glas+rahmen
05.18
titel
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lange zeit galt der möglichst
effiziente U-Wert
einer Verglasung als das Maß der Kompetenz und der
Technologie. Und tatsächlich ist es binnen 50 Jahren ge-
lungen, von der Einscheibenverglasung über die ers-
te Generation der Isolierverglasung bis hin zur heuti-
gen Dreifach-Wärmeschutzverglasung den U
g
-Wert von
mehr als 5,0 W/m
2
K auf 0,7 W/m
2
K und somit auf fast
ein Zehntel zu reduzieren. Allerdings ist dieser Wett-
lauf um den effizientestenWärmeschutz bauphysikalisch
heute so ziemlich am Ende der Fahnenstange angekom-
men – weitere Verbesserungen durch Vierfach- oder Va-
kuumverglasungen sind technisch möglich, aber vom
Aufwand, den Kosten und anderen funktionalen Nach-
teilen her gesehen in der Breite am Markt derzeit und
sehr wahrscheinlich auch künftig weder durchsetzbar
noch wirklich sinnvoll.
Der Wärmeschutz einer Verglasung ist jedoch nur ein
Aspekt von vielen, die in der Architektur eine Rolle spie-
len. Man denke nur an den Brand- und Schallschutz oder
die Verschattung, die inzwischen durch elektrochrome
(schaltbare) Gläser auch von der Verglasung selbst gelöst
wird – ganz ohne mechanische Komponenten wie Raffs-
tores oder Rollläden, die in großen Höhen den Windlas-
ten nicht mehr standhalten können. Und wenn wir ge-
rade von „Groß“ sprechen – die Formate der Scheiben
sind aktuell ein viel diskutiertes Thema in der Glasbran-
che, das die Bedeutung der Verglasung für die Archi-
tektur weg von rein bauphysikalischen Aspekten in den
Fokus der Gestaltung und der Ästhetik rückt. Tatkräftig
unterstützt, aber auch herausgefordert von den Planern,
haben sich einige Glasveredler auf den Wettstreit einge-
lassen, die noch größere Glasscheibe zu pro-
duzieren, zu bearbeiten und zu veredeln. Die
Firma sedak GmbH&
Co.KGist nebenThie-
le Glas, AGC Interpane, Saint-Gobain und
anderen einer der Glashersteller, die bei der
Entwicklung sogenannter XXL-Gläser den
Ton für das Machbare angeben. Das Format
bis 18 x 3,2 Meter schafft inzwischen jedes
dieser Unternehmen, während sedak bereits
den Ausblick wagt, ab Mitte dieses Jahres mit
3,51 x 20 Meter „die größten Gläser der Welt“
herzustellen und zu veredeln.
Herausforderung bei XXL-Gläsern
Tatsächlich ist die Herstellung der sogenannten XXL-
Gläser das Eine – die Veredlung und die Logistik hinge-
gen das Andere, das eben auch gelöst und beherrscht sein
will. Denn schließlich durchläuft eine übergroße Scheibe
vom Floatglasbett bis zum Einbau an der Baustelle ebenso
viele Produktionsschritte und Veredelungsvorgänge wie
eine übliche Scheibengröße. Die Bemessung übergroßer
Gläser unterscheidet sich lediglich in den Dimensionie-
rungen der Glasstärken (6 bis 20 mm), das Verfahren an
sich ist aber üblich wie bei gewöhnlichen Scheibengrö-
ßen. Schwieriger wird es bei statischen Fragen hinsicht-
lich der geeigneten Konstruktion am Einbauort. Denn
Befestigungsmittel, tragende Profile und Untergründe
müssen in der Lage sein, das enorme Eigengewicht der
Scheiben (je nach Größe zwei bis drei Tonnen) aufzu-
nehmen und dazu die Wind- und eventuell Schneelas-
ten mit abzutragen. Und gelöst sein will auch die Frage:
Herausforderung XXL-Scheiben
In den letzten Jahren hat sich unter den Glasveredelnden unternehmen eine
regelrechte Format-Olympiade entwickelt – inzwischen sind Längen bis 18 Meter
machbar, und die 20-Meter-Marke ist bereits fest für 2018 im Visier. Mit den
Scheiben müssen auch die Bearbeitungstechnologie und die Logistik wachsen.
Foto: © sedak GmbH & Co. KG / Christian Fabris
Im Mai 2017 öffnete das
Haus der Europäischen
Geschichte in Brüssel
seine Pforten – der in
den 1930er Jahren er-
richtete Altbau – ein
ehemaliges zahnmedi-
zinisches Institut –
wurde um ein gläsernes
„Implantat aus Glas“
erweitert. 53 bis zu 7,80
Meter lange Fassaden-
gläser und 168 bis zu
13,8 Meter lange Glas-
fins bilden einen Groß-
teil der Glashülle.