Branche
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RTS-Magazin 5/2017
Stellen neue Erkenntnisse und
Einblicke auf den Prozess erhält.
Hin und wieder erschreckt man
da fast vor sich selbst. Wichtig
war immer im Auge zu behalten,
dass meinVater und ich das glei-
che Ziel verfolgen: Mich erfolg-
reich in die Geschäftsführung
einzufügen.
RTS: Können Sie Beispiele
nennen, die Sie ohne ein
Coaching definitiv falsch ge-
macht hätten?
Michael Schnell: Oh ja!Vor allem
die kleinen Dinge, deren großer
Wirkung man sich nicht bewusst
ist. Wir hatten uns vorgenom-
men, auf absoluter Augenhöhe
zu sein. Gelernt haben wir, dass
das nicht geht. Ganz einfach,
weil jahrzehntelange Erfahrung
auf einen „Neuling“ trifft. Un-
sere zukünftigen Aufgaben wur-
den deshalb ganz klar definiert:
Mein Sohn ist für das operative
Geschäft, die Mitarbeiterführung
und die Finanzen zuständig. Ich
habe meinen Bereich bei der
Planung und der Konzeption.
Zudem wurde ein Stichtag der
Übergabe festgesetzt, an dem ich
mein angestandenes Büro ganz
bewusst gegen neue Räume ge-
tauscht habe, um auch nach au-
ßen klare Signale zur Verände-
rung und Neuverteilung der Auf-
gaben zu setzen. Sebastian sollte
nicht in die Geschäftsführung
hineinwachsen, sondern seinen
Teil sofort voll verantwortlich
übernehmen.
Die Warema Gruppe hat zum
1. April die Geschäfte der Mi-
chael Caravita GmbH in Gai-
mersheim und zu 100 Prozent
die Anteile der Caravita Europa
s.r.o. in Novo Dubica, Slowakei,
übernommen. Ab April firmiert
die Gesellschaft unter dem Na-
men Caravita GmbH.
Das Marktsegment Outdoor
Living, das im Warema Portfo-
lio eine wichtige Rolle spielt,
wächst nachhaltig. Daher baut
Warema sein Angebot mit der
Übernahme von Caravita in die-
sem Bereich aus. Das Familien-
unternehmen Caravita, gegrün-
det 1992, ist ein Spezialist für
maßgefertigte Sonnenschirme
und -segel. Das Vertriebszen-
trum für Europa, Afrika und
Asien befindet sich in Gaimers-
heim bei Ingolstadt, der Pro-
duktionsstandort in der Nähe
von Trencin in der Slowakei.
Sowohl Warema als auch Ca-
ravita produzieren weiterhin
ihr eigenes Produktportfolio.
Caravita bleibt als Unterneh-
men eigenständig, alle Arbeits-
plätze und die beiden Stand-
orte bleiben unverändert be-
stehen. Gunther Wettengel, der
seit 1990 bei Warema in unter-
schiedlichen, verantwortungs-
vollen Positionen erfolgreich
tätig ist, hat die Geschäftsfüh-
Verstärktes Angebot imBereich Outdoor Living
rung der Caravita GmbH und
der Caravita Europe s.r.o. über-
nommen. Michael Caravita, der
sich nach 30 Jahren aus dem
Geschäft zurückziehen möchte,
wird dabei in den nächsten Mo-
naten noch beratend zur Seite
stehen.
„Wir sehen in dieser neuen
Verbindung
großes
Poten-
zial für die Weiterentwicklung
des zukunftsträchtigen Out-
door Living Sortiments“, sagt
Angelique
Renkhoff-Mücke,
Vorstandsvorsitzende Warema
Renkhoff SE. „Als Familienun-
ternehmen vertreten beide Un-
ternehmen Werte wie Bestän-
digkeit, Partnerschaft und Ver-
antwortung sowie Qualität und
Nachhaltigkeit. Bereits jetzt ver-
einen uns unser gemeinsamer
Wunsch nach Perfektion und
die Einzelfertigung individueller
Lösungen auf höchstem Niveau.
Wir freuen uns auf die Zusam-
menarbeit mit unseren neuen
Kolleginnen und Kollegen.“
Damit Warema und Caravita
zusammen weiter wachsen, nut-
zen die Unternehmen gemein-
same Synergien und werden ihr
Produktmanagement eng ver-
zahnen. Für die Zukunft ist ge-
plant, gemeinsam abgestimmte
Produkte beider Marken zu ent-
wickeln, so dass die Kunden
Terrasse, Balkon oder den Gas-
tronomiebereich mit Sonnen-
schutzlösungen im einheitlichen
Design gestalten können.
www.warema.deSebastian Schnell: Durch die
Unterstützung haben wir viel
weggelassen, was für mich ei-
gentlich selbstverständlich war.
Die von meinem Vater beschrie-
bene räumliche Trennung trägt
maßgeblich dazu bei, dass die
Mitarbeiter sich direkt mit mir
auseinandersetzen mussten. Bei
uns gibt es übrigens auch die
sonst gängige Bezeichnung „se-
nior“ und „junior“ nicht, was
zusätzlich für klare Verhältnisse
sorgt. Die konsequente Abgren-
zung von Aufgaben und Kompe-
tenzen ist nicht nur für uns gut,
sondern vor allem für unsere Mit-
arbeiter. Wir haben so eine trans-
parente Struktur erhalten und
auch neue Perspektiven, da da-
durch Freiräume entstanden sind.
RTS: Was würden Sie rückbli-
ckend als am wichtigsten inner-
halb eines Übergabeprozesse
benennen?
Michael Schnell: Ganz klar die
Reflexion. Und die Einsicht dar-
über, dass das Übernehmen im-
mer schwieriger ist als selbst et-
was zu gründen.
Sebastian Schnell: Eindeutig
die Klarheit darüber, dass man
nicht alles gemeinsam machen
kann und seinen ganz eigenen
Weg klar definieren muss.
RTS: Vielen Dank
für das Gespräch!
www.raumdecor.comFür die Zukunft ist geplant, gemeinsam abgestimmte Produkte beider Marken
zu entwickeln.
Caravita (2)
Das übernommene Familienunternehmen produziert maßgefertigte
Sonnenschirme und -segel.