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eulich war von dem Taschengeld meines ältesten Sohnes mal wieder nichts
für die Eintrittskarte zu einem Festival übrig, was er aber keinesfalls verpass-
ten wollte. Als Mutter bin ich wohl als „mittelnett“ zu bezeichnen: Einfach so gibt
es keine Extras, bei Leistung schon. Da der Rasen noch keinen Mäher brauchte und
der Staubsauger bereits geschwungen wurde, habe ich ihn ein Verzeichnis für das
RTS-Magazin erstellen lassen. Der Junior hat das zu meiner vollsten Zufriedenheit
erledigt – braves Kind! Bevor er zu seinem Festival abrauschte habe ich ihn noch ge-
fragt, ob ihm denn irgendwas bei der Arbeit aufgefallen wäre. „Ja. Diese echt styli-
schen Produkte haben alle Namen, die sich keiner merken kann. Das erinnert mich
an meine IBAN“, bekam ich von ihm zur Antwort.
Zugegebenermaßen kommt das eher sel-
ten vor, aber in diesem Fall musste ich meinem
Spross wirklich mal Recht geben. Wenn mich
einer fragt, was ich für eine Markise habe, dann
weiß ich natürlich den Hersteller, die genaue
Bezeichnung muss ich aber nachgucken. Das
liegt sicherlich daran, dass das nicht ständig je-
mand wissen möchte. Trotzdem: Der Großteil
der Produkte aus dem Bereich Rollladen, Tore
und Sonnenschutz werden mit Buchstaben-
und Zahlenkombinationen bezeichnet. Oder
sie tragen Phantasie-Namen, deren Herkunft
nur ein kleiner Personen-Kreis des Herstellers
kennt. Das sind dann die geheimen Taufpaten.
In puncto Verkauf wären doch leicht zu-
gängliche Namen viel einfacher! Vor allem
wenn man bedenkt, wie das weibliche Ge-
schlecht tickt, was ja nun mal erheblichen
Einfluss darauf nimmt, was gekauft wird und
was nicht. Ich könnte mir vorstellen, dass auf
die Frage „Was ist das denn für eine Sonnen-
schutzlösung?“ die Antwort „Oh, das ist unsere Julia von XXX“ wesentlich einprägsa-
mer wäre, als eine Buchstaben-Zahlen-Kombination. Und was ist, wenn der neidische
Nachbar fragt, was denn da für ein schönes Tor-Exemplar die Garage ziert? Den Na-
men William o. ä. plus Hersteller kann man sich bestimmt problemlos aus dem Ärmel
schütteln, ohne in den technischen Unterlagen nachsehen zu müssen.
Beispiele, wo das gut funktioniert, gibt es viele.Vor allem, weil man mit der Wahl ei-
nes Namens prima Assoziationen transportieren kann. Es müssen ja auch nicht unbe-
dingtVornamen sein, Turnschuhe heißen beispielsweise auch „Gazelle“ oder „Samba“.
Da kann man sich direkt etwas drunter vorstellen. Wird das Modell mal neu aufge-
legt, wird einfach die entsprechende Nummerierung drangehängt. Gleiches gilt – auch
wenn Sie das nicht lesen wollen – bei so mancher hübschen Handtasche. Oder auch
bei Jeanshosen. Große Würfe, die sich bis zumTod ins Gedächtnis einbrennen, wie die
Nummer 501, sind hier wohl die absolute Ausnahme. Hingegen weiß man, dass alle
Modelle „Sophie“, „Taylor“ oder was auch immer eines bestimmten Herstellers in der
Regel gut passen.
Selbstverständlich bezieht sich das Ganze nicht nur auf unsere Branche. Nahezu
überall, wo Technik drinsteckt, werden Bezeichnungen und keine Namen gewählt.Ver-
mutlich ist das so, damit der Hirnschmalz, der in einem Produkt steckt, so die notwen-
dige Wertschätzung erhält. Aber muss das wirklich sein? Schließlich ist die Liste leicht
eingängiger Namen schier unerschöpflich und es ist sicher etwas für jeden Geschmack
dabei, das auch auf internationaler Ebene kommuniziert werden kann. MeinVorname
ist übrigens schon an ein Produkt vergeben – und zwar an einen Klodeckel von Ikea.
Das ist in diesem Fall dumm für mich gelaufen, andererseits sind Klodeckel schon
ziemlich wichtig.Was täten wir schließlich ohne sie? Und Selbiges gilt doch ohne Frage
auch für Rollladen, Tore und Sonnenschutzsysteme.
Beste Grüße
Maren Meyerling
m.meyerling@verlagsanstalt-handwerk.deDas Kind braucht einen Namen
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