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TECHNIK
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Objekte
FASSADE 6/2017
„Bei Feuerwehrgebäuden steht die Funk-
tion an erster Stelle, und es braucht kur-
ze Wege für den Einsatzfall sowie eine op-
timale Erschließung“, sagt Architekt Moritz
Kölling. Das beginnt bei der Positionierung
des Gebäudes auf dem Grundstück, für die
auf kreuzungsfreie Verkehrswege und aus-
reichend große Stauraumflächen vor den
Fahrzeughallen zu achten sei und setzt sich
im Inneren fort. „Die Kunst liegt bei einem
primär funktionalen Innen- und Außenle-
ben für den Architekten darin, einen städte-
baulich stimmigen Baukörper mit passender
Eingangssituation und guter Fassade zu ge-
stalten,“ so der Architekt.
Topografie für Raumprogramm
nutzbar gemacht
Bei der Feuerwehrwache 21 (BW 21) stell-
te das beengte Grundstück mit dem um-
gebenden Grünraumstreifen und einem
6-Meter-Höhenunterschied eine Heraus-
forderung dar. Das Gelände wurde terras-
siert und das dreigeschossige Gebäude mit
einem Geschoss in die Böschung eingegra-
ben. Es entstand Raum für zwei Fahrzeug-
hallen und die fünf Feuerwehr- und drei
Rettungsdienstfahrzeuge sowie Dienst- und
Ruheräume. Zwei hohenversetzte Hofbe-
reiche sind über Rampenanlagen mitein-
ander als Gebaudeumfahrt verbunden. Die
Funktionsräume der Feuer- und Rettungs-
wache gliedern sich um die beiden versetz-
ten Fahrzeughallen. Ein gemeinsames zen-
trales Treppenhaus erschließt alle Funkti-
onsbereiche. Der Baukorper wird durch die
großen Tore der Fahrzeughallen und ho-
rizontale Fensterbandern strukturiert. Die
Auskragung der Büroräume im Osten und
ein Einschnitt eines Außenbereichs imWes-
ten gliedern das Gebäude skulptural und
nehmen ihm die optische Schwere.
Sensibler Ort
Bevor auf dem Areal gebaut werden durf-
te, mussten denkmalschutzrechtliche bzw.
archäologische Grabungen vorgenom-
men werden: Unter der Erde befanden sich
Überreste der Befestigungsanlage bzw. des
Nordtors von Nida und weitere bedeuten-
de Relikte aus dem 3. Jahrhundert, die zu-
erst wissenschaftlich untersucht und ge-
sichert werden sollten. Einst war Nida die
Hauptstadt der römischen Wetterau und für
rund 1700 Jahre verschollen. Nun galt es,
eine moderne Feuerwehrwache mit ihren
Funktionalitäten behutsam in diesen histo-
rischen Ort zu setzen und den Neubau auch
optisch mit der geschichtsträchtigen Region
zu verorten.
Betonsandwich: Optimal gedämmt
und brandgeschützt
Die Feuerwehrwache ist eine Konstruk-
tion aus Betonsandwichelementen (C
35/45). „Diese Elemente bestehen aus ei-
ner 20 Zentimeter starken konstruktiven
Tragschicht aus Stahlbeton, einer 18 Zen-
timeter starken Wärmedämmschicht aus
PUR-Hartschaum sowie der 10 Zentime-
ter starken Betonvorsatzschicht“, erläu-
tert Dirk Nagel, Werk- und Montageleiter
beim Betonfertigteilwerk Faber & Schnepp.
Für die Betonfertigteilelemente wurde die
Fassadenvorsatzschicht im Werk gegossen
und anschließend eine Trennschicht ein-
gebracht. Sie verhindert das Einlaufen der
Betonschlämme in die Stoßfugen der Wär-
medämmung. Nach Einbringen der Sand-
wichplattenanker und der Wärmedämm-
schicht auf der Vorsatzschale wurde die
Tragschicht aus Beton zusammen mit der
aufgebrachten Bewehrung betoniert. Die
Fundamente wurden in Ortbeton herge-
Rote Hülle
Feuer- und Rettungswache 21 in Frankfurt erhält Betonsandwichfassade
Die Feuer- und Rettungswache 21 in Frankfurt ist ein Massivbau mit einer
Betonsandwichkonstruktion und vereint Funktionalität und Gestaltung vortrefflich.
Das Material- und Farbkonzept mit der rötlichen Waschbetonaußenfassade und
entsprechend gestalteten Innenräumen würdigt den besonderen Genius Loci:
Die von Kölling Architekten konzipierte Feuerwache steht
auf historischem Boden. Denn genau hier befinden
sich Überreste der Stadt Nida, einst eine
bedeutende römische Metropole.
© IZB/ Christoph Kraneburg (2)