Fenster-

bau- und Montageunternehmen wächst allerdings nach

meiner Einschätzung die Bereitschaft, auf zukunftswei-

sende Montagesysteme zu setzen, die viele der aktuellen

Probleme aus der Welt schaffen.

Schematischer Aufbau

einer Montagezargen-

Konstruktion. Wenn die

Zarge montiert ist, kön-

nen alle weiteren für

den Baufortschritt er-

forderlichen Arbeiten

erfolgen. Das eigentli-

che Fenster lässt sich

später einfach in den

passgenauen Rahmen

einsetzen.

der autor

Jörg Stahlmann ist

Schreinermeister und

Geschäftsführer eines

produzierenden Famili-

enunternehmens sowie

der Stahlmann Consul-

ting GmbH. Er ist inter-

national als Produkt-

und Prozessanalyst

sowie als technischer

Berater aktiv und arbei-

tet seit 2009 als Unter-

nehmensberater für

holz- und kunststoff-

verarbeitende Beriebe.

www.stahlmann-

consulting.com