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Vorgehängte hinterlüftete fassaden
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FASSADE 6/2016
Ausgangslage
Planer stehen heutzutage immer häufiger
vor der Problemstellung, dass der Wunsch
nach einer vorgehängten hinterlüfteten Fas-
sade im vermeintlichen Widerspruch zu ei-
ner hohen energetischen Qualität der be-
treffenden Außenwand steht. Hintergrund
sind die hohen Wärmebrückenverluste über
die konventionellen Wandhalter aus Alumi-
nium, welche die Unterkonstruktionspro-
file des Fassadensystems mit der tragen-
den Wand verbinden und dabei die Wär-
medämmung durchdringen. Oftmals wird
dieser Einfluss bei der Aufstellung der Wär-
meschutznachweise und Energiepässe nicht
berücksichtigt, obwohl die einschlägigen
Normen und auch die Zulassungen der
Fassadensysteme hier explizit auf die Not-
wendigkeit zur Berücksichtigung des Wär-
mebrückeneinflusses der Wandhalter hin-
weisen. Dies geschieht teilweise aus Un-
kenntnis der Sachlage oder aufgrund der
Tatsache, dass zum Zeitpunkt der Nachweis
erstellung die Art des auszuführenden Fas-
sadensystems im Detail noch nicht bekannt
ist. Dass der Ein-
fluss der Wandhal-
ter auf den U-Wert
des Wandaufbaus
sehr hoch ist, zei-
gen die nachfol-
genden Beispiel-
rechnungen.
In Bild 1 ist der
Einfluss
exemp-
larisch für 3 ver-
schiedene Dämm-
stoffstärken
auf
einem 24 cm star-
ken
Kalksand-
steinmauerwerk
dargestellt. Für die
Wandhalter wurden hier 3 Standardalumi-
niumwandhalter mit Thermostopunterla-
ge pro m
2
angesetzt, welche unabhängig
von der Dämmstoffstärke einen Aufschlag
auf den U-Wert der ungestörten Wand von
D
U(f) = n x X = 3 x 0,046 = 0,138 W/(m
2
K)
erzeugen.
Während der absolute Einfluss konstant
bleibt, steigt der prozentuale Einfluss bzgl.
der Verschlechterung des U-Wertes von
23,4 % bei 6 cm Dämmung auf 43,8 % bei
18 cm Dämmung. Die auf den ersten Blick
naheliegende Lösung zur Erreichung des
ursprünglich angestrebten U-Wertes –
die entsprechende Erhöhung der Dämm-
stoffstärke – ist bei genauerer Betrachtung
des Zusammenhangs zwischen U-Wert und
Dämmstoffstärke nicht zielführend. Auf-
grund der nichtlinearen Abhängigkeit zwi-
schen Dämmstoffstärke und U-Wert brin-
gen die ersten cm Dämmstoffstärke den
größten Effekt auf die Verringerung des U-
Wertes, während weitere Erhöhungen der
Dämmstoffstärke nur noch zu vergleichs-
weise geringenVerbesserungen führen. Dies
wird nachfolgend für die Zielstellungen
bzgl. des U-Wertes dargestellt. Um die An-
forderungen der EnEV bei Sanierungen (U
< 0,24 W/(m
2
K)) mit Standardhaltern zu er-
füllen, müsste die Dämmstoffstärke theore-
tisch von 14 cm auf 34 cm erhöht werden
(siehe Bild 2). Zur Erreichung der Mindest-
anforderungen des Passivhausinstituts (U <
0,15 W/(m
2
K)) müsste die Dämmstoffstärke
von 22 cm auf 290 cm erhöht werden, was
technischer und wirtschaftlicher Unfug ist.
Lösungsansätze
Die Hersteller der Unterkonstruktionen ha-
ben in den letzten Jahren die Problematik
erkannt und neue Produkte entwickelt, wel-
che den vorgenannten Herausforderungen
gerecht werden. Grundsätzlich gibt es fol-
gende Lösungsansätze für die Halter:
– vollständiger oder teilweiser Ersatz des
Aluminiums durch Kunststoff
– Ersatz des Aluminiums durch Edelstahl
– 3-dimensionale Tragwerkssysteme aus
Edelstahl
Wärmebrückeneinfluss von
Unterkonstruktionen bei VHF
Von Dipl.-Ing. (FH) BSc. Thomas Kühnert
Das System der vorgehängten hinterlüfteten Fassade (VHF) ist seit vielen Jahren als
architektonisch vielseitiges, bauphysikalisch vorteilhaftes und nachhaltiges Fassadensystem
anerkannt. Die ständig steigenden Anforderungen an die Dämmeigenschaften der
Außenwände sind jedoch bereits seit mehreren Jahren nur noch bedingt mit konventionellen
Wandhaltern aus Aluminium erreichbar. Die Lösung bieten verbesserte Haltesysteme mit
geringerem Wärmedurchgang.
Bild 1: Darstellung des absoluten und relativen
Einflusses von Standardwandhaltern
(3 Stück/m
2
) auf den U-Wert der Wand
(24 cm KS-Mauerwerk)
Bild 2: Übersicht notwendiger Dämmstoffstärken in Abhängigkeit des
Zielwertes und des Haltertyps
S&P (2)