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Editorial

T

heoretisch ist es ganz einfach, einem Paar erfolgreich eine Markise zu verkaufen: Die

Herren müssen mit technischen Details umworben werden, die Damen mit Tuch-

Dessins. Aber ganz so einfach ist es dann in der Praxis leider irgendwie doch nicht. Das

liegt vermutlich daran, dass sich dieVerkaufs-Knöpfe, mit deren Hilfe man das jeweilige

Geschlecht stets zu überzeugen wusste, immer mehr miteinander vermischen oder gar

verschieben.

Dieser Tatsache sollte man sich meiner Meinung nach unbedingt bewusst sein. Aus

eigener Erfahrung weiß ich nämlich, dass es wirklich ganz, ganz schlecht ist, wenn man

die Signale dafür nicht erkennt. Das Wissen einer Dame zu unterschätzen und sich an

Klischees der letzten Jahrzehnte entlang zu hangeln, verhindert 100-prozentig denVer-

kauf eines Produkts im oberen Preissegment an diese. Und eins ist geblieben, so wie es

schon immer war: Die Dame trifft die Kauf-

entscheidung. Ich wage an dieser Stelle zu

behaupten, dass sich das auch niemals än-

dern wird.

Einen Mann mit technischen Begriffen zu

beeindrucken, war früher sicher recht einfach.

Es mussten nur viele aneinandergereiht wer-

den, eben die, die einem so in den Sinn ka-

men. Nachgefragt wurde schließlich eher sel-

ten, da ein Herr nur ungern mögliches Un-

wissen Preis gab. Und heute? Gibt es wahr-

haftig Männer, die im Beisein ihrer Frau sa-

gen, dass sie etwas nicht verstanden haben.

Noch schlimmer ist aber vielleicht einsehen

zu müssen, dass in puncto Technik von Da-

menseite Ungemach droht. Die nutzen näm-

lich nicht nur ziemlich viel Technik, sondern

verstehen sie häufig auch noch. Das hat die

gängige Internet-Recherche mit sich gebracht und die ureigene weibliche Angewohn-

heit Gebrauchsanleitungen zu lesen, ohne sich dabei minderwertig fühlen zu müssen.

In einem Punkt unterscheidet sich der Technik-Knopf, der bei beiden Geschlechtern ge-

drückt werden kann, meines Erachtens dennoch: Herren reicht es manchmal, dass Tech-

nik möglichst ausgefeilt vorhanden ist, Damen hingegen müssen deren klaren Nutzen

vor Augen haben.

Bei der Wahl des Dessins für Markisentücher ist es leider auch nicht besser gewor-

den. In der Aufbereitung der Kollektionen müssen sich alle wiederfinden, weil gemeiner

Weise Herren jetzt auch Stil haben und atmosphärische Terrassen-Welten erleben wol-

len. Die „Ich suche die Markise aus und Du dafür das Tuch“-Nummer ist definitiv vom

Aussterben bedroht. Hier kommt dem Beratungsgespräch wiederum die Vermischung

der Verkaufs-Knöpfe zu Gute. Schließlich macht das Dessin nicht mehr nur etwas mit

der Dame, sondern auch mit dem Herrn. Und da sie mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit

zusammen leben, wenn sie eine Markise kaufen, sind da Empfindungen vielleicht in

eine ähnliche Richtung gepolt.

Da die Tücher nun mal den größten Teil einer Markise ausmachen, haben sie an die-

ser Stelle die Technik ein wenig in die Tasche gesteckt. Was natürlich nichts daran än-

dert, dass es ohne sie keine hochwertigen, langlebigen und vor allem sichere Marki-

sen gäbe. Schaut man sich die Unterlagen der verschiedenen Anbieter an, wird deutlich,

dass die Notwendigkeit, Endkunden über andere Knöpfe zu erreichen, dort längst ange-

kommen ist. Die Produkte schaffen Wohnwelten und in denen liegt der direkte Nutzen

für den Endkunden. Glücklicherweise lässt sich ja auch richtig gute Technik hinsichtlich

des Designs ansprechend umsetzen, so dass ein wirklich gelungenes Ganzes entsteht.

Und bei allen Irrungen und Wirrungen rund um die Verkaufs-Knöpfe können so letzt-

endlich doch noch alle auf ihre Kosten kommen.

Beste Grüße

Maren Meyerling

m.meyerling@verlagsanstalt-handwerk.de

Zwischen denWelten

FEIG ELECTRONIC GmbH

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