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ForumWintergärten 2/2017
Markt
Die Transportwannen, in denen Werkar-
beiter die fertig konfektionierten Sonnen-
schutztücher früher zu den Montagesta-
tionen für Markisen rollten, stehen in der
weitläufigen Produktionshalle heute meist
still. Denn die Tücher schweben beim Mar-
kisenhersteller Markilux nun fast lautlos
über ein Fördersystem unter der Hallende-
cke zu ihrem Bestimmungsort. Dort ruhen
sie in einer Art Paternoster, bis ein Monteur
sie in die vorgesehene Markise baut. Nach
dem Zuschnitt, Kleben und Konfektionie-
ren übernimmt schon seit einiger Zeit eine
automatische Steuerung den Tuchtransport.
„Die Anlage kann Fördern, Heben, Drehen,
Kippen und es gibt neun verschiedene Pro-
gramme, die sämtliche Vorgänge auf einer
Förderstrecke von insgesamt 300 Metern
steuern und an sieben Terminals visuali-
sieren können“, beschreibt Michael Ger-
ling, technischer Leiter von Markilux, einige
technische Details.
Arbeitsprozesse sind automatisiert
„Dies ist nur ein Beispiel dafür, wie sich
Industrie 4.0 im Unternehmen abbildet“,
erklärt Michael Gerling. Das Automati-
sieren von Produktionsabläufen hat aber
Auf demWeg in ein neues
Produktionszeitalter
Webstuhl und Dampfmaschine markierten den Beginn der Industriellen Revolution. Ihnen
folgten Elektrizität und Fließband sowie Elektrotechnik und IT. Nun bewegen wir uns mit
großen Schritten in das Zeitalter von Industrie 4.0, mit intelligenten Produktionsstätten – den
„smart factories“. Viele Industrie-Unternehmen haben den hierfür nötigen digitalen Wandel
bereits eingeleitet. Darunter auch der Markisenspezialist Markilux. Er setzt auf vernetzte und
automatisierte Prozesse in Produktion, Logistik, Vertrieb und Marketing.
einen wichtigen Stellenwert. So funktioniert
auch der digital und per Laser gesteuerte
Zuschnitt der Markisentücher vollautoma-
tisch. Das Gleiche gilt für die Konfektions-
anlage der Transport- und Gelenksysteme
der Markisen. Eine automatisierte Logis-
tik sowie teilautomatisierte Verpackungs-
prozesse gehören ebenfalls zum veränder-
ten Produktionsalltag. „Wir sind diesen
Weg vor allem aus zwei Gründen gegangen:
Zum einen wird es in Zukunft nicht leich-
ter werden, gute Fachkräfte zu finden und
zum anderen müssen wir an unsere älteren
Mitarbeiter denken. Das heißt, die Produk-
tion auf ein altersgerechtes Arbeiten einzu-
stellen“, sagt Michael Gerling. Neben dem
Automatisieren von Arbeitsroutinen hat das
Unternehmen die Produktion in den ver-
gangenen Jahren mit Informations- und
Telekommunikationstechnik vernetzt, um
zeit- und ressourcenschonend fertigen zu
können. Schon seit Jahren arbeitet man hier
eng mit Hochschulen zusammen. Indus
trie 4.0 ist zudem in den „Kontinuierlichen
Verbesserungsprozess“ des Unternehmens
integriert. So haben 3D-Drucker, die man
für das Prototyping neuer Modelle einsetzt,
die Entwicklung deutlich beschleunigt, was
letztlich auch wirtschaftlicher ist.
Neueste Technologie
Laut Klaus Wuchner, Leiter für Vertrieb und
Marketing, hat der Einsatz neuer Text- und
Bilddatenbanken sowie moderner Kunden-
informations- und Content-Management-
systeme auch das Arbeiten in der Sales- und
Marketing-Abteilung verändert. „Digitale
und automatisierte Systeme sind für Unter-
nehmen heute schlichtweg notwendig, um
mit dem rasanten Wandel Schritt zu halten.
Aber auch, um die immer komplexer wer-
denden Prozesse schnell anpassen und das
hohe Arbeitstempo stemmen zu können“,
erklärt er. Man ist ferner bestrebt, immer
ein wenig Vorsprung vor dem Wettbewerb
zu haben und investiert deshalb stetig in
neueste Technik. Industrie 4.0. funktioniert
jedoch nur, wenn die zugrundeliegenden
Prozesse fehlerfrei und reibungslos funktio
nieren. „Schon seit Jahren orientieren wir
uns für eine schlanke Produktion an Techni-
ken des Lean-Managements. Fließfertigung
in kleinen Arbeitsgruppen, das Einbinden
der Mitarbeiter in den Entwicklungspro-
zess und permanente Qualitätskontrollen
sind nur einige Punkte die dabei zum Tra-
gen kommen“, sagt Klaus Wuchner.
Fünf-Jahresschritte
Der digitale Wandel und die damit verbun-
denen neuen Produktions- und Arbeitswel-
ten bedeuten darüber hinaus, dass man von
den Mitarbeitern erwartet, sich lebenslang
weiterzubilden. Laut Klaus Wuchner wird
das E-Learning in den kommenden Jahren
hier immer wichtiger werden. Man muss die
Angst vor Neuem nehmen und zeigen, wel-
che Chancen zusätzliche Qualifikationen
mit sich bringen. Gut ausgebildete Fach-
kräfte zu finden, wird in Zukunft dennoch
anspruchsvoller und erfordert im Umkehr-
schluss, weitere Arbeitsroutinen zu automa-
tisieren. Klaus Wuchner und Michael Ger-
ling sind sich einig, an diesem Punkt auch in
den kommenden Jahren anzuknüpfen. „Wir
werden Produktion und Logistik, ebenso
wie andere Abteilungen für einen optima-
len Informationsfluss und für schlanke, effi-
ziente Produktionsprozesse weiter digi-
tal vernetzen. Außerdem die Arbeitsplätze
für unsere Mitarbeiter optimieren“, sagt
Klaus Wuchner. Industrie 4.0 ist bei Marki-
lux angekommen und wird in Fünf-Jahres-
schritten weiter in das Unternehmen integ-
riert. Man muss Dinge einfach ausprobieren
und das, was gut funktioniert, konsequent
ausbauen. Nur so kann man wettbewerbs-
fähig bleiben und die Zukunft erfolgreich
gestalten.
www.markilux.comKlaus Wuchner (l.) und Michael Gerling sehen
Industrie 4.0 und den damit verbundenen digitalen
Wandel als notwendigen Prozess, um Schritt zu
halten und wettbewerbsfähig zu bleiben.
Markilux