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ittendrin in der Sommerzeit, macht sich bei den meisten zum Glück ein biss-

chen Ruhe breit. Ich finde, dass einem oftmals erst in solchen Phasen auffällt,

dass es vorher dann und wann vielleicht doch etwas hektisch war. Wie schnell sich

der Alltag dreht, ist mir neulich an einem ziemlich banalen Beispiel aufgefallen. In

meinem Auto herrscht Krieg, sobald alle Kinder an Bord sind und es um die Auswahl

der zu spielenden Musik geht. Die Geschmäcker sind nun mal äußerst verschieden.

In einem Anfall pädagogischer Übermotivation wollte ich meinem Nachwuchs vor

Augen führen, was ich denn „damals“ für Musik gehört habe. Und das, obwohl ich

ganz genau weiß, dass Kinder sowas hassen! Trotzdem sah ich das in dieser speziel-

len Situation als einzigen Ausweg, um mit der klaren Ausspielung meines Chef-Pos-

tens innerhalb der Familie ein Handgemenge

auf dem Rücksitz zu verhindern.

Erstaunlich zeitnah fand ich in mei-

nem Handschuhfach noch eine CD mit den

Hits aus den 90ern. Es gab Zeiten, da bekam

man die an der Tankstelle als Prämie und ich

konnte mich bislang noch nicht überwinden,

mich der glitzernden Scheibe zu entledigen

– schließlich haben mich die dort verewig-

ten „Hits“ durch meine Jugend begleitet. Be-

reits die ersten Akkorde brachten das ersehnte

Resultat: Frieden auf den billigen Plätzen. Es

waren sich nämlich alle einig, dass die Mucke

ziemlich blöd und lahm ist.

Doch anstatt mich über diesen Zustand

der Entspannung zu freuen wurde ich nach-

denklich. Ich musste mir nämlich eingestehen,

dass ich die Lieder auch ziemlich lahm fand.

Vergeblich versuchte ich mir vorzustellen, wie

wir damals dazu getanzt haben sollen. Heute

bin ich definitiv zügigeren Schrittes beim Ein-

kaufsbummel unterwegs, als ich es damals offensichtlich auf der Tanzfläche war.

Wenn sich bei mir dunkle Gedanken auftun, suche ich stets was Positives an dem,

was mir gerade die Laune verhagelt. Das war bei den Songs aus den 90ern sehr ein-

fach: Man versteht, was die da singen! Als Teenager konnte ich alle Texte auswendig,

auch wenn es sicherlich bei der Übersetzung durch mangelnde Sprachkenntnis De-

fizite gab. Aber danach hat ja eh niemand gefragt. Heute ist das anders: Auch, wenn

meine Sprachkenntnisse seit den 90ern zweifelsohne zugenommen haben, bin ich oft

nicht in der Lage zu verstehen, was in den aktuellen Charts so gesungen wird. Meine

Kinder wollen das aber leider immer wissen und es ist ihnen auch in keiner Weise

peinlich, mich ständig danach zu fragen und mich um eine Übersetzung zu bitten.

Wie soll ich da als allwissendesVorbild mein Gesicht wahren?

In diesem Punkt habe ich mittlerweile resigniert und gestehe gerne mein Unver-

mögen ein. Eigentlich kann ich da ja auch gar nichts für – diese furchtbar schnelle

Musik und das Genuschel der Sänger sind schuld. Ich halte es in solchen Situatio-

nen jetzt wie ein Kind: Es wird einfach gesungen bzw. gesagt, was gehört wird. Bei-

spielsweise sorgte 2010 der Titel Wavin´ Flag für viel Freude, wenn dieser Hit stets

selbstbewusst „Give me Wiesen, give me Weiher“ als Eingangszeilen verpasst be-

kam, die dann aus dem Kinderzimmer zu vernehmen waren. Geraume Zeit später

wurde konsequent „Katze loves you“ statt „Got to love you“ gesungen. Ich könnte

unzählige weitere Beispiele aufzählen, aber eins ist allen gemein: Sie sorgen stets für

gute Laune. Und davon kann man im schnellen Alltag nie genug haben! Vielleicht

nutze ich dennoch die Sommermonate, um einen dynamischeren Tanzstil für meinen

nächsten Clubbesuch zu entwickeln. Die 90er kommen ja nun mal nicht wieder und

ganz will ich den Anschluss auch nicht verlieren.

Beste Grüße

Maren Meyerling

rts@verlagsanstalt-handwerk.de

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