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44

glas+rahmen

03.19

Technik

technik

montage

Ebenenmodell gegen Einbaufehler

Fenster und Türen sind konstruktiv delikate Schnittstellen innerhalb der Fassade.

Luftdichte, Taupunkt, Kondensatniederschlag mit einhergehenden Schimmelschäden

sind häufige Fehlerquellen. Der Schlüssel zum Erfolg ist das Ebenenmodell,

erklärt der Fenster- und Türentechnik-Spezialist Schüt-Duis in einem Fachbeitrag.

fenster und türen sind

hochkompli-

zierte Mehrkämpfer. Sie sollen nahezu un-

sichtbar sein, dem Regen und Wind trotzen,

Schallschutz leisten, Temperaturdifferenzen

zuverlässig abpuffern und Energie einsparen.

Zugleich müssen Gebäudebewegungen form-

stabil abgefangen werden und alles leichtgän-

gig mit einer Hand geöffnet werden können.

Damit dies alles funktioniert, muss neben

dem Bauteil selbst sowie dessen stabiler Be-

festigung vor allen Dingen auch die Abdich-

tung fachgerecht ausgeführt sein. Mit dem

„Ebenenmodell“ vor Augen sollte hier eigent-

lich nichts mehr schieflaufen.

Drei Funktionsebenen

Jede Fassade setzt sich aus drei „Funktions-

ebenen“ zusammen. Dabei übernimmt jede

eine spezielle Funktion. Von innen nach au-

ßen gesehen: das Trennen von Raum- und

Außenklima, den Wärme- und Schallschutz

sowie den Wetterschutz. Wenn diese drei

Funktionsebenen nicht exakt aufeinander

abgestimmt werden, sind Folgeschäden na-

hezu vorprogrammiert.

Knackpunkt eines jeden Einbaus ist die

erste Funktionsebene, die das Raumklima

vom Außenklima trennt. Diese muss unter-

brechungsfrei über die gesamte Fläche der

Außenwand geführt werden und zuverlässig

verhindern, dass Wasserdampf in den Tau-

punkt-gefährdeten Bereich der Wand- oder

Fenster-/Türkonstruktion eindringen kann.

Erreicht der Wasserdampf Schichten mit dem

kritischen Temperaturwert von circa 13° Cel-

sius, kondensiert dieser zuWasser aus, und in

dem durchfeuchteten Bauteil beginnen Tau-

wasser und Schimmelpilz ihr zerstörerisches

Werk. Neben der Lage des Bauelements in-

nerhalb der Mauerebene selbst kommt des-

halb der Geometrie und wasserdampfdichten

Ausführung der Anschlussfugen eine beson-

dere Bedeutung zu. Die Fugen müssen groß

genug sein, um Bauwerksbewegungen abzu-

fangen und die Dehnbarkeit von elastischen

Dichtstoffen nicht überzustrapazieren. Für

eine funktionssichere Abdichtung der Fuge

selbst haben sich Dichtbänder besonders be-

währt. Diese werden in der ersten Funktions-

ebene diffusionsdicht über die Fuge geführt.

Gegenüberliegend, in der Wetterschutzebe-

ne, setzt man ein diffusionsoffenes Fugen-

band, das stets ein Ausdiffundieren eventuell

eingedrungener Feuchtigkeit nach außen er-

möglicht. Weitere Möglichkeiten sind spritz-

bare Dichtstoffe, imprägnierte Dichtbänder,

Folien, Dichtfolien sowie Anputzdichtleisten.

Wärmeabhängige Ausdehnung

beachten

Die zweite Ebene übernimmt die wichtigsten

bauphysikalischen Funktionen der Außen-

hülle: den Wärme- und Schallschutz. Auch

Fotos: © Schüt-Duis

Links: Die erste Ebene

ist bauphysikalisch kri-

tisch. Sie muss durch-

gängig erkennbar sein

und stets außerhalb der

13 °C-Isotherme liegen,

um Tauwasserschäden

zu vermeiden.

Rechts: In der zweiten

Funktionsebene werden

hauptsächlich Wärme

und Schall reguliert. Die

13 °C-Isotherme muss

innerhalb dieser Ebene

liegen.