Unternehmen + Märkte
Anwenderreport Höhenzugang 2015
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Das Geschäft läuft gut, die Ar-
beitsbühnenvermieter erweisen
sich immer mehr als universel-
le Dienstleister für die gesam-
te Wirtschaft. Sie können auch
auf das Know-how der Anbie-
ter für Höhenzugangstechnik
setzen, die mit immer besseren
und leistungsfähigeren Geräten
den Nutzern ganz neue Möglich-
keiten eröffnen.
E
la meinte es alles andere als
gut. Als im Sommer 2014 das
Sturmtief über Nordrhein-West-
falen, Hessen und Niedersachsen
zog, hinterließ das Tiefdruckgebiet
verheerende Schäden. Während
entwurzelte Bäume eine Aufgabe
unter anderem für die Feuerwehr
auf dem Boden war, mussten Hel-
fer Gutachter oder Handwerker für
Schäden an Dächern in die Höhe.
Genau deshalb schlug direkt nach
Sturmtief Ela die Stunde der Hö-
henzugangstechnik.Arbeitsbühnen
beförderten die Spezialisten bis zu
100 Meter hoch, um Bestandsauf-
nahmen der Schäden und Repara-
turarbeiten durchzuführen.Einmal
mehr verdeutlichte die Branche mit
ihrer Technik, was sie alles kann.
Arbeiten, die übrigens noch im-
mer nicht abgeschlossen sind. Der
Vest – das sind die nordrhein-west-
fälischen Gemeinden Recklinghau-
sen, Herten, Castrop-Rauxel und
Datteln – rechnet mit bis zu sieben
Jahren.
Auch ohne Sturmschäden ent-
decken und nutzen Unternehmen
immer häufiger die Möglichkeiten
der Höhenzugangstechnik. Die mo-
bilen Arbeitsbühnen schaffen mitt-
lerweile Höhen von über 100 Me-
tern. Auch der Untergrund spielt
keine Rolle mehr, weil die Büh-
nen dank Allradtechnik oder Ket-
ten den Zugang in jedes Gelände
erlauben. Auch im „Kleinen“ ent-
decken gerade Handwerksunter-
nehmen die Vorteile einer mobilen
Arbeitsbühne, wenn es um Fassa-
denarbeiten geht, die nicht ganz so
aufwändig und zeitintensiv sind.
Müssen sie mindestens einen Tag
Auf- und einen Aufbau plus Stand-
zeiten kalkulieren, reicht es oft,mit
einer mobilen Lkw-Arbeitsbühne
beim Kunden vorzufahren.
Gerade im Bereich der 3,5-Ton-
nen-Klasse gibt es gute Angebote.
Nissan etwa ist stolz, mit einzelnen
Partnern mehrere Hundert Fahr-
zeuge bereits realisiert zu haben.
Mit Palfinger entstand im Sommer
2015 das 500ste umgebaute Fahr-
zeug. Ein Grund für die Beliebtheit
ist die Führerscheinproblematik.
Wer nach dem Jahr 2000 seine Füh-
rerscheinprüfung gemacht hat,darf
nur noch maximal 3,5 Tonnen als
zulässiges Gesamtgewicht bewegen,
während Inhaber der alten Klasse 3
nicht nur einen 7,5-Tonner fahren
durften, sondern auch noch einen
zweiachsigen Anhänger dranhän-
gen konnten und 18 Tonnen über
die Straßen bewegen durften. Für
die 3,5-Tonnen-Klasse ist das ein
Rechenexempel. Oft reicht dann
ein Mitarbeiter, der mit dem eige-
nen oder geliehenen Fahrzeug zum
Kunden fährt und auf der Bühne –
das freilich nur mit einer Einwei-
sung – die Arbeiten erledigt.
Diese Beliebtheit schlägt sich
auch in den Zahlen nieder: Wuchs
die Branche der Arbeitsbühnen-
vermietung 2014 um 5,5 Prozent,
ging der Umsatz mit Lkw-Arbeits-
bühnen gleich um 7,5 Prozent in
die Höhe und war damit noch vor
selbstfahrenden Teleskop- und
Gelenkteleskop-Arbeitsbühnen
(+6,5 Prozent) der bestwachsen-
de Bereich.Lediglich der Markt der
selbstfahrenden Scherenarbeits-
bühnen stagnierte,für das laufende
Jahr prognostiziert die bbi-Umsatz
umfrage unter den Verleihern so-
gar einen Rückgang um zwei Pro-
zent.Anlass zur Trauer gibt es aber
nicht: Für das Jahr 2015 rechnet die
Branche mit einemUmsatzplus von
3,5 Prozent (siehe Grafik)..
Immer sicherer
Oft ein Thema ist zudem die Si-
cherheit, wobei gilt: Wer die Vor-
schriften einhält, bewegt sich auf
sicherem Terrain. Unfälle lassen
sich zwar nie vermeiden, wobei der
Blick in die Statistik zeigt: Hauptur-
sache dafür ist der Faktor Mensch,
weil er Sicherheitsvorschriften mas-
siv missachtet. Das belegt die Sta-
tistik der International Powered
Access Federation, kurz IPAF, die
sich weltweit um den sicheren und
effektiven Einsatz von Höhenzu-
gangstechnik kümmert. Seit 2012
führt der Verband eine weltweite
Unfallstatistik, die vor allem be-
legt:Während die Zahl eingesetzter
mobiler Hubarbeitsbühnen wächst,
gehen die Unfallzahlen zurück und,
besonders erfreulich, die mit tödli-
chemAusgang.
„Vorläufige Berechnungen zur
Häufigkeit tödlicher Unfälle bestä-
tigen, dass mobile Hubarbeitsbuh-
nen zu den sichersten kurzfristi-
gen Hilfsmitteln für Höhenarbeiten
zählen“, kommentierte die Organi-
sation die Entwicklung. Deutsch-
land steuerte im letzten Jahr zwei
Unfälle mit tödlichem Ausgang
bei. In einem Fall hatte der Arbei-
ter einfach den Arbeitskorb verlas-
sen,um an eine schwer zugängliche
Stelle zu kommen, und war prompt
abgestürzt.
Wie sicher die Arbeitsbühnen
sind, hat die IPAF errechnet. Sie
kommt für das Jahr 2014 auf 182,4
Millionen Maschinentage. Grund-
lage dafür waren die Größe der
Mietflotten, die durchschnittli-
che Nutzungsrate und die Zahl der
Arbeitstage. Die Zahl der tödlichen
Unfälle (64) auf die Maschinenta-
ge umgerechnet, ergibt eine To-
desfallquote in 100.000 Tagen von
nur 0,035. Die Statistik soll helfen,
langfristig mit den Erkenntnissen
Richtlinien und Techniken zu ent-
wickeln, um das Arbeiten mit Hö-
henzugangstechnik noch sicherer
zu machen.
Hilfe finden Interessierte nicht
nur bei den Arbeitsbühnenvermie-
tern, sondern auch bei den Her-
stellern selbst. Gerade die Vermiet-
branche hat sich zum universellen
Dienstleister entwickelt: Sie inves-
tiert in Arbeitsbühnen, die sich für
ihre Kunden als eigene Anschaf-
fung nicht rechnen, weil sie im-
mer nur kurzfristig zum Einsatz
kommt. Die herstellerunabhängi-
gen Vermieter können diesen Un-
ternehmen ganz auf ihre Bedürf-
nisse zugeschnittene Angebote
machen, halten sie doch in der Re-
gel die gesamte Bandbreite an Hö-
henzugangstechnik bereit. Um das
Verleihgeschäft haben sie ein um-
fangreiches Dienstleistungspaket
geschnürt, das über Schulungen
bis hin zur Bereitstellung von Be-
dienpersonal reicht. Rund 300 Be-
triebe gibt es bundesweit, die pro-
fessionell Höhenzugangstechnik
vermieten. Sie haben in ihrem Be-
stand schätzungsweise 50.000 Ar-
beitsbühnen und erzielten 2014
mehr als eine Milliarde Euro.
Umsatzentwicklung der Arbeitsbühnenvermieter
Mit einem Plus von 5,5 Prozent liefen die Geschäfte gut für dieVerleihbran-
che, wenn auch die einzelnen Sparten äußerst unterschiedlich abschnit-
ten. Für das laufende Jahr prognostiziert der bbi-Konjunkturtest ein Plus
von 3,5 Prozent.
2014
2015
Gesamtumsatz
+ 5,5
+ 3,5
LKW-Arbeitsbühnen
+ 7,5
+ 4
Selbstfahrende Teleskop- und
Gelenkteleskop-Arbeitsbühnen
+ 6,5
+3, 5
Anhänger-Arbeitsbühnen
+ 3,5
+ 3
Selbstfahrende Scheren-Arbeitsbühnen
± 0
– 2
Arbeitsbühnen auf Kettenfahrwerk
+ 5
+ 1,5
Teleskopmaschinen
– 3
+ 3,5
Quelle: bbi
enstleister