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Sonnenschutz an der Fassade

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FASSADE 1/2018

Die Welt der Fassaden und Verglasungen ist

noch immer analog: Seit Mitte der 1980er

Jahre – also seit gut 3 Jahrzehnten – haben

wir leistungsfähige Wärmeschutzverglasun-

gen mit U-Werten bis zu 0,5 W/m²K. Fast ge-

nau so lang gibt es Sonnenschutzverglasun-

gen der 2. Generation, um die übermäßige

sommerliche Aufheizung von Gebäuden zu

begrenzen. All diese Verglasungen sind hin-

sichtlich der energie- und lichttechnischen

Werte unveränderbar; sie sind statisch.

Die Intensität der solaren Strahlung, die ins

Gebäude eintritt, verändert sich im Tages-

verlauf und übers Jahr. Bei Fensterflächen-

anteilen > 50% erfüllen zudem ein Großteil

der Sonnenschutzverglasungen nicht die ge-

setzlich vorgegebenen Anforderungen an

den sommerlichen Wärmeschutz. Die „ana-

loge“ Lösung heisst dann Raffstore, oder es

kommen komplexe Fassadenlösungen wie

Closed-Cavity-Fassaden und Doppelfas-

sadensysteme zum Einsatz. Das heißt: Die

Nachteile der statischenVerglasung in Bezug

auf den sommerlichen Wärmeschutz und die

Reduktion der Blendwirkung werden mittels

mechanischerVerschattung korrigiert.

Die dynamische Fassade wird

digital – somit auch die Verglasung?

Großflächige Verglasungen als visuelle Ver-

bindung von drinnen nach daußen und

als Quelle der natürlichen Tageslichtnut-

zung sind elementarer Bestandteil jeder Ge-

bäudehülle. Nutzerverhalten, Nachhaltig-

keit, Digitalisierung bis hin zu „Internet of

Things“, stellen neue Forderungen an die

intelligente Fassade. Adaptive Gebäude-

hüllen verlangen auch eine anpassungsfä-

hige Verglasung. Mit dem stufenlosen Ein-

dunkeln der dimmbaren Scheiben kann der

Energieeintrag ins Gebäude gesteuert wer-

den. Dazu kommt eine deutliche Reduktion

der Blendwirkung der Sonne, die Sicht nach

draußen wird gerade bei schönstem Son-

nenschein zum Erlebnis. Unter vielen phy-

sikalischen Ansätzen haben sich elektro-

chromeVerglasungen dank der erreichbaren

hohen dynamischen Selektivität als die er-

folgversprechendste Option für dimmbare

Verglasungen durchgesetzt.

Gegenüberstellung der Technologien

Für die Anwendung in Dach und Fassade

haben sich zwei grundsätzliche Konstrukti-

onsprinzipien für elektrochrome Gläser be-

währt

[1]

:

a. Bei der Ausführung als

Verbundglas

werden zunächst die elektrochromen

Funktionsschichten auf die Einzelschei-

ben aufgebracht und diese im Anschluss

daran mit einem Polymerionenleiter zu

einer Sandwicheinheit verbunden. Die

Kombination von Dünnschicht- undVer-

bundtechnologie ermöglicht einen wirk-

Sonnenschutz mit dimmbaren Gläsern

Intelligente Fassaden der Zukunft

Von Manfred Dittmar und Dr. Hartmut Wittkopf

Neben dem klassischen Sonnenschutz mit Raffstoren und Sonnenschutzverglasungen haben

sich seit einigen Jahren im Markt elektrochrome Verglasungen etabliert. Welche Vorteile diese

haben und warum diese vor dem Hintergrund der Digitalisierung zu einem entscheidenden

Innovationsfaktor intelligenter Fassadentechnologie werden, zeigt dieser Beitrag.

EControl-Glas (3)

Mit elektrochromen

Gläsern ausgestattet:

Innenansicht der Fassade

Lapp (Stuttgart).