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Markt

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RTS-Magazin 9/2016

„Mehr Mut bei Stellenanzeigen“,

fordert Pia Tischer. „Und ganz

wichtig: die Bewerber besser be-

handeln.“ Seit über 15 Jahren be-

schäftigt sich die Bloggerin und

Inhaberin des Software-Unter-

nehmens Coveto mit dem Bewer-

bungsprozess und beleuchtet ihn

in ihrem Unternehmensblog so-

wie im regelmäßig erscheinenden

Newsletter von allen Seiten.

„Es sind nicht immer die Be-

werber, die die Fehler machen“,

meint Pia Tischer. „Nur werden

diese Fehler gern an die Öffent-

lichkeit gezerrt. Das beruht auch

darauf, dass unvorteilhafte Be-

werbungsfotos und fehlerhafte

Anschreiben leichter verständ-

lich und dadurch auch leichter zu beurtei-

len sind als der komplexe Bewerbungspro-

zess in Unternehmen.“

Pia Tischer macht häufig die Erfahrung,

dass es die Unternehmen sind, die durch

ihren Bewerbungsprozess potenzielle neue

Mitarbeiter von vornherein abschrecken.

Oder sie verlieren Bewerber an besser auf-

gestellte Unternehmen, bevor sie selber zu

einer Entscheidung gelangt sind.

Was wird falsch gemacht

beim Bewerbungsverfahren?

Ist das Angebot an qualifizierten Bewer-

bern knapp, dann kehrt sich das Verhältnis

um: Die Unternehmen bewerben sich beim

zukünftigen Mitarbeiter. Das ist nur vielen

nicht bewusst. Sonst gäbe es nicht so viele

0815-Stellenanzeigen und unmoderne,

komplizierte, langwierige Bewerbungspro-

zesse.

Tatsächlich beginnen viele Bewerbungs-

verfahren mit einer nichtssagenden Stel-

lenanzeige. Gespickt mit Floskeln sagt der

Inhalt oft wenig über die Anforderungen,

den Teamspirit oder das Unternehmen als

Ganzes aus. Woran soll sich ein Bewerber

dann orientieren? Aus seiner Sicht ist die

Gefahr groß, dass er seine knappen Res-

sourcen – Geld und Zeit – hier aufs falsche

Pferd setzt.

Darum empfiehlt Pia Tischer, bereits bei

der Stellenausschreibung Mut und Persön-

lichkeit zu zeigen: „Jede Personalabteilung

sollte einen kreativen Kopf haben, der ins-

pirierende Stellenangebote entwirft.“ Fehlt

diese Person im Team, dann kann man sich

mithilfe von externen Profis vom Start weg

bessere Chancen verschaffen. „Sehr origi-

nelle Stellenanzeigen gehen manchmal so-

gar viral“, berichtet Pia Tischer.

Einen ungewöhnlichen Weg geht zum

Beispiel das Unternehmen Ströher aus

dem hessischen Dillenburg. Auf einem

Banner an einer Straße, auf der von Mon-

tag bis Freitag eine lange Blechlawine

nach Frankfurt rollt, las Pia Tischer folgen-

den Text: „Frankfurt: 104 km – Karriere bei

Ströher 0,2 km. Wir agieren weltweit und

sind doch vor Ort.“

„Hier ist mit wenigen Wor-

ten viel gesagt. Und es bleibt

dem Interessenten überlassen,

wie er reagiert. Vom Anruf über

den spontanen Besuch bis zur

schriftlichen Bewerbung ist al-

les möglich. Voraussetzung ist

natürlich, dass das Unterneh-

men den eingeschlagenen Kurs

durchhält und einen kurz ent-

schlossenen Besucher nicht am

Empfang abweist.“

Pia Tischer gibt Unterneh-

mern in persönlichen Gesprä-

chen weitere Tipps für ein er-

folgreiches Bewerbungsverfah-

ren: „Machen Sie es den Be-

werbern so einfach wie möglich.

Das heißt auch: Finger weg von

umständlichen Online-Bewerbungsformu-

laren. Nutzen Sie One Click, denn damit

kann der Bewerber mit einem Klick seine

Daten aus Xing oder LinkedIn übertragen.

Die Stellenbörse auf der eigenen Karrie-

reseite sollte für Smartphones und Tab-

lets optimiert sein. Setzen Sie auf soziale

Netzwerke und generell: Verkürzen Sie den

Prozess und halten Sie den Kontakt zum

Bewerber.“

www.coveto.de

Wie Unternehmen ihre

besten Bewerber vergraulen

Pia Tischer ist Expertin für Bewerbungsprozesse.

Ein Beispiel dafür, wie sich ein Unternehmen ansprechend als Arbeitgeber präsentieren kann.

Coveto (2)