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glas+rahmen

07.17

editorial

Feilschen um jeden Cent

Liebe Leserin, lieber Leser,

Glas zählt in der modernen Architektur zu

den wichtigsten Baustoffen überhaupt. Kein

anderes Material lässt sich in so vielen ver-

schiedenen Bereichen einsetzen und bietet

veredelt so viele funktionale Eigenschaften.

Die zahlreichen innovativen Entwicklungen

der Glashersteller und Glasveredler haben

die offene Architektur, wie wir sie schät-

zen, erst möglich gemacht: lichtdurchflutete

Räume, transparente Innenarchitektur bis

hin zur edlen Bädern, die mit dem Plastik-

Charme der Siebziger nichts mehr gemein

haben. Es ist keineswegs übertrieben, Glas

als eine Basis des modernen Lebensgefühls

einzustufen.

Dennoch gibt es einen gravierenden Un-

terschied zu anderen Produkten, die eben-

Jürgen Vössing,

Chefredakteur

Glas+Rahmen

sparen wertvolle Energie, schützen vor zu

starker Sonneneinstrahlung und bei Bedarf

auch vor störendem Lärm, Rauch und Feu-

er. Und dennoch ist der weitaus größte Teil

der Bauherren nicht bereit, für diese High-

Tech-Produkte auch Top-Preise zu bezah-

len. Im Gegenteil. Es wird um jeden Cent

gefeilscht. Was beim iPhone-Kauf undenk-

bar ist, ist für Isolierglashersteller Alltag.

Viel Druck kommt seit geraumer Zeit

aus der Fensterbranche die, wie die Isolier-

glashersteller, ein Preisakzeptanzproblem

hat. Detlef Timm, Präsident des Verbandes

Fenster+Fassade,

mahnte jüngst vor

diesem Hinter-

grund, Fensterbau-

falls für Modernität und Lifestyle stehen.

Wer ein iPhone der jüngsten Baureihe sein

Eigen nennen will, ist ohne zu zögern be-

reit, bis zu 900 Euro auf die Ladentheke

zu blättern, wohlwissend, dass sie/er da-

mit nicht nur das Smartphone, sondern im

hohen Maße den vom Hersteller Apple ge-

schickt um den Apfel mit Biss aufgebau-

ten Mythos erwirbt. Auch beim PKW-Kauf

wird bei der Ausstattung nicht auf den Eu-

ro geguckt, obwohl Sitzheizung, Rückfahr-

kamera und Lederausstattung für die siche-

re Fahrt von A nach B nicht zwingend er-

forderlich sind.

Ganz anders verhält es sich bei hochfunk-

tionalen Isoliergläsern modernster Bau-

art. Sie prägen die Architektur und machen

Wohn- und Geschäftsgebäude erst zu at-

traktiven Orten. Und nicht zu vergessen, sie

er müssten weiter bohren und ackern, um

bei Bauherren und Planern die Qualität

und Leistungsfähigkeit ihrer Produkte stär-

ker herauszustellen und so die Grundlage

für eine Preisakzeptanz auf einem vernünf-

tigen Niveau zu schaffen. Auch beim Bun-

desverband Flachglas denkt man aktuell

über eine neue Kampagne zur Akzeptanz-

verbesserung von leistungsstarken Vergla-

sungen nach.

Leider haben ähnlich gelagerte Aktivitä-

ten in den vergangenen Jahren nicht zu ei-

ner nachhaltigen Verbesserung der Situati-

on geführt. Isolierglas, Fenster und Türen

sind in der öffentlichen Wahrnehmung im-

mer noch Low-Interest-Produkte. Und so

lange sich daran nichts ändert, wird trotz

der unbestreitbaren Leistungsstärke der

Produkte weiter um jeden Cent gefeilscht.

jürgen vössing

„Was beim iPhone-Kauf

undenkbar ist, ist im

täglichen Geschäft der

Isolierglashersteller

Alltag.“

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