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ForumWintergärten 3/2017

Markt

Veränderungen erfordern Mut, Offenheit,

Bereitschaft zum Wandel und Investitio-

nen. Bei Warema, einem mittelständischen

Familienunternehmen aus Marktheiden-

feld in Unterfranken, treibt die Vorstands-

vorsitzende Angelique Renkhoff-Mücke

persönlich den Fortschritt voran. Gemein-

sam mit ihren Vorstandskollegen hat sie die

Digitalisierung zur Chefsache erklärt und

damit eine wichtige Entscheidung getrof-

fen: Im Gegensatz zu vielen Familienun-

ternehmen, die das Thema Industrie 4.0 nur

von der technischen Seite aus betrachten,

geht Warema die Umsetzung ganzheitlich

an. „Wir haben das Potenzial digitaler Pro-

zesse schon früh erkannt und nutzen bereits

seit rund zwanzig Jahren Automation in der

Produktion. 1999 haben wir eine verket-

Digitalisierung im Mittelstand

Die Digitalisierung stellt große Unternehmen vor beträchtliche Herausforderungen. Noch größer

sind die damit verbundenen Aufgaben jedoch für den Mittelstand, der die Veränderungen ohne

die Ressourcen und Kapazitäten eines Großkonzerns angehen muss. Als Rückgrat der deutschen

Wirtschaft ist auch der Mittelstand gezwungen sich den Anforderungen der industriellen Revolution

zu stellen, um sich nicht vom globalen Wettbewerb abhängen zu lassen. Ein positives Beispiel,

wie sich Industrie 4.0 im Mittelstand als Chance nutzen lässt, ist die Warema Renkhoff SE. Der

europäische Marktführer für technische Sonnenschutzprodukte hat die Digitalisierung in seiner

Unternehmensstrategie verankert und setzt die vernetzten Technologien erfolgreich ein, um seine

Prozesse, Services und Produkte nachhaltig zu optimieren.

tete Fertigungsstraße mit Einzelanlagen in

Betrieb genommen, die von einer selbst ent-

wickelten Software gesteuert wurde. Heute

sind wir bedeutend weiter“, berichtet Ange-

lique Renkhoff-Mücke.

Hürden bei der Umsetzung

Den Fortschritt zu ignorieren, stand für

Warema nie zur Debatte. Es war von Anfang

an klar, dass das Unternehmen mit der Zeit

gehen muss. Denn Digitalisierung ist kein

Selbstzweck, sondern hat das strategische

Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit und damit

die Zukunft des Unternehmens zu sichern.

Dass dies im Zuge einer industriellen Revo-

lution nicht immer einfach ist, erklärt sich

von selbst. Zu den größten Herausforde-

rungen gehörte für Warema die Umsetzung

der Digitalisierung während der laufenden

Produktion. Denn bei dem Mittelständler

können nicht einfach wochenlang die Bän-

der stillstehen, ohne dass es zu Lieferverzö-

gerungen und damit zu Verlusten kommt.

Hinzu kommt die Besonderheit, dass es sich

bei einem Großteil des breiten Sortiments

nicht um Serienproduktion, sondern um

kundenindividuelle Einzelfertigungen han-

delt. Hier mussten spezielle Lösungen her,

die trotz der besonderen Situation eine Effi-

zienzsteigerung durch die digitale Technik

ermöglichen. Und auch die Weiterentwick-

lung administrativer Prozesse war ein gro-

ßer Umbruch, da in diesem Arbeitsfeld im

Gegensatz zur Produktion deutlich seltener

radikale Veränderungen umgesetzt werden.

Zudem bedarf die Einführung von neuen

Technologien auf dem Weg zu Industrie 4.0

beachtlicher Investitionen.

Digitalisierung der

Wertschöpfungskette

Für Warema haben sich diese Investitio-

nen ausgezahlt. Der Sonnenschutzexperte

hat zahlreiche Prozesse im Hinblick auf den

Gesamtkontext erfolgreich digitalisiert. Es

geht nicht nur um Automatisierung der Fer-

tigung und hochfunktionale Produkteigen-

schaften, sondern um die Vernetzung kom-

plexer Systeme. Digitalisierung umfasst bei

Warema die komplette Wertschöpfungs-

kette. Sie beginnt bereits bei der computer-

gestützten Entwicklung neuer Produkte. Die

Kundendaten gehen anschließend im Ideal-

fall vom Kunden direkt in die Fertigung, wo

die spezifischen Kundenprodukte maßge-

schneidert produziert werden. Dabei erfolgt

nicht nur die Steuerung der Maschinen

durch Computer, auch bei Störungen lassen

sich die Anlagen digital fernwarten. In der

Logistik werden die Pakete mit den ferti-

gen Produkten selbsttätig gewogen und die

Warema

Die Automatisierung des Pulverbeschichtungsprozesses ist dank der hochentwickelten Software weit

fortgeschritten.