Markt
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RTS-Magazin 12/2016
Wie jedes Jahr in der kalten Jahreszeit wird
auch jetzt wieder in vielen Haushalten der
Rechenstift angesetzt: Wieviel Strom, Öl,
Gas brauchen wir zum Heizen? Wo kön-
nen wir sparen? Und schon beginnt die Su-
che nach Einsparungspotenzial. Selten wird
dabei leider mal ganz einfach an die Sonne
gedacht.
Viele mehr oder weniger wertvolle Ideen
werden jedes Jahr zu Beginn der kalten Mo-
nate angedacht. Dabei ist die Antwort so
natürlich wie simpel: Einfach die Sonne
zum richtigen Zeitpunkt ins Haus lassen
und wieder aussperren, sobald man genug
davon hat. Mit dynamischem Sonnenschutz
geht das ganz unkompliziert und sicher. Jo-
hann Gerstmann, Sprecher des Bundesver-
bandes Sonnenschutztechnik: „Wer seine
Gläser nicht verbaut, sondern nur bei Bedarf
mit einem Rollladen, einem Raffstore, einer
Markise oder einem Fensterladen beschat-
tet, kann seine eigenen vier Wände kosten-
günstig und effizient beheizen.“
Konkret bedeutet das: Zeitgemäße Ge-
bäude wie Passiv- oder Niedrigstenergie-
häuser erhalten bis zu 50 Prozent ihrer
Heizwärme aus der Kraft der Sonne. Und
das ohne CO
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-Austoß. Allerdings nur dann,
wenn nicht nur am Schreibtisch mit der
Sonne gerechnet wird, sondern dies auch
in der Praxis so gelebt wird. „Je energieeffi-
zienter die Bauweise, desto wichtiger ist es,
die solaren Gewinne auch wirklich Tag für
Tag zu nutzen: Leider weist der Energieaus-
weis nur den Wärmebedarf aus, den man
kaufen muss und nicht jenen, der gratis von
der Sonne kommt“, so Johann Gerstmann.
Am besten eignet sich dafür eine Kom-
bination aus ganz normalem guten Wär-
meschutzglas und dynamischem Sonnen-
schutz: Während der Sonnenstunden wird
dieser weggefahren, die Wärme strömt ins
Haus und trägt zu einer behaglichen In-
nenraumtemperatur bei. Nach Sonnenun-
tergang werden die Sonnenschutzvorrich-
tungen geschlossen, mit dem Vorteil, dass
die Fenster zusätzlich gedämmt werden. Bei
alten Fenstern reduziert dies den Wärme-
verlust um bis zu 40 Prozent, bei modernen
immerhin auch noch um bis zu 10 Prozent.
Zudem wird so in den kühleren Nachtstun-
den die Temperatur der Glasflächen höher
gehalten, und unangenehme Zugerschei-
nungen werden vermieden.
Starr versus flexibel
Johann Gerstmann: „Die alten Rezepte
funktionieren einfach nicht mehr: Viele Pla-
ner bauen Häuser mit meist großen südori-
entierten Fenstern und wirken der sommer-
Solares Heizen
lichen Überwärmung durch Überdachun-
gen, Auskragungen und Vorbauten ent-
gegen. Die hoch stehende Sommersonne
wird in diesen Entwürfen abgeschattet und
die tiefe Wintersonne in die Gebäude ge-
lassen. Solange viel Wärme über schlecht
gedämmte Fassaden und Fenster verloren
ging, reichte die eingefangene Sonnen-
wärme nicht aus, diese Verluste wettzu-
machen – von Überwärmungsrisiko keine
Spur. Heute errichtet man energieeffiziente
Neubauten oder sanierte Bestandsgebäude
thermisch, und diese Entwicklung ist un-
umkehrbar! Die Wärmeverluste der Ge-
bäudehülle betragen nur noch ein Zehntel
gegenüber früher, und die Wärmegewinne
durch die Sonne sind durch größere Glas-
flächen deutlich höher. Durch die nun po-
sitive Energiebilanz von Verglasungen kön-
nen von Süd-West bis Süd-Ost orientierte
Räume auch im Winter, aber vor allem in
der Übergangszeit überwärmen und un-
behaglich werden.“ Dann hilft laut Johann
Gerstmann nur eines: Häufiger lüften – was
jedoch die Raumluft sehr trocken macht.
Starre Beschattungen helfen daher weder
beim Energiesparen noch bei der Tages-
lichtnutzung, da sie den freien Lichteinfall
drastisch reduzieren. Hier sieht der Experte
ebenfalls Aufklärungsbedarf: Mit der richti-
gen Menge an Tageslicht kann der Aufwand
von Kunstlicht untertags um 30 Prozent bis
80 Prozent reduziert werden. Gerade jetzt
in der kalten Jahreszeit ist das ein doppel-
ter Bonus. Zum einen spart man so Ener-
gie und damit Geld, und zum anderen wirkt
sich natürliches Licht besonders positiv auf
unsere Gesundheit aus: Kunstlicht ermög-
licht uns zwar auch bei fehlendem Tages-
licht das Sehen, es kann jedoch nichts Po-
sitives für unseren Biorhythmus oder zur
Vitamin- und Hormonbildung beitragen.
Johann Gerstmann warnt daher auch vor
einem unüberlegten Einsatz von Sonnen-
schutzgläsern: „Diese Gläser funktionieren
ganz anders als herkömmliche Verschattun-
gen. Letztere reduzieren die Lichteintritts-
fläche und dimmen somit das einfallende
Licht auf ein vom Nutzer gewünschtes Maß.
Sonnenschutzglas hingegen verändert die
spektrale Zusammensetzung des Lichtes
so, dass die energiereichen Spektren ge-
kappt werden. Das lässt sich mehr oder we-
niger schon beim Erscheinungsbild erken-
nen, beispielsweise an blauem oder grünem
Glas. Nicht erkennen lässt sich jedoch, dass
damit auch die biologische Wirkung von Ta-
geslicht verändert wird. Darüber hinaus er-
höhen Sonnenschutzgläser im Normalfall
den Kunstlichtbedarf in der dunkleren Jah-
reshälfte deutlich und schmälern den so-
laren Eintrag bzw. den Wärmeeintrag fürs
passive Heizen. Das ist weder gut für den
Geldbeutel noch fürs Gemüt.“
Wer den Licht- und Wärmeeintrag wirk-
lich perfekt dosieren will, automatisiert ihn
und kann sich so sicher sein, dass sein Heim
rund ums Jahr wohltemperiert und fein be-
lichtet ist. Eine Sonnenschutzanlage ist
heute mehr denn je ein Teil der Haustechnik
wie auch die Heizung, die Beleuchtung oder
die Komfortlüftung. Die verfügbaren Steue-
rungen sind so weit perfektioniert, dass die
Benutzer möglichst selten auf einen Bedien
knopf drücken müssen, ohne dabei vom
System entmündigt zu werden.
www.bvst.atWer den Licht- und Wärmeeintrag wirklich perfekt dosieren will, automatisiert ihn und kann sich so sicher
sein, dass sein Heim rund ums Jahr wohltemperiert und fein belichtet ist.
BVST/Kosmos