glas+rahmen
10.18
titel
42
titel
sonderschau
g+r:
Die Sonderschau wurde ja viele Jahre von Prof. Ste-
fan Behling verantwortet. Was ändert sich unter Ihrer Lei-
tung?
knaack:
Wir sehen die Sonderschau als Netzwerk
bzw. Kooperation der derzeit aktivsten Hochschulen
im Bereich Glas bzw. konstruktiver Glasbau. Gemein-
sam mit der Messe Düsseldorf wollen die vier Partner
– die TU Darmstadt, die TU Delft, die TU Dresden und
die TU Dortmund – mit der „glass technology live“ ei-
ne Plattform für wegweisende Exponate aus den Berei-
chen Technologie, Produktion und Glasanwendung bie-
ten. DasThemenspektrum versteht sich dabei branchen-
übergreifend und reicht von Automotive uber Consu-
mer bis hin zu Bau und Interieur. Wichtig ist uns auch,
nicht nur konkrete, schon realisierte Lösungen zu zei-
gen. Wir wollen auch mutige und neu gedachte Konzep-
tideen sowie Beta-Lösungen vorstellen, um ganz neue
Anregungen für die zukünftigen Entwicklungen des
Werkstoffs Glas zu geben.
g+r:
Wo setzen Sie die Schwerpunkte der Sonderschau?
knaack:
Wir haben uns mit den Partnern zusammen-
gesetzt und unter dem Motto „Mind opening Action“
vier Kernthemen definiert, die wir im neuen Layout prä-
sentieren wollen. Der erste Schwerpunkt ist „Konstruk-
tives Glas“. Hier werden wir zumBeispiel die vielverspre-
chenden Möglichkeiten des Dünnglases im Bau- bzw.
Architekturbereich aufzeigen. Auch das massive Glas –
also zum Beispiel die von Prof. Rob Nijsse (TU Delft) bei
verschiedenen Projekten eingesetzten „Glasbacksteine“
– werden zu sehen sein. Der zweite Bereich wird „Ener-
gie und Performance“ sein. Hier geht es um neue An-
wendungen zur Energieerzeugung an der Gebäudehülle.
Neben Weiterentwicklungen bei „klassischen“ Themen
wie Photovoltaik und Solarthermie soll gezeigt werden,
was Glas noch alles leisten kann, um die Energie-Per-
formance bzw. den Energieeintrag ins Gebäude zu opti-
mieren und für den Nutzer ein behagliches Raumklima
zu schaffen. Beim dritten Schwerpunkt „Neue Techno-
logien“ geht es im Kern um neue Herstellungs- und Ver-
arbeitungsmöglichkeiten von Glas und somit um We-
ge, mit dem vielseitigen Werkstoff neue Anwendungen
zu realisieren. Zum Beispiel durch neue Vorspanntech-
nologien oder Entwicklungen bei der Glaslamination –
aber aus der additiven Herstellung von Glas. Ein völlig
neues Thema.
g+r:
Und der vierte Schwerpunkt?
knaack:
Das ist das Thema „Interaktive Fassaden/
Display Glass“. Hierunter fallen zum Beispiel Ansätze,
wie Glas am Gebäude nach außen hin als multimedia-
le und interaktive Informationsfläche genutzt werden
kann – zum Beispiel durch den Einsatz von Leuchtmit-
teln. Spannend wird es aber vor allem auch beim Innen-
einsatz. Hier gibt es bereits einige Konzeptstudien zu
Spiegeltechnologien, mit denen der Nutzer interagieren
kann. Hier ist die große Frage, wie es weitergeht in punc-
to „Interaktivität“ beim Flachglas und welche Möglich-
keiten sich zukünftig noch herauskristallisieren. Und da
wollen wir einige ansprechende Ideen zeigen.
g+r:
Welche Innovationen erwarten die Fachbesucher
im Bereich Fassade? Können Sie da schon was verraten?
knaack:
Die Fassade bildet kein separates Thema der
Sonderschau, ist jedoch wie oben erläutert bei zahlrei-
chen Exponaten im Fokus. Sie ist ein wichtiger Anwen-
dungsbereich für Glas als Material und so ein bedeu-
tendes Feld, wenn es um konstruktiven Glasbau und in-
teraktive Nutzungskonzepte geht. Kurz und gut: Fassa-
den- und Glasexperten werden beim Besuch der „glass
technology live“ sicher viele inspirierende Objekte ent-
decken können.
Das Interview führte Jens Meyerling
„Plattform für wegweisende Exponate“
Prof. Dr.-Ing. Ulrich Knaack leitet das Netzwerk der vier Hochschulen,
das zur 25. glasstec erstmals die Sonderschau „glass technology
live“ verantwortet. Im Interview mit Glas+Rahmen erläutert er das
neue Konzept und die Schwerpunkte.
zur person
Prof. Dr.-Ing. Ulrich
Knaack ist Inhaber
der Professur
„Fassadentechnik“
am Institut für
Statik und Kon
struktion, Fach
bereich Bauingeni-
eurwesen und
Umweltingenieur-
wissenschaften,
der Technischen
Universität Darm-
stadt.
„Wir wollen auch
mutige und neu ge-
dachte Konzeptideen
sowie Beta-Lösun-
gen vorstellen, um
ganz neue Anregun-
gen für die zukünf-
tigen Entwicklungen
des Werkstoffs Glas
zu geben.“
Foto: © TU Darmstadt / Ulrich Knaack