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Sonnenschutz an der Fassade

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FASSADE 2/2017

Was in der Atmosphäre passiert

Die Sonne sendet ein breites Spektrum ener-

giereicher elektromagnetischer Strahlen,

von denen nur ein kleiner Teil das mit dem

menschlichen Auge wahrnehmbare Licht

ist. Ein erheblicher Teil dieses Lichtes kann

die Atmosphäre durchdringen, der Rest

wird in der Atmosphäre absorbiert, führt

aber dort direkt zu einer gewissen Erwär-

mung. Grundlegend für das Verständnis der

Gleichgewichtstemperatur ist, dass die so-

lare Einstrahlung auf die Querschnittsfläche

der Erde von 127 Mio. km

2

 mit 1367W/m

2

der Erdoberfläche mit 509 Mio. km

2

mit einer

Strahlungsleistung von 341,75 W/m

2

ent-

spricht. Durch das veränderte Verhalten der

Atmosphäre bei Einstrahlung und Abstrah-

lung kommt es zu einer Erwärmung an der

Erdoberfläche. Die komplexen Zusammen-

hänge kann man sich am besten vorstellen,

wenn man gedanklich eine Treibhausbarrie-

re einzieht, die selbst Strahlen ab-

sorbiert, sich dabei erwärmt und

dann nach oben und unten Infra-

rotstrahlung abgibt.

Der Einstrahlungseffekt basiert

darauf, dass ein Teil des Sonnen-

lichts die Barriere durchdringt

und auf die Erdoberfläche ge-

langt. Ein Teil dieses Lichts wird

als sichtbares Licht reflektiert und

wieder durch die Barriere zurück-

geschickt, ein anderer Teil wird

von der Materie absorbiert, wo-

durch Wärme entsteht, die dann

sowohl die Umwelt direkt er-

wärmt als auch die Intensität der

Infrarotstrahlung erhöht. Genau

in dieser Umwandlung des sicht-

baren Lichts in Infrarotstrahlung

entsteht der Treibhauseffekt.

Für was benötigen wir Energie?

47 % des Primärenergiebedarfs in Deutsch-

land wird in Gebäuden benötigt, 33 % für

den Verkehr, 20 % in der Industrie. In den

Gebäuden wird der größte Teil der Energie

für die Heizung und für die Gewinnung von

Warmwasser verbraucht. Durch vielfältige

Maßnahmen konnte der Heizbedarf in den

letzten 15 Jahren um 30 % reduziert werden.

Der Energiebedarf von Deutschland liegt

bei 3600 TWh/a. Vorausgesetzt, es gäbe aus-

reichend Speicherkapazitäten, würden da-

für fast 500000 große Windräder benötigt,

alternativ fast 7000 km

2

PV-Anlagen. Es

zeigt sich, dass diese Systeme nur stützend,

aber nicht problemlösend eingesetzt wer-

den können. Energiegewinnung verursacht

Kosten, die durch mehrere Faktoren beein-

flusst werden: der Wirkungszeit, dem Wir-

kungsgrad, der Minderung durch den Ein-

strahlwinkel der Sonne, der Wirkungswahr-

scheinlichkeit, der Speicherfähigkeit sowie

durch den Investitionsaufwand. In der gro-

ben Kostenschätzung für die verschiede-

nen Systeme zeigt sich, dass die Nutzung

der Sonnenenergie an Glasfassaden im Be-

stand eine sehr hohe ökonomische Effekti-

vität aufweist.

Wirkung von Sonnenschutz

Nachhaltigkeit kann nur durch die direk-

te oder indirekte Nutzung solarer Energie

sowie durch Energieeinsparung geschaf-

fen werden. Je näher die Energiegewinnung

am Ort der Nutzung entsteht, umso güns-

tiger ist die Wirkung. Hieraus ergibt sich,

dass Sonnenschutzsysteme ein probates

Mittel darstellen, um einen wirksamen Bei-

trag zur Energieeffizienz zu leisten. Mit Hil-

fe von intelligenten Sonnenschutzsystemen

kann Sonnenenergie in der Heizperiode ge-

nutzt werden, während der es in Deutsch-

Sonnenschutz: Energieeffizienz durch

Tageslichtmanagement

Von Wilhelm Hachtel

Intelligent gesteuerte Sonnenschutzsysteme bringen eine Vielzahl an Vorteilen mit sich: So

erhöhen sie insbesondere die Lebensqualität der Bewohner. Die optimale Nutzung des natürlichen

Tageslichts beeinflusst positiv das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit. Als Blend- und

Sichtschutz schützen sie vor grellem Licht und unerbetenen Blicken. Einer der wichtigsten Vorzüge

eines intelligenten Tageslichtmanagements mit Sonnenschutzsystemen ist jedoch, dass damit eine

maßgebliche Steigerung der Energieeffizienz von Gebäuden möglich ist.

IVRSA (5)

Der außenliegende Sonnenschutz fängt die intensiven Sonnenstrah-

len ab, reflektiert sie oder wandelt sie in Wärme um. Die dabei er-

wärmte Luft steigt wie bei einem Heißluftballon auf und führt damit

die Wärme vom Gebäude weg. In der cut-off-Stellung lassen Raff-

storen noch ausreichend Licht in den Raum, damit kein elektrisches

Licht notwendig wird.

Nachts die kühle Luft zur Klimatisierung nutzen. Der Sonnenschutz

ermöglicht es in seiner Funktion als Sichtschutz, die Fenster zur

Nachtlüftung geöffnet zu lassen.

Sommertag

Sommernacht

Wintertag

Winternacht