glas+rahmen
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Bereits in der vorgelagerten Pressekonferenz der 46. Rosenheimer Fenster-
tage lüftete der scheidende Vorstandsvorsitzende Bernhard Helbing (TMP
Fenster und Türen GmbH) vor der versammelten Fachpresse das Geheimnis
um die Nachfolge von Institutsleiter Prof. Ulrich Sieberath. Er berichtete,
dass im Oktober 2019 Prof. Jörn Peter Lass, der aktuell als Professor im Stu-
diengang „Technik der Gebäudehülle“ an der Technischen Hochschule Ro-
senheim tätig ist, an das ift zurückkehren und zunächst gemeinsam mit
Sieberath das Institut leiten werde. Ab 2020 werde er dann die Leitung voll-
ständig übernehmen. Sieberath werde sich in den Ruhestand verabschie-
den, dem ift aber noch für zwei Jahre beratend zur Seite stehen. Bevor Jörn
Peter Lass 2014 die Professur annahm, arbeitete er bereits 14 Jahre lang für
das Institut, zuletzt als Prüfstellenleiter und als Geschäftsbereichsleiter
Fenster, Haustüren und Fassaden.
WECHSEL AN DER INSTITUTSSPITZE
PROF. LASS ÜBERNIMMT LEITUNG VON PROF. SIEBERATH
IFT ROSENHEIM GOES WEST
NEUER STÜTZPUNKT IN NRW
Rosenheim liegt in einer Urlaubsregion, aber es bedeutet für viele ift-Kun-
den oft eine zweitägige Reise. Deshalb eröffnet das Institut am 21. Novem-
ber 2018 einen Stützpunkt in Rheda-Wiedenbrück (Kreis Gütersloh, NRW). Im
dortigen Einzugsgebiet liegen ca. 120 Betriebe der ift-Kunden. Eine Vielzahl
davon verfügt über eigene Prüfeinrichtungen, insbesondere Zulieferer und
Systemgeber. Nach dem ift-Konzept „Prüfung auf firmeneigenen Prüfstän-
den“ können diese über ift West nun besser betreut werden, berichtet das
Institut. Denn die ift-Prüfingenieure können vom neuen Stützpunkt aus fle-
xibel und zeitnah Prüfungen auf den firmeneigenen Prüfständen ausfüh-
ren. Damit entfielen die langwierigen und kostspieligen Anreisen aus Ro-
senheim. Mit dem neuen Standort investiert das ift Rosenheim nach eige-
nen Aussagen bewusst in Regionalität und Kundennähe, um schneller und
flexibler auf Kundenwünsche reagieren zu können. In Rheda-Wiedenbrück
würden keine neuen Laborstrukturen aufgebaut; vielmehr diene das ift
West als „Stützpunkt“ zur technischen Abstimmung der Probekörper, Prü-
fungen auf firmeneigenen Prüfständen und weiterer Dienstleistungen. Dies
umfasse zunächst die „klassischen“ Luft-, Wind- und Wasserdichtheitsprü-
fungen von Fenstern, Türen und Fassaden. Prüfungen bezüglich Einbruch-
hemmung und Schallschutz sollen folgen. Die Leitung vor Ort übernimmt
Dipl.-Ing. (FH) Rolf Schnitzler, der seit 2011 als Produktmanager die Bereiche
Fenster und Fassade beim ift Rosenheim verantwortet.
ift Leiter Prof. Ulrich Sieberath (l.) wird 2020 in den Ruhestand gehen.
Bernhard Helbing (Mitte), stellte sich bereits in diesem Jahr nicht mehr als
Vorstandsvorsitzender zur Wahl und machte den Weg für Oskar Anders frei
(siehe S. 9). Gemeinsam mit Geschäftsführer Dr. Jochen Peichl informierten
sie über die aktuellen Entwicklungen des Instituts für Fenstertechnik.
Schuler (Hochschule München) die komplizierten baurechtlichen Zu-
sammenhänge durch Unterschiede zwischen nationalen Anforderun-
gen und europäischen Normen. Durch die gerichtlichen Auseinander-
setzungen zwischen der EU-Kommission und den deutschen Baube-
hörden (Stichwort Ü-Zeichen) gibt es aktuell große Verunsicherungen
im Markt, beispielsweise bezüglich der Biegezugfestigkeit von Glas
oder der Bewertung der „Spontanbruchsicherheit“ von ESG. Dr.-Ing.
Hans Schneider (Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirt-
schaft in Baden-Württemberg) brachte Licht in die rechtlichen Zusam-
menhänge zwischen Musterbauordnung und Muster-Verwaltungsvor-
schrift (Technische Baubestimmungen, MVV TB) als Ersatz der Bau-
regellisten. Im erstmals angebotenen Themenblock 6 „Fertigung 4.0“
stellte neben weiteren Referenten Christian Terfrüchte (SCM) auto-
matisierte Produktionsverfahren und digitalen Workflow von der ers-
ten Kundenanfrage bis zum fertig nutzbaren Produkt am Beispiel der
Möbelindustrie vor.
Vom der Bauphysik bis zum Smart Home
Im Themenblock 7 „Bauphysik“ informierte Prof. Dr. Harald Krau-
se (Technische Hochschule Rosenheim) zur 2018 aktualisierten Norm
E DIN 1946-6 „Lüftung von Wohnungen“. Manuel Demel (ift Rosen-
heim) zeigte in seinem Vortrag, wann und wie Fensterbauer den Roll-
ladenkasten fachgerecht als „ungeregeltes Produkt“ (kein CE-Zeichen)
nachweisen und ausführen müssen. Die Saalfrage zeigte hier, dass noch
50 Prozent der Zuhörer nicht genau wussten, wie dieses Bauteil zu
kennzeichnen ist. Im Themenblock 8 „Smarte Fenster“ gab Günther
Ohland (Smart Home Initiative Deutschland) einen aktuellen Über-
blick über den Smart Home-Markt. Martin Wieser (Holzforschung
Austria, HFA) griff in diesemKontext die wichtige Frage der Einbruch-
hemmung auf, denn mit Smart Home-Technik lässt sich nicht nur der
Komfort erhöhen, sondern auch die Sicherheit. Gleichzeitig entstehen
aber neue Gefahren – Stichwort Hacking – durch die Manipulation
der elektronischen Komponenten, Angriffe aus dem Internet, das Ein-
dringen ins W-LAN oder das Abfangen der Funkcodes. Der Einbruch-
schutz stand auch im Fokus des Themenblocks 9 „Sicherheit“. Christi-
an Kehrer (ift Rosenheim) stellte den aktuellen Stand der „Einbruch-
norm“ EN 1627 ff. vor, die sich gerade in der Überarbeitung befindet.
Wichtigste Änderungen sind die Integration mechatronischer Beschlä-
ge und Bauteile sowie geänderte Anforderungen an Beschläge für Fens-
ter und Türen in Verbindung mit alternativen Nachweismöglichkei-
ten. Ewa Bedkowski (Polizeipräsidium Köln, Kriminalprävention/Op-
ferschutz) informierte über die neue „Kölner Studie“, in der typische
Schwachstellen an Wohnobjekten sowie Täterarbeitsweisen analysiert
werden. Die aktuelle Studie bestätigt, dass mit 50 Prozent Fenstertüren
und Terrassentüren die deutlichen Schwachstellen bei Einbrüchen in
Einfamilienhäusern sind. Martin Langen (B+L Marktdaten) referier-
te im Themenblock 10 „Fenstermarkt“ über Fenster- und Sanierungs-
trends 2018 aus der B+L-Studie „Zielgruppen, Budgets, Motive und In-
formationswege“. Demnach sind die wichtigsten Kaufmotive in der Sa-
nierung mit 48 Prozent der Ersatz beschädigter Fenster und mit 45 Pro-
zent der Komfortgewinn. Die Motivation, Energie zu sparen, ist von 61
Prozent 2012 auf 28 Prozent zurückgegangen.
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www.glas-rahmen.de/FachartikelFoto: © Vössing