glas+rahmen
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Sanierung von Horizontal-Verglasungen
Die Sanierung von horizontal gelagerten Gläsern ist nicht nur
aufwändig, weil in der Regel mit Gerüsten oder Hebebühnen
gearbeitet werden muss. Es bedarf auch einer intensiven
Vorbereitung, denn etliche Vorschriften müssen beachtet werden.
Überkopf-Verglasungen
sind aus der modernen
Architektur nicht mehr
wegzudenken. Sowohl
bei der Neuerrichtung
als auch beim Austausch
von beschädigten
Gläsern müssen etliche
Vorgaben beachtet
werden.
1. Welche Anforderungen werden an die
Glasdimensionierung gestellt?
Insbesondere die DIN 18008 stellt hier zusätzliche An-
forderungen an die Glasbemessung und an die zu ver-
wendenden Glasarten. Da es sich bei einer horizontal ge-
lagerten Verglasung um ein sicherheitsrelevantes Bauteil
handelt, darf eine Reparatur nicht unter dem Gesichts-
punkt des Bestandschutzes durchgeführt werden. Die
Reparatur ist in solchen Fällen nach den aktuellen An-
forderungen und Regelungen durchzuführen. So regelt
die DIN 18008 die Durchbiegung der Unterkonstrukti-
on mit 1/200 und die der Verglasung mit 1/100 ein. Die
Lagerungsarten können für horizontal gelagerte Vergla-
sungen bis zu einer Stützweite von 1,2 m zweiseitig lini-
enförmig gelagert werden. Bei einer Stützweite von über
1,2 m sind die Verglasungen allseitig linienförmig zu la-
gern. Die Foliendicke ist grundsätzlich mit 0,76 mm vor-
gegeben. Eine Reduzierung der Foliendicke ist nur mög-
lich, wenn die Stützweite in Haupttragrichtung unter
800 mm liegt. In diesem Fall kann eine Folie mit einer
Dicke von 0,38 mm verwendet werden. Weiter sind die
Glasarten beschrieben, die für die Verglasung zu ver-
wenden sind. Welche Glasarten eingesetzt werden dür-
fen, ist in der Tabelle (nächste Seite) aufgeführt.
Aber nicht nur die Auswahl der richtigen Glasart ist
wichtig, die Verglasungen müssen auch korrekt dimen-
sioniert werden. Hierbei sind die Wind- und Schneelast-
zonen zu bestimmen, denn danach richtet sich die Dicke
des Glases und eventuell auch die Glasart, wie zum Bei-
spiel VSG aus TVG um eine höhere Lastaufnahme bei ei-
ner geringeren Glasdicke und damit auch ein reduziertes
Gewicht zu realisieren. Als Besonderheit bei Mehrschei-
ben-Isolierglas müssen bei der unteren Scheibe immer
die Belastungen, die auf die obere Scheibe einwirken,
mit berechnet werden. Denn wenn die obere Scheibe
versagt, müssen die einwirkenden Lasten von der unte-
ren Scheibe sicher aufgenommen werden.
2. Kann weiterhin Drahtglas verwendet
werden?
Die Verwendung von Drahtglas ist unter den Vorgaben
der DIN 18008 weiterhin möglich, jedoch werden hier
besondere Anforderungen gestellt. So darf die Stützwei-
te nicht mehr als 700 mm in Haupttragrichtung betra-
gen, und der Glaseinstand muss 15 mm breit sein. Ist ei-
ne Kante dauerhaft der Bewitterung ausgesetzt, muss
das Abtrocknen dieser Kante möglich sein, um Korro-
sion des Drahtgeflechts zu vermeiden. Neben diesen all-
gemeinen Konstruktionsvorgaben müssen auch die La-
steinwirkungen, wie zum Beispiel Schnee- und Wind-
last, beachtet werden, denn es kann sein, dass die Ver-
wendung von Drahtglas nicht mehr möglich ist, weil die
Belastungen zu hoch sind.
Foto: © Saint-Gobain Glass