glas+rahmen
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technik
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Tiefer Blick in die Glas-Zukunft
Über 100 Teilnehmer informierten sich bei den 2. Thementagen
Glas am 23./24. November in Düsseldorf unter dem Motto
„We think Glass new“ über die neuesten Entwicklungen in den
Bereichen Glasforschung und -anwendung.
mit 17 hochkarätigen referenten
aus Wissen-
schaft, Architektur und Industrie wartete das Programm
auf, und die Themen der in Kooperation von Bundesin-
nungsverband des Glaserhandwerks (BIV), der Messe
Düsseldorf und der Glas+Rahmen veranstalteten Fach-
veranstaltung erzeugten bis nach Südamerika Interes-
se. Zwei Teilnehmer kamen eigens zu den Thementa-
gen Glas aus Brasilien an den Rhein. Den Auftakt der
Fachvorträge machte Michael Elstner, Leiter des Bera-
tungscenters von AGC Interpane. Sein Thema: „Dyna-
misches Glas“. Elstner zeigte auf, welche Varianten es bei
schaltbaren Gläsern gibt (elektrochrom, gaschrom, pho-
tochrom, photoelektrochrom, thermochrom, thermo-
trop, PDLC, SPD), wie sie funktionieren und wo man
sie einsetzen kann. Angesichts der aktuellen Entwick-
lungen prognostizierte er: „Es verspricht eine spannen-
de Zeit zu werden.“ Prof. Dr.-Ing. Ulrich Knaack von
der TU Darmstadt thematisierte wichtige Impulse beim
Einsatz von Glas in der Architektur. Aktuell befinde man
sich in der dritten Generation der Structural Glazing-
Systeme, die von Dimension und Geometrie geprägt sei,
so Knaack. Beispielhaft für diese Generation seien die
hoch transparenten, durch übergroße Glasflächen ge-
prägten Eingangsportale der Apple-Stores. Dünnglas
sagt Knaack in der nächsten Dekade eine sehr spannende
Entwicklung voraus. Als hoch interessant stufte er auch
den 3-D-Druck ein. Dieser ermögliche eine absolute In-
dividualisierung der Bauteile. Selbst Glas werde bereits
gedruckt. „Ich glaube, das Thema wird uns in den nächs-
ten Jahren sicher beschäftigen“, prognostizierte Knaack.
Prof. Dr.-Ing. Bernhard Weller vom Institut für Bau-
konstruktion an der TUDresden berichtete über den ak-
tuellen Entwicklungsstand und Trends im Bereich der
Plusenergiefassaden. Unter anderem stellte er beispiel-
haft den Walter-Hempel-Bau der TU Dresden vor, der
mit Verbundglas mit integrierter PV-Dünnschichtzelle
verkleidet ist. Die Fassade bietet ein einheitliches Bild,
und der Betrachter kann nicht erkennen, wo eine Glas-
fläche oder Photovoltaik platziert ist. Mit diesem System
kann man laut Weller die PV genau dort in der Fassade
positionieren, wo Sonne ist, optisch entstehe aber ein
einheitliches Fassadenbild. Auch Dipl.-Ing. Architekt
Ralf Scheurer vom Glasspezialisten sedak stellte mit se-
dak isomax ein innovatives Glasprodukt für die Fassade
vor. Bei dem Isolierglas werden in die nicht transparen-
ten Bereiche Vakuumisolationspaneele (VIP) integriert
und so ein U-Wert bis 0,23 W/m
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K erzielt. Mit dem Pro-
dukt lassen sich bei Ganzglaskonstruktionen nachgela-
gerte Decken und Tragwerke etc. verdecken und gleich-
zeitig sehr gut dämmen. Guido Olbertz von der Firma
oledworks aus Aachen führte in die OLED-Technologie
ein, die Flächenlicht und Bildinformationen auf dünnen
Glasschichten ermöglicht. Statt punktuell geben OLEDs
(organic light emitting diode) ihr weiches, schattenfrei-
es Licht über die komplette Fläche ab. Sie lassen sich in
verschiedenste Materialen (Holz, Stein, Metall) integrie-
ren. Elementarer Vorteil ist die sehr geringe Dicke der
Lichtquellen. Künftig werde es OLEDs auch in geboge-
Weitere Referenten
der 2. Thementage
Glas waren:
- Welf Schröter, GF
Talheimer Verlag:
„Wie Mittelstand und
Handwerksbetrieb zu
Unternehmen 4.0
werden“
- Dr. Jan Wurm, ARUP
Berlin: „SSG Vorhang-
fassade Futurium
Berlin“
- Dipl.-Ing. Anke Zill-
mann, DIBt: „VV, TB
ETA und die Nachweise
zur Verwendung“
- Marcus Hilbig, KRD
Sicherheitstechnik:
„Neeroglas“
- Prof. Dr. Karlheinz
Blankenbach, Hoch-
schule Pforzheim:
„Innovative Displays“