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Es läuft gut beim Autoservice Liemke in Schloß

Holte-Stukenbrock. So gut, dass der Chef Ali Os-

manÖzen von 6 bis 20Uhr in derWerkstatt steht

und kaum Zeit für andere Aufgaben findet. Die

Kunden kommen sogar aus Hamburg, Dortmund undHanno-

ver zu ihm. In demAutohaus, das nach dem Stadtteil benannt

ist, arbeiten mittlerweile zehn Mitarbeiter und drei Aushilfen.

„Dabei habe ich erst 2009 den Betrieb gegründet und alleine

aufgebaut“, sagt der 34-jährige Kfz-Meister stolz. Jetzt steht die

nächste Erweiterung an: Er will die Immobilie, in der er die

Werkstatt ebenso wie den Fahrzeugankauf und -verkauf führt,

erwerben. Schließlich plant er, den An- und Verkauf vonNeu-

und Gebrauchtwagen auszubauen und die Zahl der Stellplätze

für aktuell 30 bis 40 Fahrzeuge auf 120 erhöhen.

Einen Haken hat das Vorhaben: Trotz aller Sicherheiten,

darunter eigene Immobilien, kann er die gesamte Finanzierung

nicht aus eigener Kraft absichern. Sein Firmenkundenberater

von der Kreissparkasse Wiedenbrück hatte die Lösung: „Er

empfahl mir die Bürgschaftsbank NRW, die als Bürge bei gut

durchdachten Projekten einspringt“, so Özen. Er legte sein

Konzept vor – und hatte binnen kurzer Zeit die Finanzierung

unter Dach und Fach. Die BürgschaftsbankNRWbürgt für die

Finanzierungslücke im deutlich sechsstelligen Bereich. „Die

Gelder sind bewilligt, die Vorverträge geschlossen, der Rest

geht hoffentlich auch ganz schnell“, freut sich Özen.

Die einst von den Kammern und Verbänden der Wirt-

schaft sowie den Kreditinstitutsgruppen ins Leben gerufene

Bürgschaftsbank springt immer dann ein, wenn Unterneh-

mer erfolgversprechende Projekte umsetzen wollen, aber

nicht über ausreichende Sicherheiten verfügen. „Fehlende

Sicherheiten dürfen nicht dazu führen, dass wirtschaftlich

sinnvolle Vorhaben imHandwerk und in anderen mittelstän-

dischen Branchen unterbleiben“, fasst Manfred Thivessen,

Geschäftsführer der Bürgschaftsbank NRW, die Philosophie

seines Hauses zusammen. „Die Bürgschaftsbank wird, wo

immer dies vertretbar erscheint, mit den Handwerksbetrie-

ben ins Risiko gehen, um wirtschaftlich sinnvolle und Erfolg

versprechende Investitionen zu ermöglichen.“

Voraussetzung hier ist, dass die Idee stimmt, guteMarktchan-

cen vorliegen und der Unternehmer mit einem realistischen

Businessplan belegen kann, dass er genau weiß, was er tut. „Ist

So funktioniert

eine Bürgschaft

Bei einer Bürgschaft steht eine Person oder Institution – in

diesem Fall die Bürgschaftsbank NRW – als Bürge für das

Vorhaben ein und stellt somit sicher, dass die Geldgeber

ihr Kapital zurückerhalten. Allerdings übernimmt die Bürg-

schaftsbank nicht das komplette Risiko, ein Eigenanteil – in

der Regel von 20 Prozent – verbleibt bei der Hausbank unter

Beibehaltung der vollen Haftung des Kreditnehmers.

Checkliste:

Das sollten Antragsteller

wissen

Ausfallbürgschaften kann jeder Unternehmer und jeder

Freiberufler beantragen. Sie sollten folgende Voraussetzun-

gen erfüllen:

• Für ihr Tätigkeitsgebiet entsprechende persönliche, kauf-

männische und fachliche Qualifikationen

• Günstige Standortverhältnisse

• Gute Wettbewerbssituation

• Businessplan mit einer wirtschaftlichen Prognose, die

belegt, dass sich aus dem Geschäftsbetrieb der Kapital-

dienst und ein angemessener Lebensunterhalt erwirtschaf-

ten lassen

• Anträge laufen in der Regel über die Hausbank, eine

Ausnahme ist das „BoB-Verfahren“ (= Bürgschaft ohne

Bank): Bei der Bürgschaftsbank NRW können Anträge

über Bürgschaften bis 100.000 Euro direkt gestellt werden

(www.bb-nrw.de

)

• Der Bürgschaftshöchstbetrag beläuft sich auf 1,25 Milli-

onen Euro, die Laufzeit beträgt in der Regel maximal 15

Jahre

• Kosten: 1,5 Prozent einmalige Bearbeitungsgebühr und

eine jährliche Bürgschaftsprovision in Höhe von 1 Prozent

des jeweils verbürgten Kreditbetrages; bei einer Ableh-

nung entstehen keine Kosten!

• Eine angemessene Eigenbeteiligung an den Finanzie-

rungskosten ist ebenso erwünscht wie der Wille und die

Fähigkeit zur Leistung

• Bürgschaften gibt es für nahezu jedes Vorhaben und Pro-

jekt, wenn die Perspektiven stimmen. Ausgenommen sind

aber Sanierungsmaßnahmen, Umschuldung bestehender

Darlehen sowie Projekte, die nicht unter die EU-Förder-

grundsätze für kleine und mittlere Unternehmen fallen

UNTERNEHMENSNAVI [2015/16]

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